19.01.2015

„Die Fahrradbenutzung in beiden Richtungen auf der gesamten Strecke an der Englschalkingerstraße zwischen Vollmann- und Westpreußenstraße erlauben.“ Dieser Antrag eines Bürgers löste im Bezirksausschusses (BA) kontroverse Debatten aus. Mit den Stimmen von CSU und SPD – eine Seltenheit im Stadtteilgremium – wurde das Ansinnen abgelehnt.

Dazu muss man wissen: Auf der Strecke darf man von der Vollmannstraße bis zur Einfahrt zum Ökologischen Bildungszentrum (ÖBZ) / Memeler Straße in beiden Richtungen radeln. Auf dem breiten Geh- und Ragweg ist das entsprechend ausgeschildert. Der Mann hatte angeregt, diese Erlaubnis zu verlängern auf den anschließenden, knapp 400 Meter langen, Abschnitt bis zur Westpreußenstraße.

In der Begründung der „Anregung“ wird angeführt: „Es ist jetzt schon tägliche Praxis, in beiden Richtungen zu radeln, vor allem bei den Schülern des Wilhelm-Hausenstein-Gymnasiums (WHG). Weiter heißt es: „Offenbar ist von dieser Praxis bisher keine Gefahr ausgegangen und künftig auch keine zu befürchten.“

Bereits bei der Vorberatung des Anliegens im Unterausschuss Verkehr war’s rund gegangen. Die Mitglieder hatten sich nicht auf eine Empfehlung einigen können, hatten das Ansinnen ins Kommunalparlament verwiesen. Hier legte Verkehrssprecher Martin Tscheu dar: „Die SPD-Fraktion ist der Meinung, dass es bleiben soll, wie es ist.“ Denn Andreas Kneißl, Verkehrsexperte der Polizeiinspektion 22 Bogenhausen, sehe keinen Grund an der jetzigen Situation etwas zu ändern.

Fahrradbeauftragte Gunda Krauss (Grüne) plädierte für die Verlängerung. Die 75-jährige Rentnerin, die mit ihrem Easy Rider ähnlichen Dreirad täglich 30 Kilometer unterwegs ist, „verstrampelte“ sich bei ihren Ausführungen: „Gegenläufige Radfahrerei ist gängige Praxis. Ich fahre auch auf der falschen Seite. Die Kinder vom WHG werden doch von der Polizei abgezockt.“

Für letzteren Satz gab’s einen scharfen Rüffel von BA-Vize Robert Brannekämper (CSU), der in Vertretung der Vorsitzenden Angelika Pilz-Strasser (Grüne) die Tagung leitete: „Die Polizei zockt nicht ab, sie sorgt für die Einhaltung der Straßenverkehrsordnung.“

Krauss reagierte betroffen, sah ihre unsinnige Aussage nicht ein: „Die Radler fahren halt so, da kann die Straßenverkehrsordnung sagen, was sie will.“ Auf Proteste erwiderte sie: „Ich fahre mit Helm und gebe Zeichen.“

Wolfgang Helbig, stellvertretender SPD-Sprecher, warnte Falschfahrer vor dem Risiko, das sie eingehen. Seinen Beobachtungen zu Folge radeln nicht die Jugendlichen auf dem Schulweg verkehrswidrig, „es sind eher Erwachsene, die in die falsche Richtung fahren.“ Eine Verlängerung mache keinen Sinn.

CSU-Fraktionssprecher Xaver Finkenzeller monierte gestenreich „gewaltige Denkfehler“. Er belegte bei einer positiven Verabschiedung des Wunsches „notwendige Umfahrungen“ mit einer kurzerhand angefertigten Skizze und stellte klar: „Die Polizei sieht keine Erfordernis für eine Verlängerung. Wir schießen uns der SPD an und werden den Antrag ablehnen.“ Einzig Peter Reinhardt wertete aus den Reihen der Christsozialen die Anregung als eine „prinzipiell gute Idee“ und befand: „Ich werde dafür stimmen.“ Letztlich lehnten 26 Lokalpolitiker den Bürgerantrag ab, lediglich acht Mitglieder des Stadtteilgremiums votierten dafür.

Gegenläufiger Radverkehr abgelehnt: Der Radweg an der Englschalkinger Straße ab Höhe Einmündung zum Ökologischen Bildungszentrum (ÖBZ)/Memeler Straße darf weiterhin nur in Richtung Westpreußenstraße befahren werden.
Gegenläufiger Radverkehr abgelehnt: Der Radweg an der Englschalkinger Straße ab Höhe Einmündung zum Ökologischen Bildungszentrum (ÖBZ)/Memeler Straße darf weiterhin nur in Richtung Westpreußenstraße befahren werden.