24.03.2015

Das nennt man einen Schildbürgerstreich: Die Mitglieder des Bezirksausschusses (BA) hatten einer Freischankfläche an der Ecke Mauerkircher- / Montgelasstraße für das Backspielhaus unter der Voraussetzung zugestimmt, dass mehr Stellplätze für Fahrräder eingerichtet werden. Kaum zu glauben: Es gibt künftig weniger Rad-Stellplätze!

Es ist eine schier unendliche Geschichte: Im Gebäude Mauerkircherstraße 2 – vormals war im Erd­geschoss eine Bankfiliale, später ein Matratzengeschäft – befindet sich einiger Zeit eine Depen­dance des Backspielhauses. Das Unternehmen hatte beim Kreisverwaltungsreferat (KVR) den Antrag auf Genehmigung einer Freischankfläche gestellt. Die Behörde lehnte ab: Aus verkehrlichen Gründen – bestehende Tramhaltestelle mit Sitzgelegenheiten und daneben ein abschüssiger Rad­weg – ist die Fläche an der Montgelasstraße nicht genehmigungsfähig.

Ein Ärgernis seit Jahren: An der Ecke Mauerkircher-/Montgelasstraße gibt’s zu wenige Stellplätze für Fahrräder.
Ein Ärgernis seit Jahren: An der Ecke Mauerkircher- / Montgelasstraße gibt’s zu wenige Stellplätze für Fahrräder.

Das KVR hatte aber eine Idee: „Die Fläche auf Seite der Mauerkircherstraße kann genehmigt wer­den, wenn der an der Hauswand fest installierte Fahrradständer entfernt wird“. Grundsätzlich muss man dazu wissen: Neben den Backspielhaus befindet sich das Café Catwalk. Für die Lokalpolitiker war stets klar: Weitere Abstellplätze für Fahrräder sind dringend notwendig.

CSU-Fraktionssprecher Xaver Finkenzeller konstatierte mehrfach: „Das Umfeld ist seit Jahren eine Drahtesel-Wüste, der Gehweg ist so stark verengt, dass es kaum mehr Platz für die Fußgänger gibt.“

Holger Machatschek (Grüne) erläuterte jetzt im Kommunalparlament seine jüngsten Beobachtun­gen: „Bei schönem Wetter besteht Platzbedarf für 40 bis 60 Fahrräder, vorhanden sind aber nur etwa 20 Stellplätze.“

Der Ausweg aus dem kompakten Dilemma: einen Autoparkplatz auflösen. Am 16. September ver­gangenen Jahres hatte dazu das Stadtteilgremium beschlossen: Reduzierung der gegenüberliegen­den zehn Taxistellplätze auf neun. Auf der Seite des Backspielhauses an der Mauerkircherstraße entfällt dann der erste Parkplatz und wird für neue Fahrradständer genutzt. Durch den Wegfall eines Taxiplatzes wird der Wegfall des Pkw-Platzes ausgeglichen.

Das zuständige Baureferat hatte die Forderung „geprüft“ und abgelehnt, hatte dem Stadtteilgre­mium mitgeteilt: „Die auf Grund der Freischankfläche abgebauten Fahrradständer (sechs Stell­plätze) entfallen ersatzlos.“ Die Stadtviertelvertreter hatten umgehend protestiert. Um eine „verträgliche Lösung zu finden“, trafen sich Lokalpolitiker und Behördenvertreter Anfang deswegen Anfang März vor Ort. Das Ergebnis laut Protokoll:

Weitere Fahrradparkplätze können anstelle eines Autostellplatzes nicht realisiert werden, weil die Tiefe am Straßenrand zu gering ist.
Weitere Fahrradparkplätze können anstelle eines Autostellplatzes nicht realisiert werden, weil die Tiefe am Straßenrand zu gering ist.

„Es wurde festgestellt, dass durch eine Verschiebung und Verlängerung des nunvorhandenen Fahrradständers eine Erweiterung um vier Plätze möglich ist. Zusätzliche Stellplätze für Fahrrä­der auf einem derzeitigen Pkw-Stellplatz am Straßenrand sind nicht möglich, da die Autostellplätze nur eine Tiefe von 1,77 Meter haben, für Fahrräder ein Platz von zwei Metern erforderlich ist.
Zusätzliche Stellplätze auf dem Grünstreifen sind ebenso nicht möglich, weil für die Montage von Fahrradständern für deren Stabilität ein Untergrund notwendig ist, der wiederum die Wurzeln des vorhandenen Baumbestandes schwer beschädigen würde.

Im Ergebnis ist zusammenzufassen, dass die Erweiterung um vier Stellplätze die einzige umsetzbare und sinnvolle Lösung darstellt.“

Überdies, so argumentierte das Baureferat, wären die vom BA vorgeschlagenen Abstellmöglich­keiten „nicht zielnah“ zu den Haltestellen an der Montgelasstraße gelegen und der notwendige Umbau würde „einen unverhältnismäßig hohen finanziellen Aufwand darstellen.“

Fazit: minus sechs plus vier ergibt minus zwei Radl-Stellplätze. Der Drahtesel-Verhau bleibt also bestehen. Das Chaos ist programmiert, ja garantiert.

Und die Bürgervertreter? Sie bissen ob fehlender Alternativen in den sauren Apfel, stimmten der „Erweiterung“ zähneknirschend zu.