23.03.2015

Doppelt so viele Flüchtlinge wie geplant sollen künftig bei einem Notfall im leer stehenden Siemens-Komplex an der Richard-Strauss-Straße 76 untergebracht werden. Von diesem „kursierenden Ge­rücht“ berichtete im Bezirksausschuss (BA) Vize-Vorsitzender Robert Brannekämper (CSU). Tage später ist Fakt: Die 200 vorgesehenen Reserveplätze werden auf 400 verdoppelt!

Frank Boos, Pressesprecher von Sozialreferentin Brigitte Meier (SPD), erklärte auf Anfrage: „Die Zahl der in diesem Jahr in München zu erwartenden Flüchtlinge musste gegenüber der bisherigen Prognose deutlich nach oben korrigiert werden.“ – „Deutlich nach oben“ bedeutet: Statt 10 000 Menschen geht die Stadt jetzt von 12 000 Personen aus. Da es in den bestehenden Gemein­schaftsunterkünften nicht genügend Plätze gibt, „brauchen wir für alle Eventualitäten Übergangs­kapazitäten“, so Boos.

Kurzum: Im Siemens-Trakt werden 400 Notquartiere für den Fall eingerichtet, dass sehr viele Asylbewerber zum gleichen Zeitpunkt in München eintreffen. Der Knackpunkt: Wie lange wohnen die Flüchtlinge dann hier?

Im leer stehenden Siemens-Komplex an der Richard-Strauss-Straße werden Notunterkünfte für bis zu 400 Flüchtlinge eingerichtet.
Im leer stehenden Siemens-Komplex an der Richard-Strauss-Straße werden Notunterkünfte für bis zu 400 Flüchtlinge eingerichtet.

Wenn sie nämlich „langfristig“ untergebracht werden, ist die Zahl der Bettenplätze auf 200 zu begrenzen. So lautet ein Beschluss des Stadtrats vom 22. Oktober, den das Bogenhausener Kommunalparlament auf Anregung der CSU-Fraktion am Jahresende explizit unter­stützt hatte.

Eines der vier mehrstöckigen Gebäude ist inzwischen so weit umgebaut, dass Anfang April 200 Flüchtlinge untergebracht werden können. Der zweite Block wird laut Boos derzeit vorbereitet und könnte in zwei bis drei Monaten, spätestens also im Juni, zur Verfügung stehen. Also zu jener Jahreszeit, in der nach bisherigen Erfahrungen die meisten Flüchtlinge in München ankommen.

Der Hintergrund für die möglichen Maßnahmen: Vergangenen Herbst hatten die knapp 800 Sie­mens-Mitarbeiter ihre Büros in dem rund 30 000 Quadratmeter großen Komplex geräumt und waren an den Standort Neuperlach Süd umgezogen. Betriebsratsvorsitzender Günter Prietz hatte die Idee zur künftigen Verwendung der Gebäudeteile in Bogenhausen Siemens-Chef Joe Kaeser unterbreitet, der dann den Block, ausgestattet mit Sanitäranlagen und einem großen Kantinenraum, der Stadt zur Unterbringung von Flüchtlingen anbot.

„Das Problem ist aber die kurze Laufzeit der Überlassung von maximal zwei Jahren. Denn Siemens hat noch keine Entscheidung getroffen, was in Zukunft hier geplant wird. Es muss also geprüft wer­den, ob sich die notwendigen Investitionen lohnen“, erklärte noch Anfang Februar Christian Hieber vom Amt für Wohnen und Migration im Sozialreferat den BA-Mitgliedern. Die Prüfung ist angesichts der kalkulierten Zahlen offensichtlich nicht entscheidend. Und die notwendigen Umbauten sind wohl begrenzt. So gelten in einer Gewerbeimmobilie andere Vorschriften als in Häusern, in den gewohnt, gekocht und gewaschen wird. Beispielsweise dürfen aus Brandschutzgründen in den Büroräumen nur 1,60 Meter hohe Trennwände aufgestellt werden.