28.04.2015

Der desolate bauliche Zustand und die Raumnot der Grundschule an der Oberföhringer Straße 224 sind seit Jahren, ja Jahrzehnten bekannt. Auf Initiative von CSU-Lokalpolitikerin Petra Cockrell forderte der Bezirksausschuss (BA) per einstimmigen Beschluss jetzt von der Stadt: Die Schule endlich sanieren oder neu bauen.

Im Antrag von Cockrell heißt es, das Baureferat soll „umgehend eine Entscheidung herbeiführen für eine Generalsanierung oder einen Neubau und die Realisierung der Maßnahmen unter Bereitstel­lung der finanziellen Mittel noch vor 2017 umsetzen.“

In der Begründung führt die Bürgervertreterin an: „Durch das aktuelle Entscheidungsvakuum, wie die dringend erforderliche Modernisierung der Schule aussehen wird, sind wieder Jahre verstrichen. In dieser Zeit verschlechterte sich die Bausubstanz weiter. Darüber hinaus besteht akuter Raummangel, so dass jetzt Pavillons aufgestellt werden müssen, damit die Schule endlich eine Ganztagesversorgung anbieten kann. Es muss rasch eine Entscheidung fallen, denn der aktuelle Zustand ist für die betroffenen Eltern, Schüler und Lehrer völlig untragbar, zumal bislang nicht einmal die notwendigen Investitionen – egal für welche bauliche Maßnahme – eingestellt sind.“

Die Grundschule an der Oberföhringer Straße wurde vor 56 Jahren eröffnet und 1966 erweitert.
Die Grundschule an der Oberföhringer Straße wurde vor 56 Jahren eröffnet und 1966 erweitert.

Cockrell kommentierte im Kommunalparlament die Situation ironisch treffend: „Es ist nicht so wie bei Wein – je länger er liegt, desto besser wird er.“ Zum besseren Verständnis: Die Schule mit achten Lehrsälen und Turnhalle war im Juli 1959, also vor 56 Jahren, eröffnet worden.

Bereits kurze Zeit später hatte Raumnot geherrscht. 1966 war dann ein Erweiterungsbau für acht Klassen samt einer zweiten Turnhalle bezugsfertig. Im Anschluss an die Spielwiese ist dann noch eine Kinder­tagesstätte errichtet worden.

Momentan werden – nach erfolgter Neueinteilung des Schulsprengels vor zwei Jahren – laut Schulleitung in 14 Klassen 323 Kinder unterrichtet, im Durchschnitt also 23 Kinder pro Klasse.

Zur derzeitigen Schulraumsituation in München muss man wissen, dass durch das Wachstum der Stadt, durch den ungehemmten Zuzug, durch viele Neubaugebiete und durch die Nachverdichtung bestehender Wohnanlagen sämtliche bisher aufgestellten Prognosen hinfällig sind. Für das Jahr 2030 kalkuliert man im Rathaus jetzt mit mehr als 1,72 Millionen Einwohnern.

Diesen Zahlen entsprechend ist der Bedarf an Schulen aller Art immens groß. In diesem Jahr werden in München 14 Schulcontainer aufgestellt, 2016 sollen weitere 27 Pavillonanlagen folgen. Dazu stehen Sanierungen und die Erweiterungen vieler Gebäude an. Drei Dutzend Schulen, darunter die 38 Millionen Euro kostende Ruth-Drexel-Grundschule im künftigen Wohnquartier Prinz-Eugen-Park an der Cosimastraße, werden neu gebaut.

„Was wir wollen – Was wir tun – Was uns wichtig ist“ steckt im Logo der Grundschule Oberföhring. Logo: Grundschule an der Oberföhringer Straße
„Was wir wollen – Was wir tun – Was uns wichtig ist“ steckt im Logo der Grundschule Oberföhring.
Logo: Grundschule an der Oberföhringer Straße

In einer Erklärung an die Leitung der Oberföhringer Grundschule schreibt das Referat für Bildung und Sport (RBS): Auf Grund der Datenlage besteht auch an Ihrer Schule Handlungsbedarf für eine schnelle Bereitstellung von Schulraum.

Nachdem konventionelle Erweiterungen oder Neubauten im Regelfall einen längeren Planungs- und Verfahrensvorlauf haben, müssen wir verstärkt andere Wege gehen: Relativ schnell einsetzbare Pavillons aufstellen. „Ziel ist, diese mit Beginn des Schul­jahrs 2016/17 in Betrieb gehen zu lassen“, so die Angabe.

Den Zeitplan für die Realisierung bezeichnet die Behörde als „ambitioniert.“ Laut RBS hat das Baureferat den Auftrag erhalten, „die Planung für eine Anlage mit drei Unterrichts- und Nebenräumen, einem Teamraum sowie einer Mensa aufzunehmen.

Zur Situierung heißt es: „Nach den ersten Überlegungen ist die Anlage auf dem Sportplatz geplant.“ Im weiteren Planungsverlauf seinen jedoch noch Änderungen möglich.

Zu den baulichen Vorhaben wird ausgeführt: „Derzeit laufen die Untersuchungen der Möglichkeiten einer Generalinstandsetzung mit Erweiterung beziehungsweise – wenn dies aus Kostengründen wirtschaftlicher und sinnvoller ist – einer Errichtung eines kompletten Neubaus. Ein wesentlicher Faktor bei der möglichen Neugestaltung ist auch die künftige Situierung des geplanten Neubaus für die Kindertagesstätte Wopfnerweg. Dieser Neubau ist nach referatsinterner Abstimmung auf Grund der örtlichen Bedarfslage als Haus für Kinder mit zwei Krippen-, drei Kindergarten- und zwei Hort­gruppen geplant.“

Der Eingangsbereich des langgestreckten Baus der Grundschule an der Oberföhringer Straße.
Der Eingangsbereich des langgestreckten Baus der Grundschule an der Oberföhringer Straße.

Wegen des langgezogenen Grundstücks sei es äußerst schwierig, alle Bedarfe optimal auf dem Gelände unterzubringen. Es gelte, die Pavillons so auf dem Gelände zu situieren, dass keine künftigen Planungen verhindert oder beeinträchtigt werden.

„Künftige Planungen, laufende Untersuchungen“ – diese Formulierungen sind schlechthin eine Frechheit gegenüber Lehrkräften, Kindern und Eltern.

Denn im Dezember 2012 hatte bei einem vom BA initiierten „Gedankenaustausch zur Ganztagsbetreuung“ an den sieben Grundschulen in Bogenhausen Dirk Adomat vom Bildungsreferat versprochen: „Ich nehme Oberföhring als Hausaufgabe mit.“

Anlass dazu waren die Ausführungen zur Ganztagsbetreuung von Rektorin Mathilde Rohm: „80 Kinder in einem Raum plus ein klitzekleines Nebenzimmer, die Kinder essen in Schichten, eine Meisterleistung der Organisation, wir sind absolut am Limit.“ Außerdem hatte die Schulleiterin klargestellt: „Die Bausubstanz ist marode, die Toiletten sind indiskutabel, die Generalinstand­setzung wird immer wieder verschoben.“ Erst mit der Sanierung und der Einrichtung einer Mensa sei eine von vielen Eltern gewünschte Ganztagsklasse möglich.