München braucht nichts dringender als Wohnraum. Genauer: bezahlbaren Wohnraum. Die seit Jah­ren ohnehin prekäre Situation dürfte sich angesichts der vielen Asylbewerber, wenn sie alsbald ein Bleiberecht bekommen, drastisch verschärfen. Vor diesem Hintergrund beantragten die CSU-Stadträte Marian Offman und Walter Zöller ein „Schnellbauprogramm für Wohnungssuchende.“ Offman nennt dafür auch zwei mögliche Areale in Bogenhausen.

Der Oberbürgermeister und das Stadtparlament sollen prüfen, „ob unter bestimmten Voraussetzun­gen ein Geschosswohnungsbau errichtet werden kann, der aktuell erforderliche Standards unterschreitet. So soll eine schnelle und kostengünstige Bauweise erreicht werden, um zeitnah Wohnraum für die steigende Zahl der Wohnungssuchenden in München schaffen zu können. Für die Bauvorhaben sollen geeignete Sonderbaugebiete innerhalb von Mischgebieten ausgewiesen werden, in welchen reduzierte Standards zulässig sind.“

„Wir müssen jetzt sofort irgendetwas machen, denn mit den aktuell geplanten Zahlen für den geförderten Wohnungsbau kann die zu erwartende Wohnungslosigkeit in München nicht gesteuert werden“, betont Offman. Diese Aussage wird untermauert durch aktuelle Zahlen aus Berlin.

Vier zusammengesetzte Module bieten Wohnraum für zwei Dutzend Menschen.   Foto: Bauer Holzbausysteme
Vier zusammengesetzte Module bieten Wohnraum für zwei Dutzend Menschen.
Foto: Bauer Holzbausysteme

Denen zu Folge ist bundesweit in den vergangenen zwei Jahren die Zahl der Obdachlosen um 50 Prozent auf fast 40 000 gestie­gen. Ende 2014 hatten rund 340 000 Menschen – zu ihnen zählen auch Asylbewerber in Notunter­künften – keine Wohnung.

Bis dato dürfte sich letztere Zahl in etwa verdreifacht haben.

„Reduzierte Standards“ sind laut dem Offman-Zöller-Antrag vorstellbar hinsichtlich der ökologischen Kriterien und der Stellplatzangebote für Kraftfahrzeuge. 

Es müsse „schnell und mit unkonventionel­len Mitteln sozial geförderter Wohnungsbau und Mietwohnungsbau für Familien, Alleinerziehende, Rentner und Studenten – maximal auf Mietspiegelniveau – forciert werden.“ Notwendig seien weniger bauliche Auflagen sowie verkürzte Planungs- und Genehmigungszeiten.

Bedingt durch eine „begrenzte Lebensdauer“ der Gebäude – das Duo nennt 20 bis 30 Jahre – sollte eine Kostensenkung, auch durch Fertigbauweise, vorstellbar sein. Verbunden sein sollte dies mit der Möglichkeit einer ausreichenden Rendite auch für private Kapitalanleger, „denn es muss nicht nur staatlich finanziert werden“, so Offman.

Geeignete Grundstücke für die Häuser könnten auch in Gewerbegebieten liegen oder in großen Flächen, wo „langfristige Siedlungsmaßnahmen vorgesehen sind.“ Denkbar sind für Offman bei­spielsweise noch freie Areale in Freiham sowie das Gelände für die Stadtentwicklungsmaßnahme im Nordosten, also das knapp 600 Hektar große Gebiet zwischen Riem, Daglfing und Johannes­kirchen. Auch das Grundstück des künftigen Prinz-Eugen-Parks an der Cosimastraße, wo bereits im Herbst 2017 die Grundschule bezogen werden soll, kommt laut Offman in Betracht.

Wie binnen kürzester Zeit derartige Häuser aufgestellt werden können, ist in Augsburg zu sehen. Dort wurden von der Firma Bauer aus Neukirch am Bodensee Unterkünfte für Flüchtlinge, so genannte Gästehäuser, errichtet: Schlüsselfertige Module in Holzbauweise bestehend aus vier Einzelelementen, jedes 4,3 Meter breit und 12,6 Meter lang, zwei neben- und zwei übereinander. Sie bieten Platz für mindestens 24 Personen. Die Kosten belaufen sich auf rund 370 000 Euro.