Der Bezirksausschuss hat die Entscheidung über Parklizenzzonen in Altbogenhausen vertagt. Laut Untersuchungen des Planungs- und des Kreisverwaltungsreferats (KVR) erfüllen zwar die Gebiete Holbein- und Mühlbaurstraße die Voraussetzungen für die Einführung des „Wapperls“, nicht aber die Parkstadt Bogenhausen. Dort ist Belastung zwar ebenfalls hoch, für eine Lizenzzone aber nicht ausreichend. Die Lokalpolitiker befürchten ohne Einbeziehung der Parkstadt eine Verdrängung des Parksuchverkehrs in das Wohnviertel. Sie fordern daher von der Stadt eine „aktuelle Zählung“.

Dem einhelligen Votum des Kommunalparlaments war eine gemeinsame Besprechung der Fraktionsvorsitzenden und der Sprecher der Untergremien Verkehr und Planung vorausgegangen. Zum seit Jahren umstrittenen Thema hatten sie eine klare Fünf-Punkte-Empfehlung formuliert:

  • Der Bezirksausschuss lehnt das Parkraummanagement ohne Einbezug der Parkstadt ab.
  • Eine Parklizenzierung ohne Einbezug der Parkstadt macht wegen der Verdrängung keinen Sinn
  • Eine abschließende Entscheidung kann erst getroffen werden, wenn neue Zahlen vorliegen.
  • Der Umgriff der Zählung für die Parkstadt sollte im Osten durch die Gotthelfstraße begrenzt sein.
  • Auf dieser Basis ist eine aktuelle Zählung für dieses Gebiet notwendig.

CSU-Fraktionssprecher Xaver Finkenzeller stellte klar: „Es kann nur mit der Parkstadt funktionieren. Erst wenn die Zahlen vorliegen, werden wir über alle drei Gebiete entscheiden. Wir können jetzt nicht sehenden Auges zustimmen und dann wird die Parkstadt zugeparkt.“ Denn dort, jenseits des Mittleren Rings, hätte nämlich das Parken kein Geld gekostet.

Schmunzelnd kommentierte all das ein Bürgervertreter: „Nicht ohne unsere Parkstadt.“

Der Alternative liegt also auf der Hand: Lizenzzonen für alle drei Viertel oder gar kein Lizenzgebiet. Gegner und Befürworter für ein Parkraummanagement gibt es zuhauf. Mehr als 5500 private Fahr­zeughalter sind betroffen. Doch bei einer Einwohnerversammlung Mitte November waren gerade einmal 40 Personen gekommen, wollten zu den im April durchgeführten Untersuchungen den Sach­stand erfahren, Erläuterungen von der Fachleuten hören. Die große Mehrheit der wenigen Anwe­senden hatte sich gegen die Wapperl-Einführung ausgesprochen.

Die Stuntz- an der Ecke zur Richard-Strauss-Straße – die Einfahrt in die Parkstadt Bogenhausen, wo die Fahrbahnen in der Mehrzahl sehr schmal sind.
Die Stuntz- an der Ecke zur Richard-Strauss-Straße – die Einfahrt in die Parkstadt Bogenhausen, wo die Fahrbahnen in der Mehrzahl sehr schmal sind.

Ein Anlieger der Rauchstraße hatte erklärt: „Es ist in fußläufiger Entfernung immer ein Parkplatz zu finden. Eine Lizenz bringt keine Verbesserung, ich bin gegen eine Überregulierung.“ Ein anderer Anwohner sagte: „In der Ismaninger Straße fielen wegen Straßenbauarbeiten drei Wochen lang viele Parkplätze weg, aber das hat sich alles arrangiert.“ Und schließlich ein Arzt, der seine Praxis in der Trogerstraße hat: „Das Problem ist doch wirklich nicht so gravierend.“ Andererseits steht bei fast jeder Tagung des Bezirksausschusses ein Antrag auf der Tagesordnung, in dem die Parklizenzierung verlangt wird. Weit mehr als 100 Schreiben sind’s inzwischen. Ein weiterer Brief lag bei der Sitzung im Dezember auf dem Tisch:

„Autofahrer, die in den Landkreisen Ebersberg und Erding wohnen, parken bei uns und begeben sich mit der U4 in die Innenstadt und zum Hauptbahnhof.“ Autos würden zum Teil zwei Wochen lang abgestellt. Wenn Veranstaltungen im Prinzregententheater und im -stadion – „dort gibt es keine Parkmöglichkeiten“ – oder im Ärztehaus an der Mühlbaurstraße stattfinden, „ist es für uns aussichtslos, einen Parkplatz zu bekommen.“ Zudem moniert der Mann: Das Parklizenzgebiet an der Grillparzerstraße in Haidhausen „verschiebt alles in unsere Richtung.“

Unerklärlich und unverständlich, warum dieser und alle anderen Antragsteller nicht zu der weithin bekannt gemachten Einwohnerversammlung zu diesem Sonderthema erschienen sind.

Wie schwierig eine Lösung der Lizenzfrage ist, war bei diesem Termin klar geworden. Melanie Grötsch vom Planungs- und Daniel Sigl vom KVR hatten nach fast 30 Monaten Vorlauf die vom Stadtteilgremium angeforderten, zum zweiten Mal erhobenen Angaben für Altbogenhausen und für die Parkstadt präsentiert. Nach der Vorstellung waren die Lokalpolitiker aber genau so schlau wie zuvor. Denn auf die Schlüsselfrage „Was raten Sie uns?“ von Angelika Pilz-Strasser, Vorsitzende des Bezirksausschusses, hatten sich die Schlussfolgerungen der beiden Fachleute nicht gedeckt.

Die Ergebnisse im Überblick:

  • Im Gebiet Mühlbaurstraße ist der notwendige Wert für eine Lizenzzone erreicht: Die Auslastung der Stellplätze liegt um 5 Uhr bei 98 Prozent, um 11 Uhr bei 98 Prozent, um 15 Uhr bei 96 Prozent und um 21 Uhr bei 99 Prozent. Laut „Strukturdaten 2013“ sind 1800 Fahrzeuge registriert, davon 1591 private Halter. Bei zur Verfügung stehenden 1241 privaten Stellplätzen beträgt die Unterdec­kung also 350. Dazu gibt’s 1095 öffentliche Stellplätze.
  • Auch der Bereich Holbeinstraße erfüllt die Voraussetzungen für eine Lizenzzone „dank“ der Pen­dler. Die Auslastung der Stellplätze liegt um 5 Uhr bei 80 Prozent, um 11 Uhr bei 102, um 15 Uhr bei 96 und um 21 Uhr bei 83 Prozent. „Das Gebiet ist flächendeckend voll. Der Anteil der Dauer­parker, vor allem, in der Maria-Theresia- und in der Möhlstraße, ist sehr hoch“, erklärte Görtsch. Bemerkenswert laut „Strukturdaten 2013“: Fast 3000 Fahrzeuge wurden erfasst, davon genau 1583 private Halter. Bei 800 zur Verfügung stehenden privaten Stellplätzen ergibt sich somit eine Unter­deckung von 783 Parkplätzen. Die Zahl der öffentlichen Stellplätze ist mit 1514 angegeben.
  • In der Parkstadt ist laut Untersuchung die Belastung zwar hoch, für eine Lizenzzone reicht sie aber nicht aus. Laut Görtsch beginnt Suchverkehr, wenn 85 Prozent der Stellplätze entlang der Straßen belegt sind. Ab 98 Prozent sei laut Vorgaben eine Lizenzzone empfehlenswert. Dass in der Parkstadt dennoch jede Menge Parkplätze fehlen, nämlich 490, geht aus den so genannten „Strukturdaten 2013“ hervor: 2357 private Autobesitzer bei 1867 privaten Stellplätzen.