Die Gymnasien-Überlegungen des Landkreises München im Osten und Nordosten der Metropole tangieren aus städtischer Sicht in erster Linie Bogenhausen. Denn bei der Fortschreibung der Be­strebungen zu den Bildungsstätten flossen von den Gutachtern jetzt erstmals auch Zahlen aus der Landeshauptstadt in die Berechnungen mit ein.

Laut Landratsamt-Pressesprecherin Christine Spiegel kann das bereits in Planung befindliche Gym­nasium Ismaning – wie auch das ebenfalls schon genehmigte Gymnasium in Unterföhring – mit „ausreichend hohen Schülerzahlen rechnen“. Im Jahr 2030 werden so voraussichtlich mehr als 750 Schüler das Ismaninger Gymnasium besuchen.

Für das Gymnasium Unterföhring prognostiziert das Gutachten ein Potenzial aus dem Landkreis von rund 600 Jugendlichen. Aus den geplanten großen Neubaugebieten im Stadtbezirk Bogenhau­sen könnten bis zu 900 weitere Schüler hinzukommen. Bereits zum Schuljahresbeginn 2017/18 könnte nach optimistischen Ansichten der Unterricht starten.

Das Gymnasium Garching ist laut Fachleuten mit Gründung dieser beiden neuen Einrich­tungen nicht gefährdet. Die Gutachter rech­nen mit rund 900 Schülern im Jahr 2030.

Zur Situation am Gymnasium Kirchheim: ohne eine weitere Neugründung würden 2030 knapp 1800 Jugendliche die Schule – ausgelegt für 1300 – besuchen. Rund 1600 davon kämen aus dem Kreis. Angesichts dieser Entwicklung ist ein weiteres Gymnasium im Bereich des „Zweckverbands staatlich weiterführender Schulen“ im Osten des Landkreises dringend erforderlich, so der Tenor im Kreisausschuss. Als geeignete Standorte bieten sich die Gemeinden Feldkirchen und Aschheim/­Dornach an.

Der mehr als 40 Jahre alte Gebäudetrakt des überbelegten Wilhelm-Hausenstein-Gymnasiums (WHG) an der Elektrastraße im Arabellapark mit der Containeranlage auf dem Schulhof.
Der mehr als 40 Jahre alte Gebäudetrakt des überbelegten Wilhelm-Hausenstein-Gymnasiums (WHG) an der Elektrastraße im Arabellapark mit der Containeranlage auf dem Schulhof.

Ein Gymnasium in Aschheim würden nach Einschätzung der Experten ca. 750 Schüler besu­chen, eine Einrichtung in Feldkirchen rund 900. Weder in der einen noch in der anderen Variante bestünde eine Gefahr für den Bestand des Kirchheimer Gymnasiums.

„Es bestätigt sich damit, was wir quer durch die Fraktionen angenommen haben: Wir brauchen für die Schüler unserer Gemein­den im Nordosten ein weiteres Gymnasium und müssen dieses Projekt nun ohne weitere Zeitverzö­gerung verfolgen“, kommentierte Landrat Christoph Göbel (CSU) die Ergebnisse der Analyse.

Die Thematik ist für Bogenhausen insofern bedeutend, weil der Bezirksausschuss bei seiner Tagung im Februar einen „Aktionsplan Gymnasiale Versorgung Bogenhausen für den Zeitraum bis 2025“ verabschiedet hatte. Dies erfolgte gegen die Stimmen der SPD-Fraktion.

Von den Experten im Rathaus werden von den Lokalpolitikern auf drei Fragen Antworten verlangt: Erstens: Welche baulichen Maßnahmen bis wann für das Wilhelm-Hausenstein-Gymnasium (WHG) im Arabellapark – konzipiert für maximal 900, besucht von mehr als 1200 Jugendlichen – geplant sind und wie sich die hohen Sanierungskosten von 40 Millionen Euro erklären. Zweitens: Welche Standorte für einen Schulneubau in Frage kommen. Drittens: Wie die steigende Zahl an Gymnasiasten in den kommenden Jahren konkret im Stadtbezirk untergebracht werden soll.

Bei der Erörterung im Kommunalparlament war klar herausgestellt geworden: Die neuen Standorte Riem und Unterföhring sind keine Option. Für Bogenhausen mit mehr als 80 000 Einwohnern muss gewährleistet sein, dass Kinder wohnortnah ein Gymnasium besuchen können – und zwar ohne unverhältnismäßig lange Schulwege in Kauf nehmen zu müssen. Da es nicht mehr allein mit der WHG-Sanierung getan ist, sondern Klarheit über eine adäquate Erweiterung der offensichtlich be­nötigten Zahl an Schulplätzen benötigt wird, ist ein solcher Aktionsplan zwingend erforderlich.