Nach aktuellen Prognosen wird die Einwohnerzahl Münchens bis zum Jahr 2030 auf rund 1,7 Millio­nen steigen – eine gewaltige Herausforderung vor allem bezüglich des Wohnungsmarkts für die Stadt, genauer für die 25 Stadtbezirke. Verbunden damit ist die Optimierung der Infrastruktur: Gibt’s genügend Schulen, Kindergärten, Busverbindungen und vieles andere mehr? Alle Antworten darauf sollen in einem Stadtteilprofil mit Texten und Grafiken detailliert dargestellt werden. Ein erstes Profil ist bereits entworfen: für Bogenhausen – das Muster für München.

Martin Klamt, persönlicher Mitarbeiter von Stadtbaurätin Elisabeth Merk im Referat für Stadtplanung und Bauordnung, zum Stand des Infrastruktur-Puzzles, basierend auf einer Initiative der CSU-Fraktion im Stadtrat: „Das Bogenhauser Profil entspricht noch nicht einem endgültigen Stadtteil­profil, es deutet im jetzigen Stadium lediglich an, welche Art von Daten hierbei eine Rolle spielen werden.“

Die Altersstruktur für Bogenhausen im Jahr  2013 und im Jahr 2030. Grafik: Stadt München
Die Altersstruktur für Bogenhausen im Jahr 2013 und im Jahr 2030. Grafik: Stadt München

Die Profile sollen künftig den Vertretern im Rathaus als Entscheidungshilfe dienen, für Bürger und Politiker Transparenz schaffen, für jedermann mit Stärken und Schwächen eines Bezirks nachvollziehbar sein.

Dabei sollen sie ein systematisches Planen in jedem einzelnen Viertel und verzahnt mit anderen Quartieren ermöglichen und Lücken – auf CSU-Vorschlag per Ampelsystem – aufzei­gen.

Fehler in der Vergangenheit, wie beispielsweise in der Messestadt Riem sollen vermeiden werden.

Gerade im Hinblick auf die Stadtentwicklung im Nordosten, auf einem knapp 600 Hektar großen Areal jenseits der S-Bahn-Linie zum Flughafen, ein äußerst wichtiger Punkt.

Kurzum: Was muss wo gemacht werden?

Viele Daten, aber bei weitem nicht alle notwendigen, liegen den Behörden bereits vor. Es gilt für die Planer eine systematisch aufgebaute Matrix zu schaffen, wobei es durchaus klar ist, dass nicht alle Stichworte auf jeden Stadtbezirk zutreffen, dass an vielen Stellen einfach ein Strich gemacht werden muss.

Die ersten „Bausteine“ des Bogenhauser Profils stellen interessante Aspekte dar. So wird ge­schätzt, dass die Einwohnerzahl des „2370 Hektar großen Stadtbezirks mit dynamischem Entwick­lungspotenzial“ von 83 830 (Stand Ende 2013) bis 2030 um mehr als 20 Prozent auf 101 030 „über­durchschnittlich stark“ steigen wird. Das Durchschnittsalter der Bürger mit 43,3 soll unverändert bleiben, die Geburtenrate soll die Zahl der Sterbefälle deutlich überwiegen. Und der Ausländeranteil soll von derzeit 21 Prozent – „deutlich unter dem Gesamtstadtniveau“ – um rund fünf auf fast 26 Prozent wachsen.

Die Bevölkerungsentwicklung für Bogenhausen (Prognose ab 2014). Grafik: Stadt München
Die Bevölkerungsentwicklung für Bogenhausen (Prognose ab 2014). Grafik: Stadt München

Unter „Soziale Infrastrukturversorgung“ wird aufgelistet: 71 Kindertageseinrichtungen, neun Grund- sowie drei Mittel- und Hauptschulen, wobei vier der Volksschulen sonderpädagogisches Förderung bieten. Zudem gibt’s „eine Realschule, drei Gymnasien, eine Allgemeinbildende Schule und drei Berufliche Schulen“ nebst Alten- und Pflegeeinrichtungen.

Auszüge aus der „Technischen Infrastrukturversorgung“: 47 207 gemeldete Kraftfahrzeuge ent­sprechend je 1000 Einwohner 575 Autos. Zum Verkehr: „Aus der ehemaligen vierspurigen >Stadt­autobahn< – gemeint ist die Richard-Strauss-Straße – wurde ein zweispuriger Boulevard.“

Aspekt „Gesundheit und Umwelt“: 274 Ärzte sind „in freier Praxis“ tätig – 300 Einwohner je Arzt. Zudem gibt’s 95 Zahnarztpraxen 865 Einwohner je Zahnarzt. Und Medikamente können die Menschen in 19 Apotheken kaufen.

Zu all dem kommen Nahversorgung („der Arabellapark mit U-Bahn und Wochenmarkt auf dem Rosenkavalierplatz nimmt als Stadtteilzentrum eine Sonderstellung ein“), Besonderheiten („länd­lich/landwirtschaftliche Nutzflächen, grüne Lunge, Galopp- und Trabrennbahn“) sowie „Besondere Herausforderungen“. Hier wird explizit „das Zusammenführen von Bestand und neuen Bebauungen sowie die Integration neuer Bevölkerungsgruppen und Alteingesessener“ angeführt.