BVWP – diese vier Buchstaben sind für viele Bürger von Steinhausen, Zamdorf und Daglfing ein rotes Tuch. BVWP steht für den „Bundesverkehrswegeplan 2030“ von Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU). Darin ist verankert, dass der Verfahrenstand für den sechsspurigen Ausbau der A 94 von Steinhausen bis Feldkirchen-West samt den damit verknüpften Lärmschutzmaßnahmen der­zeit „ohne Planung“ ist. Bis die Vorkehrungen umgesetzt werden, könnte es also noch viele Jahre dauen. Im BVWP ist auch der viergleisige Ausbau der S8 enthalten, also der Strecke zwischen Daglfing, Englschalking und Johanneskirchen.

Anlieger Kilian Mentner, CSU-Mann im Bezirksausschuss, kämpft zusammen mit der von ihm initi­ierten Nachbarschaftsinitiative Zamdorf und den Mitgliedern von „BILD“, der Bürgerinitiative lebens­wertes Daglfing, für den sofortigen Bau von Lärmschutzanlagen entlang der Eggenfeldener-, Rap­pelhof- und Riemer Straße.

Zu dem Investitionsprogramm für Straßen, Schienen und Wasserwege – bis 2030 werden für mehr als 1000 Projekte bundesweit 264,5 Milliarden Euro investiert – erklärte der Lokalpolitiker: „Der sechsstreifige Ausbau der A 94 hat es im Entwurf des BVWP tatsächlich in den vordringlichen Bedarf Engpassbeseitigung geschafft. Allerdings ist der Verfahrensstand derzeit noch >ohne Pla­nung<. Damit könnte die Realisierung und somit der dringend benötigte Lärmschutz auch erst 2030 kommen.“ Deswegen sind Mentner und seine Mitstreiter nicht nur verärgert, sie sind schlichtweg ent­setzt. Sie wollen keine 15 Jahre mehr warten, bis etwas geschieht.

Mentner stellt klar: „Für die Anwohner ist eine unverzügliche Planung und zeitnahe Realisierung unerlässlich. Zudem müssen die Sofortmaßnahmen wie Fahrbahnsanierung und Geschwindigkeits­begrenzung unverzüglich umgesetzt werden. Fraglich ist auch, wie dann noch vor dem Ausbau der Bebauungsplan Nr. 1869 in der Eggenfeldener Straße – 400 Wohnungen, zehn Meter hohe Wall-Wand-Kombination als Schutz – zu realisieren ist.“ Er kündigte an: „Die Nachbarschaftsinitiative Zamdorf wird den Druck jetzt noch einmal erhöhen.“

Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt stellte vor kurzem den „Bundesverkehrswegeplan 2030“ vor, die Nachbarschaftsinitiative Zamdorf fordert, den Lärmschutz sofort zu realisieren. Foto: BMVI / Karte: Nachbarschaftsinitiative Zamdorf/Mentner/Google Maps
Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt stellte vor kurzem den „Bundesverkehrswegeplan 2030“ vor, die Nachbarschaftsinitiative Zamdorf fordert, den Lärmschutz sofort zu realisieren.
Foto: BMVI / Karte: Nachbarschaftsinitiative Zamdorf/Mentner/Google Maps

Bei der Vorstellung des neuen BVWP– er wird alle 15 Jahre neu aufgestellt – hatte Dobrindt erklärt:

„Wir setzen klare Prioritäten. Wir stärken das Prinzip Erhalt vor Neubau. Wir investieren 69 Prozent der Mittel in den Erhalt, im letzten BVWP waren es 56 Prozent.“

Von den besagten 264,5 Milliarden Euro bis 2030 entfallen auf den Freistaat übrigens rund 11,4 Milliarden Euro.

Zum viergleisigen Ausbau der S8-Strecke zwischen Daglfing, Englschalking und Johanneskir­chen, unter den Schienenprojekten im „Knoten München“ enthalten, heißt es, dass das Vorhaben „geprüft“ werde – und zwar die oberirdische Variante, die der Bund bereit ist zu finanzieren.

Indes steht dem seit Jahren ein Beschluss des Münchner Stadtrats für einen Tunnel beim viergleisigen Ausbau gegenüber. Im Rathaus ist man bereit, zur Umsetzung mehr als 500 Millionen Euro beizusteuern. Eine oberirdische Trasse lehnt auch der Bezirksausschuss Bogenhausen konsequent immer wieder ab. Denn nur mit einer Unterführung kann nach Meinung der Lokalpolitiker das für mehr als 10 000 Menschen geplante neue Wohnquartier jenseits der S-Bahn-Gleise verwirklicht und angeschlossen werden. Man will unter allen Umständen eine weitere Teilung des Stadtbezirks, eine weitere Schneise à la Mittlerer Ring verhindern.

Die Öffentlichkeit kann sich an der weiteren Entwicklung des Entwurfs zum Bundesverkehrswege­plan (Download unter www.bvwp2030.de) beteiligen. Stellungnahmen können bis zum 2. Mai 2016 online abgegeben werden unter www.bmvi.de/bvwp2030-stellungnahme oder per Post an  Bundes­ministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur, Referat G12, Invalidenstraße 44, D-10115 Berlin, Stichwort „BVWP 2030“. Überdies gibt es eine Hotline zur BVWP-Öffentlichkeitsbeteiligung unter der Rufnummer 030/20 08 23 45.