22. Mai 2016

Die endlosen, stets kontroversen, ja teils quälenden Wortgefechte sind nach mehr als drei Jahren endlich beendet, die Entscheidung steht: Auf der Wiese an der Fontanestraße/Grüntal wird kein Kinderspielplatz gebaut. Der Bezirksausschuss lehnte den Platz als Standort ab. Der Beschluss erfolgte mit 22 zu elf Stimmen – 14 von CSU, sechs Grüne und zwei FDP gegen neun von SPD und jeweils eine von ÖDP sowie David gegen Goliath.

Einhellig plädierten die Lokalpolitiker indes für die Aufstellung von Parkbänken und Hundekotbeutel-Spender in der Umgebung. Zuvor war eine von SPD-Fraktionssprecherin Karin Vetterle verlangte getrennte Abstimmung der beiden Punkte ebenfalls mit 22 gegen elf abgeschmettert worden.

Abermals gab’s jetzt vor dem Votum im Kommunalparlament emotionale, fast eine Stunde anhal­tende Diskussionen. Antragstellerin Angela Brändle (SPD), die den Vorschlag einer Mutter einst aufgegriffen hatte, rollte wortreich die Entwicklungen der Vergangenheit auf und lieferte ihr Plädoyer für diesen Standort, wollte einen Spielplatz – Kosten laut Baureferat rund 120 000 Euro – unbedingt in die Natur eingebettet haben.

Andreas Baier, Fraktionssprecher der Grünen, konterte: „Ich habe nie gedacht, mal gegen einen Spielplatz zu stimmen. Aber das hier ist ein wahres Kinderparadies. Und die Mehrheit der Bürger ist gegen das Vorhaben. Wir lehnen es ab!“

Der Entwurf des Baureferats für einen Spielplatz an der Ecke Grüntal/Fontanestraße, der nach Ablehnung des Projekts durch die Bogenhauser Lokalpolitiker Papiermüll ist.   Plan: Stadt München
Der Entwurf des Baureferats für einen Spielplatz an der Ecke Grüntal/Fontanestraße, der nach Ablehnung des Projekts durch die Bogenhauser Lokalpolitiker Papiermüll ist. Plan: Stadt München

Sein Pendant von der CSU, Xaver Finkenzeller, verstärkte die Aussage: „Die ganz klare Mehrheit der Bürger ist dagegen. Wir müssen den Bürgerwillen respektieren.“ Und Holger Machatschek von den Grünen ergänze: „Ein Spielplatz an dieser Stelle ist vollkommen überflüssig, da wäre ja eine Möblierung der Natur, das ist sinnlos.“

Robert Brannekämper, stellvertretender Vorsitzender des Bezirksausschusses und CSU-Landtags­abgeordneter, der die Tagung moderierte, bezeichnete das Grüntal als „ein Juwel in Bogenhausen“, das es zu bewahren gilt.

Er warnte vor einem Präzedenzfall, in dessen Folge künftig weitere Flächen versiegelt werden könn­ten.

Nicola Holtman (ÖDP) verwahrte sich gegen den Eindruck, dass ein mit einem 80 Zentimeter hohen Zaun eingefasster Spielplatz „zugemauert wirke“. Vetterle argumentierte, dass es sich „um einen Mini-Spielplatz handele, etwa 20 mal 25 Meter groß, rund 500 Quadratmeter, so viel wie etwa zwei Penthouse-Wohnungen in der Nähe“. Und Bernd Olma (SPD) las eine vorbereite Erklärung ab: „Das ist hier eine Idylle. Wir dürfen aber nicht nur an die Fontane-Anlieger denken, die etwas gegen Kindergeschrei vor ihrer Türe haben, wir müssen ans ganze Stadtviertel denken, einen vor Hunden geschützten Bereich für Kinder schaffen.“

Hunde war denn auch das Stichwort für SPD-Rat Wolfgang Helbig, der sich sowohl in seiner Wort­wahl als auch in seiner beabsichtigten Ausführung verstieg: „Kein Spielplatz, aber Hundebesitzer, die die Wiesen vollscheißen.“