02. Mai 2016

Bei der Sondersitzung der Bezirksausschuss-Untergremien Planung und Bildung/Kultur/Sport/So­ziales haben die Lokalpolitiker mehrheitlich den Standort Grüntal an der Ecke Fontanestraße für einen Spielplatz abgelehnt. Zuvor hatte es bei einem Ortstermin einen emotionalen verbalen Schlagabtausch zwischen Befürwortern und Gegnern von Bürgern aus der Umgebung gegeben. Vorbehaltlich des Votums des Kommunalparlaments bei seiner Tagung am Dienstag, 10. Mai, 19.30 Uhr, Gehörlosenzentrum an der Lohengrinstraße, dürfte das jahrelang umstrittene Vorhaben an dieser Stelle nunmehr vom Tisch sein.

„Es handelt sich um die Frage nach einem geeigneten Standort. Der Bezirksausschuss will Spielplätze.“

Planungschef Robert Brannekämper, zugleich stellvertretender Vorsitzender des Bezirksausschusses und CSU-Landtagsabgeordneter, betont: „Es handelt sich um die Frage nach einem geeigneten Standort. Der Bezirksausschuss will Spielplätze. Aber dieser Standort, in einem Landschaftsschutzgebiet, stellt sich als denkbar ungeeignet heraus.“

Zur Tagung hatte die SPD-Fraktion einen von Angela Brändle als Initiatorin gezeichneten, weiteren  Antrag eingereicht. Dieser wurde auf Vorschlag von Planungschef Robert Brannekämper, zugleich stellvertretender Vorsitzender des Bezirksausschusses und CSU-Landtagsabgeordneter, zweige­teilt. Obgleich SPD-Fraktionssprecherin Karin Vetterle leise protestiert hatte, aber nicht einmal Un­terstützung von ihren Parteimitgliedern erhalten hatte: „Punkt eins und Punkt zwei sind ergänzend, Punkt zwei allein stellt einen Widerspruch dar.“

Parkbänke entlang des Bachlaufes und Hundekotbeutel-Spender einschließlich Entsorgungsbehältern

Im Ansinnen wurde zum einen die Stadt „aufgefordert, den längst geplanten und nach Angaben des Referats für Gartenbau erforderlichen und realisierbaren Spielplatz noch in diesem Jahr zu errich­ten.“ Zum anderen sollen „ergänzend Parkbänke entlang des Bachlaufes und Hundekotbeutel-Spender einschließlich Entsorgungsbehältern an geeigneter Stelle“ aufgestellt werden. Entsorgungs­behälter – damit waren Abfallkörbe gemeint.

Kinder und Erwachsene dokumentieren per Plakat, was sie im Grüntal favorisieren.
Kinder und ihre Eltern zeigen, was sie im Grüntal favorisieren.

Teil eins der Initiative wurde mit acht Stimmen – sechs von der CSU, jeweils eine von den Grünen und der FDP – gegen fünf eindeutig abgelehnt.

Beim zweiten Punkt waren sich die Lokalpolitiker einig – er wurde einstimmig befürwortet.

Beim Ortstermin, zu dem mehr als 40 Anlieger gekommen waren, fiel das per „Hammelsprung“ ermittelte Meinungsbild noch klarer aus: Etwa 90 Prozent der Leute hatten sich im Gegnerlager gruppiert.

Knackiger Kurzkommentar von Brannekämper: „Eindeutig. Standort ungeeignet.“

Bei der zuvor erfolgten Erörterung hatten sich einige Anlieger regelrecht beschimpft, gar in der Wortwahl vergriffen. Sachlich formulierten es zwei Frauen: Eine, Mutter dreier Kinder, die seit zehn Jahren in der Nähe wohnt, meinte: „Das hier ist ein Traum, schöner geht’s doch gar nicht für die Kinder.“ Und die zweite Frau erklärte: „Ich bin hier aufgewachsen, ohne Spielplatz. Das ist ein klei­nes Paradies. Die Kinder wollen am Bach spielen.“

„Das hier ist ein Traum, schöner geht’s doch gar nicht für die Kinder.“

Konträr zum Meinungsbild der Bürger heißt es in der SPD-Begründung: „Die Notwendigkeit und da­mit der Bedarf eines Spielplatzes kann durch die bereits vorgelegte Unterschriftenliste von Erwach­senen und Kindern nicht weiter bestritten werden. Argumente, Kinder würden in ihrem Freiheits­drang durch die Errichtung eines sie schützenden Zaunes eingeschränkt, sind kurzsichtig, da der Zaun primär dazu dient, dass frei laufende Hunde die spielenden Kinder nicht gefährden und den Platz nicht verunreinigen. Kinder können gerade bei Bestehen eines Spielplatzes die Umgebung nutzen, um ihren Freiheitsdrang auszuleben.“

Sonja Fraundorfer und Wolfram Döring (rechts) übergaben den Vorsitzenden der Bezirksaus-schuss-Untergremien Planung und Bildung/Kultur/Sport/Soziales, Brigitte Stengel (li.) und Robert Brannekämper, eine Liste mit Unterschriften von 390 Eltern „Für den Erhalt der Natur“ im Grüntal.
Sonja Fraundorfer und Wolfram Döring (rechts) übergaben den Vorsitzenden der Bezirksaus-schuss-Untergremien Planung und Bildung/Kultur/Sport/Soziales, Brigitte Stengel (li.) und Robert Brannekämper, eine Liste mit Unterschriften von 390 Eltern „Für den Erhalt der Natur“ im Grüntal.

Zu besagter Unterschriftenliste muss man wissen: Das Stadtteilgremium hatte vor langem mit 17 gegen 15 Stimmen entschieden, dass man sich erneut mit dem Anliegen beschäftigen werde, sobald ein entsprechender Bedarf für einen Spielplatz im Grüntal von Eltern geäußert wird.

Darauf hatte Rechtsanwältin Ines Fritz reagiert, eine Unterschriftenaktion gestartet. Die Resonanz: Knapp 30 Eltern mit fünf Dutzend Kindern unterstützten Ihre Initiative für eine „Anlage im nördlichen Her­zogpark“. In Folge verständigten sich die Stadtteilvertreter „auf einen Termin vor Ort im April.“

Zur aktuellen Beratung der Lokalpolitiker gab’s für viele eine Überraschung: Sonja Fraundorfer und Wolfram Döring übergaben an Brannekämper eine Unterschriftenliste „Für den Erhalt der Natur“: 390 Eltern – laut Döring „aus der Nähe und dem Dunstkreis des geplanten Standorts“ – mit 381 Kindern und zusätzlich vielen Enkelkindern.

Brändle führte neun Punkte für einen Spielplatz an, schloss mit den Worten: „Es geht ja nur um ein ganz kleines Eckchen.“ Ihr Parteikollege Martin Tscheu registrierte „eine gewisse Aggressivität“, führte an, dass „Kinder spielen wollen, und zum Spielen gehört ein Spielplatz, keiner spielt hier Fußball“, meinte, dass „nichts verschandelt“ wird. Auf das Stichwort Lärm reagierte Brigitte Stengel (CSU), Vorsitzende des Unterausschusses Bildung/Kultur/Sport/Soziales, unter Beifall der Zuhörer: „Ich habe nicht den Eindruck, dass es den Spielplatzgegnern um Lärm geht, es geht ihnen um die Natur.“

„Es geht ja nur um ein ganz kleines Eckchen.“

Was Sache ist, stellte CSU-Mann Tassilo Strobl klar, der selbst im Herzogpark wohnt: „Eine Dis­kussion stellt sich nicht. Die Mehrheit der Bürger will den Spielplatz nicht. Wir haben so einen klaren Auftrag, dass hier nicht zu machen.“

„Die Mehrheit der Bürger will den Spielplatz nicht.“

Brannekämper lies alle Beteiligten zu Wort kommen. Paula Sippl (Grüne) meinte, „der Herzogpark ist nicht mit jedem anderen Stadtbezirk ver­gleichbar, wo es nicht so viel Natur gibt“. Vetterle äußerte: „Es ist leichter Gegner eines Vorhabens als Befürworter zu mobilisieren, Eltern geben ihren Kindern zwangsweise Plakate an die Hand, werden eingenommen für eine Aktion“. Letztlich nahm der Planungschef Brannekämper Tscheus Aussage „die Fraktionen sind sich eh einig, lassen Sie uns abstimmen“ auf und bat die Mitglieder der beiden beteiligten Unterausschüsse um Handzeichen.

Zuvor hatte er erklärt: „Da wird ja zum Trash Talking, das wird langsam skurril. Ich halte hier einen Glaubenskrieg für fatal. Es geht um die Frage des Standortes, nicht um die Frage des Spielplatzes!“