29. Juni 2016

Den vor mehr als vier Jahren im Rathaus gefassten Beschluss, die S8 zwischen den Stationen Daglfing, Englschalking und Johanneskirchen viergleisig auszubauen und in einen Tunnel zu verlegen, hat der Stadtrat jetzt bestätigt. Auch die Bahnhöfe sollen unter der Erde angelegt wer­den. Die Mitglieder des Bezirksausschusses haben das Votum „und die damit die Berücksichtigung ihrer jahrelangen Forderung mit großer Zustimmung zur Kenntnis genommen.“

Ginge es nach den Vorstellungen der Deutschen Bahn (DB), würde der auch wegen des Güterver­kehrs notwendige viergleisige Ausbau zum Flughafen oberirdisch – weil für sie kostengünstiger –gemacht. Doch im Rathaus waren sich die Vertreter der Fraktionen von CSU und SPD einig, dass ein Tunnel Sinn macht, dass man gegenüber den Bürgern zu der Zusage steht, dass man die Anwohner vor noch mehr Lärm durch vermehrten Zugverkehr schützen muss, dass das jenseits der Bahnstrecke auf 600 Hektar geplante Wohnquartier für mindestens 10 000 Menschen sonst von Bogenhausen abgeschnitten würde. Kurzum: Die Vorteile überwiegen den Nachteil der hohen Kosten.

Gemäß dem Entwurf des Planungsausschusses für den Stadtrat, datiert vom 20. Mai 2016, kalkulieren die Fachleute mit 1,5 bis 2,5 Jahren Planungszeit, einer Genehmigungsphase von ein bis zwei Jahre und einer Bauzeit von sechs bis acht Jahren. Folglich könnte der Tunnel frühestens in knapp neun Jahren, spätestens in etwa zwölf Jahren fertig gestellt sein.

Gleichwohl ist die Tunnellösung teuer, „sündhaft teuer“, so Oberbürgermeister Dieter Reiter. Stand 2011 betrugen laut Vorlage die Kosten 670 Millionen Euro, der Anteil Münchens etwa 550 Millionen Euro.

Die Strecke der S 8 zum und vom Flughafen zwischen den Stationen Daglfing, Englschalking und Johanneskirchen wird frühestens in neun Jahren in einem Tunnel angelegt. Auch die Bahnhöfe sollen unterirdisch gebaut werden. Das hat der Stadtrat bestätigt.   Foto: hgb
Die Strecke der S 8 zum und vom Flughafen zwischen den Stationen Daglfing, Englschalking und Johanneskirchen wird frühestens in neun Jahren in einem Tunnel angelegt. Auch die Bahnhöfe sollen unterirdisch gebaut werden. Das hat der Stadtrat bestätigt. Foto: hgb

Doch diese Zahlen sind aus heutiger Sicht nicht nur optimistisch, sie sind Augenwischerei. Laut errechneten „Kosten inkl. mögl. Steigerung Baukostenindex“ steigen sie bis zur Inbetriebnahme auf 970 Millionen Euro, wovon die Stadt etwa 800 Millionen Euro beitragen muss.

Ergo ein Milliar­den-Projekt. Zumal bereits heute überdies zusätzliche Kosten erwartet werden, weil unter anderem „erhöhte Auflagen zum Brandschutz zu beachten sind“.

Ein bislang kaum beachteter Nebeneffekt der Tunnellösung ist übrigens ein Flächengewinn von rund 45 000 Quadratmetern. Laut Angaben des Planungsreferats bietet dieses Areal Platz für zusätzliche 500 bis 1000 neue Wohnungen.