01. Juli 2016

Der Weg übers Isarwehr in Oberföhring ist beidseitig mit dem Verkehrszeichen 239 „Gehweg“ – Frau mit Kind auf blauem Untergrund – und Schildern „Radfahrer absteigen“ gekennzeichnet. Doch kaum ein Radler hält sich daran. Deshalb forderte ein Bürger bei „den Isarwehr-Einfahrten beispielsweise Abbremshindernisse anzubringen und somit die Radfahrer zum Abbremsen zu zwingen.“ Da es sich aber um ein Privatgrundstück der E.ON handelt, ergab sich für die Mitglieder des Bezirksausschus­ses „keine Zuständigkeit“.

Der Mann hatte ans Kommunalparlament geschrieben und moniert: „Radfahrer aus dem Englischen Garten kommend und umgekehrt von der Heinrich-Mann-Allee zum Englischen Garten fahrend beachten höchst selten beim Queren des Isarwehrs den Hinweis zum Absteigen vom Rad. Im Gegenteil – fast alle Radfahrer behalten ihr doch mitunter hohes Fahrtempo bei und gefährden dadurch Fußgänger.“

In der Tat: Bei einem Check vor Ort wurden binnen einer Viertelstunde 63 (!) Pedalritter in beiden Fahrtrichtungen registriert, von denen nicht ein einziger abgestiegen war. Viermal mussten Spaziergänger ausweichen, um mit Radlern nicht in „Kontakt“ zu kommen. Einmal musste gar ein Radler eine Vollbremsung machen, um nicht ein kleines Mädchen zu rammen. Auch dass sich die Radfahrer, vor allem rasende Mountainbike-Treter, gegenseitig halsbrecherisch behindern, ist immer wieder zu beobachten.

Dabei ist die rechtliche Aussage eindeutig. Das Verkehrszeichen 239 Gehweg ist ein reines Fuß­gängerschild, der „Weg darf nur als Gehweg von Fußgängern genutzt werden, es handelt sich um einen Sonderweg für Fußgänger.“ Laut Bußgeldkatalog wird „unerlaubtes Fahrradfahren auf dem Gehweg oder in der Fußgängerzone“ mit 15 Euro geahndet. Kommt eine Behinderung dazu, sind’s 20 Euro. Und besteht eine Gefährdung, so sind 25 Euro fällig. Hochgerechnet kämen am Oberföh­ringer Isarwehr an schönen Tagen locker mehrere Tausend Euro „Einnahmen“ zusammen.

Die Verkehrszeichen 239 Gehweg – Frau mit Kind auf blauem Untergrund – und „Radfahrer abstei¬gen“ übers Isarwehr Oberföhring werden von Radfahrern permanent missachtet. Oft müssen Fußgänger zur Seite ausweichen und werden Kinder gefährdet.    Foto: hgb
Die Verkehrszeichen 239 Gehweg – Frau mit Kind auf blauem Untergrund – und „Radfahrer abstei¬gen“ übers Isarwehr Oberföhring werden von Radfahrern permanent missachtet. Oft müssen Fußgänger zur Seite ausweichen und werden Kinder gefährdet. Foto: hgb

In der Stellungnahme der Lokalpolitiker zu der Bürgerinitiative heißt es: „Der Einbau von Hinder­nissen/Sperren ist insgesamt zu gefährlich. Auch aus Sicht der Polizeiinspektion 22 Bogenhausen ist hier kein Handlungsbedarf gegeben. Die Verkehrsteilnehmer müssen gegenseitig Rücksicht nehmen. Ein Unfall ist bisher auch nicht bekannt. Es handelt sich im Übrigen um ein Privatgrund­stück der E.ON, woraus sich keine Zuständigkeit für den Bezirksausschuss ergibt.“

Gegenseitige Rücksichtnahme – zu schön, um hier, am Isarwehr, wahr zu sein. Und wenn sich zwei Radler touchieren, eventuell gar stürzen, werden sie wohl kaum die Polizei zwecks Unfallaufnahme rufen, da sie ja beide die Verkehrsregeln (bewusst) nicht beachtet haben. Muss erst ein Kind oder Passant angefahren werden, ehe den rasenden Radfahrern Einhalt geboten wird?