21. Juli 2016

Der Beschluss des Bildungsausschusses im Stadtrat vom 29. Juni, das Wilhelm-Hausenstein-Gymnasium (WHG) vom Standort im Arabellapark auf das Areal des künftigen Klimaparks am Salzsenderweg zu verlegen, soll zurückgenommen werden. Das haben zwei Anwohnerinnen im Bezirksausschuss beantragt.

Indes bestehen die Lokalpolitiker auf ihrer Zustimmung mit der Zusage, dass der marode Schultrakt an der Elektrastraße saniert wird und Bogenhausen so ein zweites Gymnasium erhält. Das Stadt­teilgremium verwies die Initiative aber nach eingehender Erörterung in das Untergremium Planung zur „weiteren Beratung“.

„Der Standort ist wegen des Klimaparks alles andere als optimal. Wir hatten die Entscheidung der Stadt mit Bauchschmerzen akzeptiert, wir hatten die Wahl zwischen zwei Kröten“, erklärte Bezirks­ausschuss-Vorsitzende Angelika Pilz-Strasser (Grüne).

„Das Problem des überfüllten WHG treibt uns seit Jahren. Wir brauchen in Bogenhausen dringend einen weiteren Gymnasiumsstandort. Wären die Wünsche des Bezirksausschusses erfüllt worden, hätten wir längst einen neuen Standort“, betonte Pilz-Strasser. Sie bedauerte, dass es für das Vor­haben aus Zeitgründen keinen Wettbewerb gebe, versicherte, dass die Planvarianten im Kommu­nalparlament und der Öffentlichkeit vorgestellt und diskutiert werden, dass sensibel gestaltet werde.

Überdies werde es auch keine direkte Zufahrt zu dem neuen Gebäude geben, die Fideliostraße werde gesperrt. „Man muss das Parken so unkomfortabel wie möglich machen“, meinte sie. Und: Sollte das zusätzliche Gymnasium, also im alten WHG-Trakt an der Elektrastraße, nicht realisiert werden, dann „legen wir uns quer vors Rathaus.“

Auf dieser Fläche – gesehen vom Standpunkt auf einer Schanze des Radsportvereins Tretlager mit seinem DirtPark – zwischen dem Spiel- und Begegnungszentrum (SBZ) Fideliopark (re. im Hinter¬grund) und den weit ab situierten Wohngebäuden wird in fünf bis sechs Jahren das neue Wilhelm-Hausenstein-Gymnasium (WHG) stehen.   Foto: hgb
Auf dieser Fläche – gesehen vom Standpunkt auf einer Schanze des Radsportvereins Tretlager mit seinem DirtPark – zwischen dem Spiel- und Begegnungszentrum (SBZ) Fideliopark (re. im Hinter¬grund) und den weit ab situierten Wohngebäuden wird in fünf bis sechs Jahren das neue Wilhelm-Hausenstein-Gymnasium (WHG) stehen. Foto: hgb

CSU-Fraktionssprecher Xaver Finkenzeller stand Pilz-Strasser voll und ganz bei: „Die Problemlö­sung war nicht einfach. Wir hatten die Wahl zwischen Pest und Cholera. Die Stadt hat in der Ver­gangenheit verschlafen, geeignete Standorte zu suchen. Und das Schlimme daran ist – die Stadt lernt nichts daraus. Der entschiedene Standort ist der einzig mögliche unter den drei angebotenen Varianten.“

Die beiden weiteren Möglichkeiten wären gewesen: Ein langfristig verpachtetes Areal an der Bro­dersenstraße neben der Rudolf-Steiner-Schule und eine aufwändige WHG-Sanierung im Arabella­park, wobei die Schüler über Jahre hinaus in Container hätten unterrichtet werden müssen. Allein die Miete für die Blechpavillons hätte einen hohen zweistelligen Millionenbetrag verschlungen.

Einmal mehr preschten im Gremium zwei Stadtvertreter lautstark vor. Holger Machatschek von den Grünen trieb seine Parteikollegin Pilz-Strasser vor sich her: „Einen Klimapark ruiniert man nur einmal, dann ist er weg. Die Stadt hat keine Grundstücke auf dem freien Markt gesucht, sie hat nur auf eigene Grundstücke zurückgegriffen. Das Referat war zu faul, hat sich darum nicht gekümmert.“

Starke Worte, doch eigentlich müsste jedem klar sein, dass in Bogenhausen Areale in der benötigten Größe und der Lage nicht auf dem Markt sind; vor allem nicht zu einem finanzierbaren Preis. Und: Vom etwa zwölf Hektar großen Klimapark werden lediglich zwei Hektar einschließlich des Dirt-Park-Geländes vom Radsportverein Tretlager für das neue WHG „abgezwackt“. Dem Club soll ein neues Gelände zur Verfügung gestellt werden, die Mitglieder müssen dann ihre Hügel und Sprungschanzen erneut anlegen.

Andreas Nagel, David gegen Goliath, polterte: „Das ist eine Fehlentscheidung. München wird mehr und mehr zugebaut. Das gibt ein Riesenchaos. Wir haben das Vertrauen der Bürger missbraucht. Wir haben uns erpressen lassen.“ Letzteres bezog er auf die Möglichkeit für ein zweites Gymna­sium.

Indes: Weder Machatschek noch Nagel haben und hatten außer Kritik keine Vorschläge, keine einzige Alternative parat. Nicht zuletzt deshalb hatte der Bezirksausschuss dem Standort am Salzsenderweg zugestimmt.

Den Ist-Zustand fasste SPD-Fraktionssprecherin Karin Vetterle zusammen: „Das Kind ist in den Brunnen gefallen. Wir müssen das Beste daraus machen, den Klimapark und die Kaltluftschneise so weit wie möglich erhalten.“

Genau letzteres wird nach Ansicht des Antragstellerinnen Sandra Skor – „wir hatten uns so auf den Klimapark gefreut“ – und Ursula Eickert nicht der Fall sein. „Der Klimapark samt Kaltluftschneise ist wichtiger denn je, denn es entstehen rundherum viele Wohnbauten.“ Der Schulbau sei aus ökologi­scher Sicht „eine Dummheit.“ Die Frauen, deren Vorstoß auch namens mehrerer Nachbarn erfolgte, befürchten zudem ein Chaos durch den Bring- und Holverkehr für die 1300 Schüler sowie durch die notwendigen Zulieferungen.

Die Anwohner sind entsetzt, dass sie nicht vorab von den Vorhaben informiert worden sind. Dem stimmte Pilz-Strasser zu: „Das finde ich auch unmöglich.“