15. September 2016

Der Erweiterungsbau – erster Teil der längst vom Stadtrat beschlossenen Gesamtsanierung – des Klinikums Bogenhausen an der Englschalkinger Straße sollte im Oktober beginnen und im April 2019 abgeschlossen sein. Sollte! Zur Maßnahme wurde der Bezirksausschuss Mitte Juli unter­richtet, dass 85 Bäume gefällt werden müssen. Der Plan dazu wurde im Gremium als „chaotisch“ bezeichnet. Klar ist jetzt: Der Start des Anbaus verzögert sich einmal mehr.

Der Grund: Nach einem im Rathaus präsentierten Zwischenbericht der Städtischen Klinikum Mün­chen GmbH (StKM) haben sich die Abstimmungen mit den „Förderbehörden“ hingezogen, lies die staatlichen Zuschüsse sind noch nicht endgültig fixiert.

Der besagte Zwischenbericht „zu dem komplexen Vorhaben wird weiter konkretisiert und mit einem detaillierten Zeit- und Kostenplan im Dezember erneut dem Stadtrat zur Abstimmung vorgelegt“, so Klinikum-Pressesprecher Raphael Diecke. „Gemeinsam mit dem Stadtrat setzen wir alles daran und sind auch zuversichtlich, dass die aktuelle Zeitplanung in Bogenhausen beschleunigt werden kann. Ziel ist, dass der Erweiterungsbau Anfang 2018 beginnt“, erläutert Diecke. Laut Untersuchung „erfolgen die Arbeiten zur Vorplanung seit Anfang Juni 2016.“

Der derzeitige Eingangsbereich des Klinikums Bogenhausen.   Foto: hgb
Der derzeitige Eingangsbereich des Klinikums Bogenhausen. Foto: hgb

Unter dem Punkt „Termine“ im Zwischenbericht, datiert vom 19. Juli 2016, heißt es: Im Rahmen des Sanierungsumsetzungskonzepts war der (wohlgemerkt zwischenzeitlich bereits verschobene) Beginn Neubau in 03/2017 und die Inbetriebnahme in 06/2019 geplant.

„Laut den aktuellen Angaben der StKM ergeben sich demgegenüber folgende Termine: Baubeginn Neubau 07/2018, Inbetriebnahme 06/2022“ – das ist nunmehr der Analyse zu entnehmen. Kaum zu glauben, dass es möglich ist: Man will „Optimierungspotentiale prüfen mit dem Ziel, die Inbetrieb­nahme um zwölf Monate vorzuziehen.“

Fazit des Terminverhaus: Wann immer auch die Bauarbeiten beginnen, ob nun „Anfang 2018“ oder „07/2018“ – die Nutzung des Neubaus ist (mindestens) erst drei Jahre später möglich als noch vor zwei Jahren vom damaligen Pressesprecher Matthias Winter dargelegt.

Und zu den Terminen der Sanierungen der Bestandsgebäude: Diese sollten ursprünglich in „02/2019“ beginnen, nunmehr ist „06/2022“ angesetzt. Unter „Inbetriebnahme Bestand“ heißt es aktuell: „Noch offen“. Noch nicht einmal eine Prognose wird dazu also gewagt.

Variante Ost: Der Erweiterungsbau (orange) des Klinikums Bogenhausen im Bereich des bestehen¬den derzeitigen Hubschrauberlandeplatzes.     Plan: StKM
Variante Ost: Der Erweiterungsbau (orange) des Klinikums Bogenhausen im Bereich des bestehen¬den derzeitigen Hubschrauberlandeplatzes. Plan: StKM

Die Konsequenz: Der im Zug der Kapazitätsverbesserungen vorgesehene Umzug diverser Abteilun­gen des Krankenhauses Schwabing nach Bogenhausen – mehr als 1000 stationäre Betten sind als „Vollversorger-Krankenhaus“ geplant – verschiebt sich ebenfalls um mindestens drei Jahre.

Drei Jahre Verzögerung oder noch mehr binnen zwei Jahre Planung – da denkt man unwillkürlich an den Ablauf des Berliner Flughafens. Zumal es auch bei den Kosten fürs Bogenhauser Klinikum hapert.

„Ca. 277 Millionen Euro geplante Investitionen Erweiterung und Gesamtsanierung“ schätzten die Verantwortlichen vor zwei Jahren. Im Zwischenbericht wurde die „Kostenprognose aus der Mach­barkeitsstudie 2014 fortgeschrieben auf einen Betrag von rund 315 Millionen Euro. Derzeit liegt von der StKM keine belastbare Kostenermittlung vor. Diese kann erst seriös mit Abschluss der Bewertung der notwendigen Sanierungen im Bestandsgebäude erfolgen. Die Erstellung dieser Untersuchung ist ebenfalls Vorgabe der Förderbehörden.“

Unter weiter: „Nach derzeitiger Kostenermittlung geht die StKM davon aus, dass die veranschlagten 315 Millionen Euro nicht auskömmlich sein könnten.“ Man darf gespannt sein, welche (belastba­ren) Zahlen in drei Monaten dem Stadtrat präsentiert werden. Dies auch unter dem Aspekt, dass sich die „Nutzflächen des Neubaus laut Machbarkeitsstudie von 16 674 auf 13 425 Quadratmeter vermindern“.

Wie groß wird der neue Komplex eigentlich, wie soll er aussehen? Es gibt dazu inzwischen zwei Varianten.

Variante Süd für den Erweiterungsbau entlang der Englschalkinger Straße samt Hubschrauberlan¬deplatz auf dem Dach des Klinikums Bogenhausen.  Karte: Planungsreferat/Bearbeitung hgb
Variante Süd für den Erweiterungsbau entlang der Englschalkinger Straße samt Hubschrauberlan¬deplatz auf dem Dach des Klinikums Bogenhausen. Karte: Planungsreferat/Bearbeitung hgb

Gemäß Konzept zur Variante Süd erfolgt die viergeschossige Erweiterung mit Notfallaufnahme, OP-Bereich und Intensivpflege parallel zur Englschalkinger Straße – Abstand rund 14 Meter.

Das neue Gebäude wird etwa 130 Meter lang und 63 Meter breit werden, befindet sich 25 Meter über Straßenniveau. Und auf dem Dach wird ein Landeplatz für Rettungshubschrauber platziert.

Der Eingangsbereich wird komplett umgestaltet. Der Hauptzugang, konzipiert als eine zweigeschos­sige verglaste Halle, wird in den Neubau verlegt und mit Aufzügen und Rolltreppen ausgestattet, um die Höhendifferenz zur Ebene des Bestandsgebäudes auszugleichen.

Die fußläufige Erschließung des Anbaus ist über einen Vorplatz sowie einen überdachten Weg vom U-Bahn-Ausgang vorgese­hen. Auch der Standplatz der Taxis soll überdacht werden.

Die Variante Ost, eine Aufsicht, einen Plan aus der Vogelperspektive, aus besagtem Zwischenbe­richt, sieht den Erweiterungsbau im Umfeld des derzeitigen Hubschrauberlandeplatz-Hügels vor. Um diese Darstellung hatte die Regierung von Oberbayern gebeten, nachdem sie die Süd-Variante „hinterfragt“ hatte.

Klar ist in beiden Fällen: Der Anbau wird ein Mordsdrum