28. Oktober 2016

Muss der Radsportverein Tretlager für das neue Wilhelm-Hausenstein-Gymnasium (WHG) sein etwa fünf Hektar großes Trainingsgelände im Klimapark am Salzsenderweg räumen? Wenn es nach dem Willen der Mitglieder des Bezirksausschusses geht, sollen die Biker bleiben, laut Beschluss des Kommunalparlaments „deren Belange nicht durch den WHG-Neubau beeinträchtigt werden.“

Die Stadt und die zuständigen Referate sollen das oder die Gebäude so planen, dass der Dirt-Park erhalten bleibt. Indes gibt es noch gar keine Pläne für den Schulbau. Der erste Schritt ist eine Machbarkeitsstudie des Baureferats für das Gymnasium, auf die alle, Lokalpolitiker, Radsportler und Anwohner – viele von ihnen protestieren vehement gegen das Vorhaben – gespannt warten. Erst dann wird sich zeigen, wie viel Fläche für den Schulneubau benötigt wird.

Bei der Abstimmung im Stadtteilgremium gab es eine dicke Überraschung. Denn von den anwesen­den 33 Stadtteilvertretern votierten zwei gegen den Verbleib von Tretlager: Bezirksausschuss-Vorsit­zende Angelika Pilz-Strasser (Grüne) und ihre Parteikollegin Paula Sippl.

Pilz-Strasser begründete ihr Votum, dass sie die Platzierung des neuen WHG im Klimapark „nach wie vor als Krötenstandort“ erachte. Es sei ein Entscheid der Stadt, den die Lokalpolitiker haben schlucken müssen. Es sei wichtig, dass der Neubau „sensibel“ angelegt werde, die Kaltluftschneise des Klimaparks so wenig wie möglich eingeschränkt werde. Die Stadt solle dem Verein eine langfristig ausgerichtete Alternative unterbreiten.

Letzteres unterstützte CSU-Fraktionssprecher Xaver Finkenzeller: „Wir fordern von der Stadt, wir bitten sie nicht“ um Unterstützung für Tretlager im Fall einer unumgänglichen Verlagerung des Übungsparcours auf ein neues Gelände.

Auf den Lines im geht’s auf zwei Rädern stets hoch hinaus.     Foto: Thomas Girth
Auf den Lines im geht’s auf zwei Rädern stets hoch hinaus. Foto: Thomas Girth

Er erachtete ein Areal im künftigen Neubaugebiet jenseits der S-Bahn zum Flughafen als eine Möglichkeit.

Andreas Nagel von David contra Goliath lobte das ehrenamtliche Engagement der Radsportler, polterte gegen die Stadt, die eine Schule (Anm. d. Red: gemeint war das WHG am jetzigen Standort an der Elektrastraße im Arabellapark) verkommen lasse, was in Folge den Gymnasiumsneubau erforderlich gemacht habe:

„Der Standort für die Schule am Salzsenderweg ist und bleibt falsch, ist einfach grottenfalsch.“

Andreas Kräftner, Vorsitzender von Tretlager, erklärte im Plenum: „Wir sind von den WHG-Plänen total überrascht worden.“ Für ihn und seine Mitstreiter gibt es in der Zukunft drei Varianten, drei Szenarien für die Biker. Einmal „wird unser Vereinsgelände gestrichen.“ Zum zweitem wird „ein Ausweichgelände zur Verfügung gestellt, wobei „wo und die Größe“ sowie die Machbarkeit zu klären sind.

Und drittens: der Verbleib samt finanziellen Aspekten. Seit 2011 wird das Sportgelände im Fidelio­park von Tretlager betrieben – von der Stadt mit einem Zehn-Jahres-Vertrag samt Verlängerungs­option gepachtet. Für den Aufbau und Unterhalt der Tracks und der Lines haben laut Kräftner die mehr als 100 Vereinsmitglieder jährlich mehr als 2000 Stunden Arbeitsstunden geleistet. Der Grundaufbau der Anlage habe etwa drei Jahre gedauert. Für Baggermiete, Werkzeuge und Bau­geräte wurde viel Geld aufgebracht. Ein Schweizer Unternehmen, das Dirt-Parks kommerziell anlegt, „hat auf unser Anlage begutachtet und den Wert, die Baukosten, auf rund 125 000 Euro veranschlagt.“

Kräftner erläuterte den Lokalpolitikern die wechselhafte Vereinsgeschichte seit 1983 – die Fläche am Salzsenderweg ist bereits der dritte Standort – und meinte: „Wir können nicht alle fünf Jahre eine neue Anlage aufbauen, wir brauchen eine langfristige Lösung.“

Ein Akrobat in Aktion – auf dem Rad per Salto über die Schanze.      Foto: Thomas Girth
Ein Akrobat in Aktion – auf dem Rad per Salto über die Schanze. Foto: Thomas Girth

Seine Wunschvorstellung: „Wir würden uns freuen, hier bleiben zu können, wir sind offen, wie das Gelände gegliedert wird.“ Die Nachbarschaft zum Gymnasium bezeichnete er als „ideal für eine Ko­operation, im Idealfall wird der Fahrrad- in den Schulsport, wie in der Schweiz, integriert.“

Auch eine Zusammenarbeit mit dem Spiel- und Begegnungszentrum (SBZ) Fideliopark kann sich der Clubchef vorstellen. Und: „Mit uns würde der Baumbestand auf dem Gelände erhalten.“

Um den Komplex zu erfassen und in den Griff zu bekommen, schlagen die Tretlager-Verantwort­lichen einen Runden Tisch mit allen Zuständigen vor. Ob und wann es dazu kommt, ist bis dato aber noch offen.