09. Dezember 2016

Das als Denkmal geschützte zweigeschossige Gebäude an der Muspillistraße 8 – um 1873 erbaut, bis 1979 von der Freiwilligen Feuerwehr Oberföhring als Gerätehaus genutzt – ist verkauft. Auf Nachfrage erklärte Bernd Plank vom Kommunalreferat: „Die Beurkundung des Verkaufs als Ergeb­nis der öffentlichen Ausschreibung steht unmittelbar bevor.“ Nähere Angaben wie Käufer und Kauf­preis durfte Plank aus Datenschutzgründen nicht nennen.

Mitte Mai hatte die Fraktion der Grünen im Bezirksausschuss per Dringlichkeitsantrag die Stadt aufgefordert, das in ihrem Besitz befindliche Gebäude „auf keinen Fall zu verkaufen und mit dem Bezirksausschuss über die Weiternutzung zu sprechen“. Diesem Ansinnen hatten die Lokalpolitiker einhellig zugestimmt. Die Stadt war dem aber nicht gefolgt.

Paula Sippl, Initiatorin des Antrags, hatte in der Begründung angeführt: „In Zeiten von Wohnungs­not, von Mangel an Kinderbetreuungsplätzen, Jugendeinrichtungen und kulturellen Angeboten sind städtische Immobilien notwendig, um den Bedarf zu decken.“ Laut ihren Angaben bei der seiner­zeitigen Tagung des Stadtteilgremiums „sind für das Anwesen samt 470 Quadratmeter großem Grundstück 670 000 Euro aufgerufen“.

Bis 1979 diente die Muspillistraße 8 als Gerätehaus der Freiwilligen Feuerwehr Oberföhring, ehe sie ins Gebäude Nr. 25 umzog. Dieser Standort ist inzwischen viel zu klein. Die Erweiterung um das Haus 27 oder ein Neubau des Gerätehauses im Bürgerpark wird derzeit geprüft.  Foto: NordOstKulturverein
Bis 1979 diente die Muspillistraße 8 als Gerätehaus der Freiwilligen Feuerwehr Oberföhring, ehe sie ins Gebäude Nr. 25 umzog. Dieser Standort ist inzwischen viel zu klein. Die Erweiterung um das Haus 27 oder ein Neubau des Gerätehauses im Bürgerpark wird derzeit geprüft. Foto: NordOstKulturverein

Diese Information hatte sich mit der Angabe auf der Internetseite des Kommunalreferats gedeckt. Die angeführte Summe wurde dabei als „Mindestkaufpreis“ genannt. Und: „Bewerbungsende ist Montag, 23.Mai 2016, 12 Uhr“.

Unter „Lage und Umfeld“ war der Annonce zu entnehmen: „Das Grundstück liegt in ruhiger, gesuch­ter Wohnlage mit guter verkehrlicher Anbindung und sehr hohem Naherholungswert im Stadtteil.

Die Isar und der nördliche Teil des Englischen Gartens liegen westlich in nur 200 m Entfernung. Die Muspillistraße ist eine ruhige Ringstraße um den historischen Dorfkern in einer Tempo-30-Zone.“

Zur Grundstücksbeschreibung und zu den Nutzungsrechten war angeführt: „Das Grundstück ist mit einem derzeit nicht bewohnbaren, leerstehenden Wohngebäude bebaut, an dessen Südseite sich ein eingezäunter Garten erstreckt. Im Erdgeschoss werden zwei Zimmer, zusammen rund 35 Qua­dratmeter, als Aufbahrungsräumlichkeiten für die auf dem angrenzenden Kirchfriedhof St. Lorenz stattfindenden Bestattungen genutzt und sind zu diesem Zweck an die Städtische Bestattung unent­geltlich zu überlassen. Das Haus ist in die Denkmalliste eingetragen als ‚Feuer- und Leichenhaus, bauernhausartiger Satteldachbau um 1873‘. Alle Baumaßnahmen bedürfen auch der Genehmigung der Unteren Denkmalschutzbehörde.“

Gemäß Ausschreibung wurde das Haus „mit Satteldach, nicht unterkellert, circa 1928 umgebaut. Es weist massive Schäden, insbesondere Schimmelschäden auf. Ein Teil des ersten Obergeschosses ist einsturzgefährdet.“ Laut Sachverständigen-Gutachten „vom Juli 2014 ergab eine überschlägige Schätzung Restaurierungskosten von rund 710 000 Euro, also 3 550 Euro pro Quadratmeter.“

Das als Denkmal geschützte, einsturzgefährdete Gebäude an der Muspillistraße 8 hat die Stadt jetzt verkauft. Über den Käufer und den Kaufpreis ist noch nichts bekannt.   Foto: hgb
Das als Denkmal geschützte Gebäude an der Muspillistraße 8 hat die Stadt jetzt verkauft. Über den Käufer und den Kaufpreis ist noch nichts bekannt. Foto: hgb

Gleich, ob die Stadt das Anwesen tatsächlich für besagte 670 000 Euro oder weniger an den Mann gebracht hat, der Käufer muss sehr vermögend sein.

Er kann das Haus nicht abreißen lassen und das Grundstück bebauen, er muss die Muspillistraße 8 von Grund auf sanieren.

Einschließlich Kostensteigerungen summiert sich das Ganze auf rund 1,5 Millionen Euro. Nutzen kann der Käufer aber lediglich das erste Stockwerk.