22. März 2017

„Sinn und Zweck der Veranstaltung ist es, die Auswirkungen des beschlossenen Neubaus vom Wilhelm-Hausenstein-Gymnasium (WHG) auf die Grünplanungen des Parks darzustellen.“ So um­riss Ulrich Rauh, im Gartenbauamt Leiter Planung und Neubau, den Anlass einer Informations­veranstaltung unter dem Titel „Aufwertung der Grünflächen am Salzsenderweg“. Den Kostenauf­wand für den Klimapark bezifferte Rauh „auf knapp zwei Millionen Euro.“

Doch die Bürger interessierte weniger, ob der Unterstand für Jugendliche oder der Fitnessparcours um ein paar Meter verlegt wird. Sie wollten vielmehr wissen, wie groß und hoch die Schule gebaut wird, wie viel Schüler kommen, ob die gesamte reservierte Fläche bebaut wird, wie die Erschlie­ßung funktionieren soll, was aus dem Salzsenderweg und der Fideliostraße wird. All das war auch nicht anders zu erwarten. So denn war auch Verwaltungsdirektor Hans-Jürgen Stein vom Schul­referat als Ansprechpartner anwesend. Die meisten Fragen indes blieben unbeantwortet, mussten unbeantwortet bleiben, weil die Untersuchungen noch laufen.

„Wir wollen nicht ein Stückchen Klimapark, wir wollen den Park wie er beschlossen und geplant ist. Sonst soll’s die Stadt doch lassen, wie es ist.“ Aussagen wie diese unter Besuchern vor der Präsen­tation kündigten eine emotionsgeladene Runde an.

Die Hintergründe zu dem zwölf Hektar großen Areal neben dem Spiel- und Begegnungszentrum (SBZ) an der Fideliostraße: Einst waren die Flächen mit Baurecht für eine Bezirkssportanlage reserviert. Doch wegen zu erwartenden Problemen mit Bewohnern der erstellten angrenzenden Wohnblöcke wurde der Plan nicht umgesetzt.

Der Detailplan für die Grünanlage am Salzsenderweg, mit dessen Umsetzung im Herbst begonnen werden sol. Auf der schraffierten Fläche wird das Wilhelm-Hausenstein-Gymnasium gebaut.   Karte: Baureferat/Gartenbau
Der Detailplan für die Grünanlage am Salzsenderweg, mit dessen Umsetzung im Herbst begonnen werden sol. Auf der schraffierten Fläche wird das Wilhelm-Hausenstein-Gymnasium gebaut. Karte: Baureferat/Gartenbau

Im Oktober 2010 wurde bei der Bogenhauser Bürgerversammlung und folgend im Rathaus eine Grünanlage beschlossen. Danach hatte das Schul- dem Baureferat/Gartenbau das Grundstück übergeben. Bis 2015 folgten Planungsbeteiligungen – Ideen-Workshop, mehrere Treffen mit Jugendlichen und Schulkindern.

Am 29. Juni 2016 beschloss der Stadtrat den WHG-Neubau auf dem Gelände, die Mitglieder des Bezirksausschusses stimmten zähneknirschend wegen fehlender Alternativen zu, das Rathaus beauftragte das Gartenbauamt „den Klimapark unter Aussparung der notwendigen Flächen weiter zu entwickeln. Die Flächenaufteilung: zehn Hektar für den Park, zwei Hektar fürs Gymnasium.

Den aktuellen Planungsstand – der Baubeginn der attraktiv wirkenden Freizeitanlage ist für Herbst geplant, die Fertigstellung im Frühjahr 2018 – erläuterte Rauh zusammen mit Projektleiter Matthias Firlus den 150 Anwesenden. Deutlich weniger Personen, es gab 90 Sitzplätze, waren erwartet worden. Rauh versicherte: „Fast alles, was geplant war, kommt auch. Das Gymnasium nimmt nichts weg. Der Park wird wunderbar ausgestattet.“

Aus den Projektionen wurde auch klar, dass die von vornherein kritisch betrachtete Integration der Dirtbike-Anlage des Radsportvereins Tretlager fraglich ist. Auf der Karte ist „Verlegung Standort“ vermerkt. „Wir suchen noch Flächen“, bemerkte dazu Rauh. Sachgebietsleiterin Uta Gehrhardt erklärte: „Der Prüfungsauftrag Integration oder neuer Standort läuft noch.“ Laut Firlus kann die Dirtbike-Anlage dort „so lange verbleiben, wie die Schule geplant wird.“

All das nahmen die Besucher gelassen zur Kenntnis. Die schraffierte, den Salzsenderweg abdec­kende Fläche auf der Karte, das Grundstück fürs Gymnasium, bewog die Gemüter, sorgte für Zünd­stoff. Verständlich – ist der Klimapark doch mit dem WHG-Neubau verzahnt.

Zu letzterem erklärte Stein grundsätzlich: „Daran ist nicht mehr zu rütteln, der Zug ist abgefahren. Das Gymnasium wird sechszügig für etwa 1200 Schüler.“ Ziel sei es, „so wenig wie möglich zu überbauen.“ Das Gebäude soll „Platz sparend und ökologisch“ erstellt werden mit einem begrünten Dach. Apropos Platz sparend: Einer von zwei Allwetterplätzen ist auf dem Turnhallendach vorge­sehen.

Und: „Wir werden keine >Berliner Mauer< um das Grundstück errichten, wie in Internet dargestellt worden ist. Wir werden eine offene Schulfläche haben.“ Mit dem Bau des neuen WHG soll 2019 begonnen werden, zum Schuljahresbeginn 2022/23 soll alles fertig sein.

Eine von einem Anwohner befürchtete Erschließung des WHG, eine Zufahrt quasi quer durchs Gelände von der Freischützstraße, schloss Stein kategorisch aus.

Rund 150 Anwohner verfolgten bei einer Informationsveranstaltung die Erläuterungen zu den Umplanungen des Klimaparks am Salzsenderweg bedingt durch den Neubau des Wilhelm-Hausenstein-Gymnasiums. Bohrende Fragen zum Schulbau konnten die städtischen Vertreter größtenteils nicht beantworten.    Foto: hgb
Rund 150 Anwohner verfolgten bei einer Informationsveranstaltung die Erläuterungen zu den Umplanungen des Klimaparks am Salzsenderweg bedingt durch den Neubau des Wilhelm-Hausenstein-Gymnasiums. Bohrende Fragen zum Schulbau konnten die städtischen Vertreter größtenteils nicht beantworten. Foto: hgb

„Die Zufahrt zum WHG über die Fideliostraße ist zu klein“, meinte ein Bürger. Stein erklärte dazu, dass derzeit Gutachten zu Verkehr, Lärm und Schallschutz erarbeitet werden, dass eine Schule keinen großen zusätzlichen Verkehr mit sich bringt. Dem widersprach vehement eine jahrelang im WHG im Arabellapark tätige Lehrerin, die von dort „erheblichen Hol- und Bringverkehr“ kennt.

„Bleibt der Salzsenderweg wie er ist, wird er eine Straße, führt er nicht mehr in die Fideliostraße?“ – zu diesen Fragen erklärte Rauh, dass „der Weg in westlicher Richtung nicht in eine Straße ausge­baut wird. Das ist sicher. Ich kann mir vorstellen, das der Weg mehr oder weniger so bleibt, die Planung wird’s zeigen.“

Wohlgemerkt in westlicher Richtung. Zur Annahme eines Mannes, das Stück Salzsenderweg in östlicher Richtung könnte ab dem Wendehammer der Fidelio- als Anschluss an die Knapperts­buschstraße ausgebaut werden, um die Sackgasse Fideliostraße aufzuheben, konnten (oder wollten?) die städtischen Vertreter nichts sagen. Für den Bürger ist es nämlich „ein Rätsel, wie 1200 Kinder über eine Sackgasse“ zum und vom Gymnasium kommen und gehen können.

Als Stein unter Hinweis auf die Bevölkerungsentwicklung Münchens seit 1958 von einer auf heute rund 1,6 Millionen Einwohner die Besucher um Verständnis für den Gymnasiumsbau bat, bügelte ihn CSU-Fraktionssprecher Xaver Finkenzeller im Kommunalparlament nieder: „Sie missbrauchen die Entwicklung, präsentieren den Neubau an dieser Stelle als alternativlos, weil das Referat es in den vergangenen 15 Jahren verschlafen und verschlampt hat, einen geeigneten Standort zu suchen.“ Das quittierten die Bürger mit Applaus.