20. März 2017

Kopernikusstraße 6 und 8. Umbau und Sanierung Gesamtanwesen. Diesen banal anmutenden Antrag nahmen jetzt die Mitglieder des Bezirksausschusses auf Empfehlung des Untergremiums Planung „zur Kenntnis“. Besser: Die Lokalpolitiker konnten ihn nur „zur Kenntnis“ nehmen. Es han­delt sich nämlich um eine private Angelegenheit, einen geschäftlichen Vorgang, auf den die Politik keinen Einfluss hat. Doch hinter dem Ansinnen verbirgt sich – wie so oft – mehr: Modernisierung, Räumung gegen Abfindung und Verteuerung von Wohnraum. Und ein Hilferuf von Mietern.

Aus baulicher Sicht heißt es in dem Gesuch detailliert: „Nutzungsänderung von Teilflächen im Souterrain zu Wohnraum, Anbau zweier Zugänge im Vorgarten und Einbau zweier Innenaufzüge, Erweiterung der Gebäude (gartenseitig), Schließen der Bestandsbalkone und Errichtung neuer Balkonanlagen, DG-Neuaufbau mit Veränderung der gartenseitigen Dachausführung im erhöhten Bereich sowie Ausbau der Dachgeschosse als Erweiterung der Einheiten im 4. OG.“ Eben „Umbau und Sanierung Gesamtanwesen“.

Davon Betroffene sind verzweifelt. Mieter des Anwesens Kopernikusstraße 6 haben sich vor kurzem an das Kommunalparlament gewandt mit „der Bitte um Unterstützung“. Doch der Bezirks­ausschuss ist diesbezüglich machtlos.

Das Gebäude Kopernikusstraße 6 wie auch die Nummer 8 sollen umgebaut und saniert werden, die Mieten würden um mehr als das Doppelte steigen. Mieter haben Angst, diese Summe dann nicht mehr bezahlen zu können, sie fürchten um ihr Zuhause.   Foto: hgb
Das Gebäude Kopernikusstraße 6 wie auch die Nummer 8 sollen umgebaut und saniert werden, die Mieten würden um mehr als das Doppelte steigen. Mieter haben Angst, diese Summe dann nicht mehr bezahlen zu können, sie fürchten um ihr Zuhause. Foto: hgb

Der Hintergrund: Das Haus wie auch die angrenzende Nummer 8 haben im Februar vergangenen Jahres den Besitzer gewechselt. Der neue Eigentümer plane laut dem Schreiben des Mannes „notwendige Wartungs- und Instandsetzungsarbeiten.“ Doch die Arbeiten „nehmen wohl einen größeren Umfang ein als geplant“.

Nach Abschluss der Arbeiten würde die Miete beispielweise für eine „Wohnung im zweiten Obergeschoss – 81 Quadratmeter incl. Balkon – von 874,00 Euro netto auf 1829,10 Euro netto steigen“.

In Gesprächen habe der Eigentümer gemäß den schriftlichen Ausführungen des Bewohners erläutert, „dass die Wohnungen während der Sanierungsphase nahezu unbewohnbar würden und überdies die Miete nach der Sanierung und der möglichen Umlegung der Kosten auf mehr als das Doppelte steigen würde. Hierzu legte er eine Berechnung vor.“ Und: Der Besitzer habe den Mietern angeboten, „dass sie sich verpflichten, gegen eine zu vereinbarende Ablösesumme zu einem bestimmten Termin auszuziehen.“

Abschließend wird angeführt: „Unser Eindruck ist, dass es hier um den momentan in München häu­figen Fall geht, in dem Häuser aufwändig saniert werden, um sie hinterher Wohnung für Wohnung teuer zu verkaufen. Hierzu ist es fast unabdingbar, dass die Wohnungen in den Häusern unvermie­tet sind. Uns ist klar, dass die geplante Sanierung juristisch schwer anzufechten ist. Und gegen eine Sanierung der Kopernikusstraße 6 spricht auch grundsätzlich nichts.“