05. April 2017

Seit die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) im Dezember die Tram Steinhausen, die Straßen­bahnlinie 25, zum S-Bahnhof Berg am Laim, Wendepunkt Süddeutscher Verlag, in Betrieb genom­men hat und in Folge die Buslinien 187, 190 und 191 auf neuen Routen fahren, sind viele Bewohner aus dem Zamilapark, aus der Schwarzwaldsiedlung und der Parkstadt Bogenhausen massiv verär­gert. Sie fühlen sich vom öffentlichen Nahverkehr regelrecht abgehängt.

Die Fahrzeiten haben sich meist mehr als verdoppelt, teils gar verdreifacht. Den Bezirksausschuss erreichten in den vergangenen Wochen und Monaten extrem viele Beschwerden. Doch die Lokalpolitiker sind mehr oder minder machtlos, können diese lediglich an die MVG weiter leiten.

„Wir sind mit Anträgen und Anfragen regelrecht überhäuft worden, wird fordern die MVG ständig auf zu reagieren, wir überlegen uns, Oberbürgermeister Dieter Reiter einzuschalten. Die MVG tut sich leicht zu sagen, dass 300, 400 Meter weiter die nächsten Haltestellen sind. Das ist für die Bürger, vor allem für Ältere, sehr beschwerlich geworden. Einige von uns sind ja selbst betroffen. Das Gan­ze stößt uns sauer auf.“ So fasste im Kommunalparlament Martin Tscheu (SPD), der Vorsitzende des Untergremiums Verkehr, die Problematik zusammen.

Bereits vor vier Monaten hatte das Stadtteilgremium auf Antrag der CSU-Fraktion Verbesserungen gefordert und einstimmig beschlossen: „Der Bezirksausschuss hält an seiner Forderung, eine Innenstadtanbindung der Tram Steinhausen einzurichten mit Nachdruck fest.“

Die Fahrzeit vom Zamilapark zum Max-Weber-Platz hat sich nach Inbetriebnahme der Straßenbahn Steinhausen im Dezember von ursprünglich neun Minuten auf nunmehr 17 bis 27 Minuten verlängert. Quelle: CSU-Antrag

In der von Fraktionssprecher Xaver Finkenzeller und Kilian Mentner gezeichneten Initiative hieß es: „Die im MVG-Schreiben vom 27. Oktober 2016 angesprochenen sachlichen Argumente werden vom Bezirksausschuss nicht geteilt.

Durch die Abschaffung der Linienführung des Busses 190/191 zum Max-Weber-Platz wird das ÖPNV-Angebot für eine Vielzahl von Bürgern deutlich verschlech­tert. Die Fahrzeit von Zamdorf Siedlung (Zamilapark) zum Max-Weber-Platz hat sich von ursprüng­lich neun Minuten auf nunmehr 17 bis 26 Minuten deutlich verlängert.“

Auch die Anbindung der Schwarzwaldstraße zum Max-Weber-Platz hat sich von einst sechs Minu­ten auf nunmehr 17 Minuten gravierend verschlechtert. Folglich wurde mit dem Fahrplanwechsel zum 12. Dezember das ÖPNV-Angebot in einem unterversorgten Gebiet nochmals gravierend eingeschränkt, so steht’s in der Vorlage.

Mentner hat mehrfach klar gestellt: „So geht’s nicht. Eine funktionierende Busverbindung wurde ge­kappt, es muss unbedingt eine Lösung gefunden werden.“ Und: „Ich kennen mehrere Pendler, die ihre Jahreskarte kündigen oder keine mehr kaufen wollen.“

Der Streckenverlauf der Tram Steinhausen ab Max-Weber-Platz bis Berg am Laim.   Karte: MVG
Der Streckenverlauf der Tram Steinhausen ab Max-Weber-Platz bis Berg am Laim. Karte: MVG

Karl Nibler (Grüne), von Beruf Tramfah­rer, der auch auf der neue Strecke im Einsatz ist, hatte assistiert: „Man kann das besser machen.“

Die Enttäuschung, der Zorn, ja teils die Wut der Betroffenen ist immens. So schreibt eine Frau total verärgert an den Bezirksausschuss:

„Setzen Sie sich bitte ein, dass es wieder eine direkte Verbindung zum Ostbahnhof gibt. Die verän­derten Linienführungen der Busse haben zu völlig überflüssigen (neuen) Verzögerungen durch Um­steigen und Warten geführt. Warum wird man jetzt gezwungen, erst stadtauswärts zu fahren? Die MVG schlägt vor, von der Parkstadt zum Tramhaltestele Riedenburger Straße zu laufen – durch eine dunkle Grünlage, man muss die Autobahnbrücke unterqueren, läuft entlang der Baustelle. Für Kinder, ältere Menschen und auch Frauen unzumutbar! Zudem sind mindestens 700 Meter Entfer­nung bzw. 13 bis 15 Minuten Fußweg einfach zu weit, gerade für Senioren. Die Bewohner haben gar nichts von der Tram, Im Gegenteil. Die MVG macht mich echt krank. Kein Wunder, dass München an seinen Verkehrsproblemen langsam erstickt. Es ist wirklich eine Zumutung, die MVG nutzen zu müssen. Ich habe mir jetzt nach 15 Jahren wieder ein Auto gekauft.“

Oder: „Meine Kinder haben bisher den Bus 187 ab/bis Moselstraße häufig genutzt. Vor allem am Abend sind sie damit schneller und sicher nach Hause gekommen und hatten nur einen kurzen Fußweg. Jetzt müssen sie mit der U-Bahn fahren, in der sie sich abends unwohl und unsicher füh­len, haben einen viel längeren Fußweg durch die dunkle Parkstadt.“

Ein Mann führt an: „Es hat sich für uns ganz klar bestätigt, dass für die Wohnbereiche nördlich der Schwarzwald- und nördlich der Friedrich-Eckart-Straße die Verbindung zum Max-Weber-Platz (zur Innenstadt) deutlich umständlicher und dadurch auch länger geworden ist. Dabei ärgert mich umso mehr, dass dies deshalb erfolgte, um – zu Lasten der Wohnbereiche – lediglich die Zubringerfunkt­ion für die neue Tram zu stärken. Als bitter empfinde ich dabei, dass wir für mehr Umständlichkeit mit dem Fahrplanwechsel auch mehr bezahlen dürfen.“