27. April 2017

Seit die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) im Dezember die Straßenbahnlinie 25, die Tram Steinhausen, zum S-Bahnhof Berg am Laim, in Betrieb genommen hat und in Folge die Buslinien 187, 190 und 191 auf neuen Routen fahren, sind viele Bewohner aus dem Zamilapark, aus der Schwarzwaldsiedlung und der Parkstadt massiv verärgert. Sie fühlen sich vom öffentlichen Nahver­kehr abgehängt. Lenkt die MVG wegen der Beschwerden jetzt ein?

Am Dienstag, 2. Mai, 19 Uhr, Gaststätte Pyrsos, Englschalkinger Straße 206, kommen MVG-Ver­treter zum Gespräch mit den Lokalpolitikern in das zuständige Untergremium Verkehr des Bezirks­ausschusses. „Schwerpunktthema der Sitzung wird vermutlich das Thema der Buslinien sein. Ich schlage vor, einen vergrößerten Stadtplanausschnitt oder alternativ technische Mittel für eine kleine Präsentation mitzubringen“, erklärte Martin Tscheu (SPD), Vorsitzender des Unterausschusses Verkehr bei der April-Tagung des Kommunalparlaments gegenüber den Stadtteilvertretern.

Tscheu geht wegen der Brisanz des Themas davon aus, „dass sehr viele Bürger zu der öffentlichen Besprechung kommen werden.“ Deshalb wird der Austausch als erster Punkt auf die Tagesordnung gesetzt. Und mit dem Geschäftsführer der Gaststätte wird die Raumfrage geklärt, da das Neben­zimmer, in dem sonst getagt wird, zu klein für mehr als 20 Besucher ist.

Fakt ist: Die Fahrzeiten haben sich meist mehr als verdoppelt, teils gar verdreifacht. Den Bezirks­ausschuss erreichten in den vergangenen fünf Monaten extrem viele Beschwerden. Doch die Lokal­politiker sind stets mehr oder minder machtlos, können die Klagen lediglich an die MVG weiter leiten. „Wir sind mit Anträgen und Anfragen regelrecht überhäuft worden, wird fordern die MVG ständig auf zu reagieren. Die MVG tut sich leicht zu sagen, dass 300, 400 Meter weiter die nächsten Haltestellen sind. Das ist für die Bürger, vor allem für Ältere, sehr beschwerlich geworden. Das Ganze stößt uns sauer auf“, so Tscheu.

Die Fahrzeit mit dem Bus vom Zamilapark zum Max-Weber-Platz hat sich nach Inbetriebnahme der Straßenbahn Steinhausen im Dezember von ursprünglich neun Minuten auf nunmehr 17 bis 27 Minuten verlängert.   Foto: hgb
Die Fahrzeit mit dem Bus vom Zamilapark zum Max-Weber-Platz hat sich nach Inbetriebnahme der Straßenbahn Steinhausen im Dezember von ursprünglich neun Minuten auf nunmehr 17 bis 27 Minuten verlängert. Foto: hgb

Bereits zu Jahresbeginn hatte das Stadtteilgremium auf Antrag der CSU-Fraktion Verbesserungen gefordert und einstimmig beschlossen: „Der Bezirksausschuss hält an seiner Forderung, eine Innenstadtanbindung der Tram Steinhausen einzurichten mit Nachdruck fest.“

Eine Frau hatte geklagt: „Die Anwohner haben gar nichts von der Tram, Im Gegenteil. Die MVG macht mich echt krank. Kein Wunder, dass München an seinen Verkehrsproblemen langsam er­stickt. Es ist wirklich eine Zumutung, die MVG nutzen zu müssen. Ich habe mir jetzt nach 15 Jahren wieder ein Auto gekauft.“

Ein Mann hat jüngst verärgert an die MVG und an den Bezirksausschuss geschrieben: „Die neue Tramstrecke vom Max-Weber-Platz zum Bahnhof Berg am Laim ist ein äußerst teurer Schildbürger­streich, der für die meisten Fahrgäste mehr Nach- als Vorteile bringt.“ Seine Ausführungen dazu:

„Meine Haltestelle ist die Moselstraße. Von dort gelangte ich mit dem 187er in drei Minuten zum Einkaufszentrum Einstein an der Ecke Leuchtenbergring (zwei Haltestellen, Kurzstrecke). Und in zehn Minuten an den Ostbahnhof – jeweils ohne umzusteigen. Jetzt benötige ich zum Einstein mindestens 17 Minuten mit Umsteigen und sieben Haltestellen (keine Kurzstrecke). Zum Ostbahn­hof brauche ich statt bisher zehn jetzt 20 Minuten und muss einmal umsteigen.“

Der Bürger schreibt weiter: „Wer ist eigentlich auf die Idee gekommen, für fast 22 Millionen Euro eine Tramlinie zu bauen, die weitgehend parallel zur S-Bahn verläuft? Wie ich beobachtet habe, nutzen Fahrgäste, die mit den Bussen 190 und 191 aus Zamdorf, dem Zamilapark und dem süd­lichen Daglfing nunmehr an der Gewerbewüste Hultschiner Straße umsteigen müssen, um in die Innenstadt zu gelangen, zum weit überwiegenden Teil die S-Bahn und nicht die Tram 25. Das ist nur zu verständlich und war auch vorhersehbar.“

Denn: „Vom S-Bahnhof Berg am Laim gelangen die Fahrgäste in zwölf Minuten direkt zum Marien­platz. Mit der 25er können sie nur bis zum Max-Weber-Platz fahren und müssen dort ein weiteres Mal umsteigen – entweder in die U-Bahn oder die Tram 16 bzw. 19. Von der neuen Linienführung der Busse profitiert daher in erster Linie die S-Bahn, die bekanntermaßen eh schon überlastet ist.“

Ob die Verantwortlichen der MVG das auch so erkannt haben? Man darf auf die Erklärungen am 2. Mai gespannt sein.