Ob in Schwabing, Obermenzing oder Bogenhausen – seit Jahren fordern Kommunalpolitiker und Eltern regelmäßig von der Stadt Maßnahmen, um an Gefahrenquellen, vor allem im Umfeld von Schulen und Kindertagesstätten, Autofahrer zu mahnen, das Tempo zu drosseln. Verlangt werden meist mobile Geschwindigkeitsanzeiger, speziell Dialog Displays. Nach acht Jahren Gezerre beschloss nun der Kreisverwaltungsausschuss im Stadtrat den Kauf von fünf solchen Stationen, bestehend aus jeweils zwei Geräten für beide Fahrtrichtungen.

Ab kommenden Jahr sollen die Messeinrichtungen zur Probe 24 Monate lang von einer Firma in Tempo-30-Zonen im Bereich von Kindergärten und Schulen aufgestellt werden, in denen bei Radar­kontrollen immer wieder Raser erfasst wurden und auch noch werden. Vorgesehen ist, die Einsatz­orte etwa alle drei Monate zu wechseln. Laut Angaben eines Experten kostet die Anschaffung eines Tempoanzeiger-Sets knapp 8000 Euro, das ganze Paket also etwa 40 000 Euro.

Wie funktionieren Dialog Displays? Passiert ein Autofahrer den Kontrollbereich in vorgeschriebe­nem Tempo oder langsamer, leuchtet das Wort „Danke“ in grüner Schrift auf, darüber erscheint ein lachendes Kindergesicht auf der Anzeigetafel. Tritt ein Fahrer hingegen das Gaspedal durch, ist er zu schnell unterwegs, mahnt das Display in Rot „Langsam!“, die Miene des Mädchens oder des Bubens beliebt strahlend oder verfinstert sich – je nach Hersteller. Die Displays treten quasi in Dialog mit den Autofahrern. Daher werden die Anlagen oft auch als „sprechende Verkehrszeichen“ bezeichnet.

Reine Tempoanzeiger wie hier in Aschheim haben eine geringere Wirkung auf das Geschwindig-keitsverhalten von Autofahrern als Dialog Displays.   Foto: ikb
Reine Tempoanzeiger wie hier in Aschheim haben eine geringere Wirkung auf das Geschwindig-keitsverhalten von Autofahrern als Dialog Displays. Foto: ikb

Wohl jeder Autofahrer kennt die meist bundesweit an Ortseinfahrten aufgestellten Geräte, die in gelber Schrift melden „Sie fahren …. km/h“.

Im Oktober 2011 (!) hatte dazu Verkehrsexperte Karl Schneid von der Polizeiinspektion 22 im Bogenhauser Bezirksausschuss erläutert, dass „Dialog Displays mit einem Kindergesicht oder lachenden bzw. traurigen Smiley wesentlich mehr Aufmerk­samkeit und Geschwindigkeitsreduzierung als reine Tempoanzeigen bewirken“.

Bereits 2009 hatten Mitarbeiter der Technischen Universität im Auftrag des Kreisverwaltungsrefe­rats (KVR) zwei Dialog-Display-Feldversuche durchgeführt – in Pasing auf Höhe des Bert-Brecht-Gymnasiums und in Trudering an der Friedenspromenade in der Nähe von Bushaltestellen. Das Ergebnis: Bei allen Tests hatten die Autofahrer das Tempo gedrosselt, sie fuhren auch langsamer, als die Anlagen längst wieder abgebaut waren.

Auf Basis dieser Erfahrungen sollten 2011 dann auf Initiative der CSU-Stadtratsfraktion vom KVR fünf mobile Tempoanzeiger – Laufzeit vier Jahre, Kosten 45 000 Euro jährlich – angeschafft wer­den. Doch im Rathaus kam kein Konsens zustande. Die Sozialdemokraten lehnten grundsätzlich ab, die Grünen wollten die Bezirksausschüsse zur Finanzierung heranziehen – der Vorstoß war gescheitert.

Passiert ein Autofahrer die Kontrollstelle zu schnell, leuchtet die Aufforderung „Langsam“ in leuchtend roter Schrift auf.  Foto: KVR München
Passiert ein Autofahrer die Kontrollstelle zu schnell, leuchtet die Aufforderung „Langsam“ in leuchtend roter Schrift auf. Foto: KVR München

Auch ein in Folge im Bezirksausschuss gestellter Antrag von Robert Brannekämper – damals CSU- Fraktionssprecher und Stadtrat – war erfolglos.

Die Lokalpolitiker hatten sich wieder einmal über Zuständigkeiten und Kosten bezüglich der Dialog Displays nach SPD-Einsprüchen verheddert und auf Vorschlag eines Liberalen vertagt, die Mehrheit der Jamaika-Koalition war zerbröselt.

All das gehört nunmehr der Vergangenheit an. Das geflügelte Wort „Gut Ding will Weile haben“ hat sich einmal mehr bestätigt, die Rathaus-Spitze hatte ein Einsehen.