30. Juli 2017

Der vierspurige Ausbau des Föhringer Rings, die wohl größte Staustelle im Nordosten, ist nach Jahrzehnte langem Ringen endlich beschlossen. Nach einem Votum des Planungsausschusses im Stadtrat übernimmt München von den kalkulierten 52 Millionen Euro Gesamtkosten fünf Millionen Euro. Die Gemeinde Unterföhring – zu ihr gehören rund 900 Meter des zwei Kilometer langen Abschnitts – beteiligt sich ebenfalls mit fünf Millionen Euro. Die Hauptlast trägt der Freistaat. Er ist Träger der überörtlichen Verbindung, bezeichnet als Staatsstraße 2088.

Grundlage für die Entscheidung war ein Dreier-Gipfel mit CSU-Innenminister Joachim Herrmann – sein Ressort beinhaltet auch Bau und Verkehr –, Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) und dem Unterföhringer Gemeindechef Andreas Kemmelmeyer (Parteifreie Wählerschaft). Das Trio hatte sich vor kurzem auf das Finanzierungsmodell geeinigt. Dabei wurde auch festgelegt, dass Bayern für Planung, Anwicklung und den künftigen Unterhalt zuständig ist.

Wie überlastet der Föhringer Ring ist, belegen Zahlen. Bei einer Erfassung des Planungsreferats im November 2014 wurden am Flaschenhals Herzog-Heinrich-Brücke über die Isar innerhalb von 24 Stunden mehr als 46 000 Fahrzeuge registriert, darunter etwa 2800 Lastwagen über 3,5 Tonnen. Morgens und abends waren es jeweils rund 4000 Autos. Kalkuliert wird für 2030 mit 75 000 Fahr­zeugen. Das entspricht einer Belastung in den Spitzenstunden von etwa 6500 Autos.

Letztere beiden Werte bezeichnen Verkehrsexperten aber schon heute als „konservativ“ vor dem Hintergrund des Wohnungsbaubooms in und um Bogenhausen und der nach dem Ausbau dank eines flüssigen Verkehrsablaufs attraktiveren Verbindung. Denn die Erfahrung – beispielsweise beim Ausbau des Isarrings mit einer Einfädelspur aus der Ifflandstraße – lehrt, dass das Verkehrs­aufkommen nach einem Ausbau stark zunimmt. Fürs Beispiel gehen Fachleute von etwa 25 bis 30 Prozent mehr Fahrzeuge aus.

Am Ende der Effnerstraße stadtauswärts wird’s auf Höhe des Heizkraftwerks Nord eng auf dem Föhringer Ring, die Fahrbahn wird auf eine Spur verengt. Morgens und abends stehen hier oft die Autos Stoßstange an Stoßstange.  Foto: hgb
Am Ende der Effnerstraße stadtauswärts wird’s auf Höhe des Heizkraftwerks Nord eng auf dem Föhringer Ring, die Fahrbahn wird auf eine Spur verengt. Morgens und abends stehen hier oft die Autos Stoßstange an Stoßstange. Foto: hgb

Die Herzog-Heinrich-Brücke, quasi in der Mitte des Föhringer Rings, ist die neuralgische Stelle, das Nadelöhr, auch wegen der anschließenden Ein- und Ausfahrt von und nach Unterföhring. Die 57 Jahre alte, etwa 200 Meter lange Stahlkonstruktion ist total marode.

Seit neun Jahren darf sie mit maximal Tempo 50 überfahren werden – zur Rushhour ist dies aber eh eine Illusion. Autofahrer sind schon glücklich, wenn der Verkehr langsam rollt und es keinen Stop-and-Go-Modus gibt.

Nach einem Brückenneubau mit zwei Fahrspuren soll das alte Bauwerk abgerissen und dieses durch einen weiteren Übergang mit ebenfalls zwei Fahrspuren ersetzt werden. Ohne diese Maß­nahmen wäre ein vierspuriger Fahrbahnausbau sinnlos. Eigene Busspuren, wie von den Bogen­hauser Lokalpolitikern und auch von der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) gewünscht, werden aber nicht eingerichtet.

Wann alles umgesetzt sein wird, ist derzeit noch nicht ganz klar. Unrealistisch ist jedenfalls der einst angesetzte Start für den Brückenbau im kommenden Jahr. Zunächst stehen umfangreiche Vorar­beiten an. Klappt alles, könnte – wohlgemerkt könnte – im Jahr 2025 das Eröffnungsband durch­schnitten werden.

– Titelbild: hgb –