28. August 2017

Thema Bürgerhaus im künftigen Stadtviertel Prinz-Eugen-Park an der Cosimastraße mit rund 4500 Bewohnern, Rückblick November 2011: Einige Bürger und Lokalpolitiker träumten von einem Mini-Gasteig wie dem 32 Millionen Euro teuren Komplex im angrenzenden Unterföhring. Realistischer Wunsch war ein Gebäude à la Kulturzentrum Trudering. Heute ist Fakt: Vom einst geplanten Bogenhauser KulturBürgerHaus, kurz KBH, bleibt nur mehr eine Art Treffpunkt übrig. Die Stadt hat nämlich den Rotstift angesetzt.

Die Entwürfe gerieten seinerzeit im Vergleich zum Truderinger Zentrum zwei Nummern kleiner. Ein Bürgerhaus light sollte in einem Pilotprojekt für soziale und kulturelle Zwecke entstehen – mit Räumen für den Kulturverein im 13. Stadtbezirk, einem Alten- und Service-Zentrum (ASZ), einem Familien- und einem Nachbarschaftstreff. Die Aula der benachbarten Ruth-Drexel-Grundschule mit Platz für etwa 300 Personen war als Veranstaltungssaal vorgesehen.

Da passierte dem Planungsreferat ein folgenschwerer Fehler: Die Höhe dieses Saals wurde viel zu niedrig angesetzt, statt sechs nämlich lediglich 3,6 Meter. Zur „Korrektur“ wurde im KBH – in den  durch verschiebbare Wänden geöffneten Raum ist Platz für rund 200 Menschen – eine Galerie, Platz für circa 100 Besucher, eingeplant. Wohlgemerkt geplant.

Im November 2016 dann der nächste Tiefschlag, ein heftiger Einschnitt: Die bei dem Pilotprojekt berechneten Kosten von 11,34 Millionen Euro mussten auf Beschluss des Stadtrats um knapp 1,2 auf 10,2 Millionen Euro gekürzt werden. Und das obwohl zuvor ein Risikozuschlag von 17,5 Prozent einkalkuliert worden war, obwohl die Umplanung mehr als 50 000 Euro zusätzlich kostet.

Über die Stellen, an den der Rotstift angesetzt wird, darüber unterrichtete das Immobilienmanage­ment im Kommunalreferat nach erfolgter Umplanung jetzt die Mitglieder des Bezirksausschusses. Die Lokalpolitiker waren ob der zehnseitigen Vorlage sichtlich konsterniert, einige gar wütend. Sie wollen sich zunächst abstimmen und verschoben deshalb ein Statement auf eine Tagung nach den Sommerferien. Zu einem harschen Kommentar eines Stadtteilvertreters reichte es dennoch: „Das ist doch ein Witz!“

So setzt sich die Summe der Einsparungen zusammen:

Die dreizügige Ruth-Drexel-Grundschule mit Aula, Dreifachturn- und benachbarter Schwimmhalle sowie das nunmehr zu einem Treffpunkt geschrumpfte KulturBürgerHaus bilden das Zentrum des künftigen Wohnquartiers Prinz-Eugen-Park an der Cosimastraße.    Visualisierung/Montage: Stadt München/hgb
Die dreizügige Ruth-Drexel-Grundschule mit Aula, Dreifachturn- und benachbarter Schwimmhalle sowie das nunmehr zu einem Treffpunkt geschrumpfte KulturBürgerHaus bilden das Zentrum des künftigen Wohnquartiers Prinz-Eugen-Park an der Cosimastraße. Visualisierung/Montage: Stadt München/hgb

679 000 Euro („inklusiv eingesparter Baunebenkosten und Risikoreserve“), also mehr als die Hälfte der Einsparsumme, entfallen auf Flächenreduzierungen. „Fast alle Räume wurden um circa zehn Prozent verkleinert. Der Saal wurde von 209 von 183 Quadratmeter reduziert, was einer Verkleine­rung von 12,5 Prozent entspricht.

Die Galerie des Saales entfällt komplett. Dadurch wird die Saal­höhe um 55 Zentimeter niedriger“, heißt es in der Vorlage. Der Saal hat nun die einst vorgesehenen 200 Plätze – und zwar „bestuhlt“.

Und weiter: „Die maximale Besucherzahl von 300 Personen (stehend) gemäß der Betriebsbeschreibung des Bürger- und Kulturtreffs bleibt erhalten.“

75 000 Euro bringt der Verzicht auf „die motorisch absenkbaren Deckensegel im Saal.“ Und auch der Umfang der Bühnentechnik wird reduziert. Die Ausstattung sollen „alle Nutzer eng miteinander abstimmen und gemeinsame Beschaffungen tätigen, um auch bei der Möblierung Synergien zu nutzen.“ Dazu wird ergänzend erläutert: „Sollten die Mittel für die Ersteinrichtung dennoch nicht ausreichen, müssten Prioritäten gesetzt und nicht sofort benötigte Beschaffungen zurückgestellt werden. Diese würden dann in den Folgejahren finanziert werden.“

Bezüglich „Veranstaltungstechnik in Umfang und Qualität“ ist zu lesen: „Auf eine eingebaute Induktionslange für Menschen mit Hörbehinderung wird verzichtet, der Entfall kann durch Einsatz mobiler Geräte kompensiert werden.“ Bei den Aufwendungen für die Beleuchtungs- und die Tonanlage werden 282 000 Euro gestrichen. Nachrüstungen sollen über Betriebskostenzuschüsse ermöglicht werden.

164 000 Euro kommen durch die Streichung der Mittel für „Kunst am Bau“ zusammen. Dazu muss man wissen: Bis zu zwei Prozent der Bausumme sind dafür vorgesehen. Die Ausführung der Behörde dazu: „Die sehr unterschiedlichen Nutzergruppierungen sollen in dem Gebäude auch die Möglichkeit bekommen, sich in ihrer ganzen Vielfalt zu präsentieren und diesen Ort bespielen.“ Mit anderen Worten: Mal’ Bilder, bastel’ Kunstwerke.

Überlegt, aber verworfen wurden nachfolgende Punkte. Einmal der „Verzicht auf den Personen­aufzug zusätzlich zum Lasten- und Personenaufzug – für einen funktionierenden und barrierefreien Betrieb unerlässlich.“ Und I.: „Wegfall des Nachbarschaftstreffs im Gebäude“. Denn die Kosten für Anmietung oder Teileigentumserwerb in einem der Wohngebäude würden trotzdem anfallen, das „Konzept der intergenerativen Einrichtung könnte nicht umgesetzt werden, eine grundlegende zeitintensive Umplanung wäre die Folge.“ Und II.: „Mobile Bühnenelemente statt der vorgesehen bodengleich versenkbaren Bühne.“

Die Konsequenz des jahrelangen Tohuwabohus: Wie berichtet ein Antrag der CSU-Fraktion, auf dem Areal vor dem Cosimabad ein Bürgerhaus nach Truderinger Vorbild zu bauen. Die Initiative wurde wie das Statement zum geschilderten städtischen Vorgehen auf eine Tagung des Bezirksausschusses nach der Sommerpause verschoben.