12. August 2017

Die Mitglieder des Bezirksausschusses sehen’s (nach wie vor) kritisch, die Anwohner sind besorgt – vor allem wegen des unweigerlich zunehmenden Verkehrs: Auf einem rund 4000 Quadratmeter großen Grundstück an der Stuntzstraße 16 / Ecke Steinhauser Straße will die IMBW Capital & Con­sulting GmbH, eine Tochter der LBBW Immobilien Capital, einen Trakt mit 59 Eigentumswohnungen samt Einzelhandelsflächen und Tiefgarage errichten. Das Planungsreferat/Lokalbaukommission (LBK) muss nun entscheiden, ob das Projekt genehmigt wird.

Denn realisiert werden soll – nach Abriss des Bestands, in dem ein Tengelmann-Markt unterge­bracht ist – ein siebenstöckiges begrüntes Gebäude mit einem angegliederten vierstöckigen Block plus „einem Stapelgeschoss“, wie es der technisch Zuständige Manuel Maiers, der Construction Manager, von der IMBW bei der Tagung des Untergremiums Planung im Kommunalparlament bezeichnete. Indes sieht der Bebauungsplan lediglich drei Etagen vor.

Die Lokalpolitiker waren und sind deshalb äußerst skeptisch. „Drei Geschosse obendrauf – das ist sehr gewagt, das ist rechtlich problematisch, das ist hoch riskant“, hatte Robert Brannekämper, stellvertretender Vorsitzender des Bezirksausschusses und CSU-Landtagsabgeordneter, zu den Vorstellungen der Bauherrin bereits bei der ersten Präsentation Ende April erklärt. „Sieben Stockwerke, das ist mehr als eine Verdoppelung“, war vor Monaten CSU-Fraktionssprecher Xaver Finkenzeller entsetzt und hatte ergänzt: „Das muss unbedingt mit der Bürgern diskutiert werden.“

Aus zeitlichen Gründen hatte Brannekämper „unkonventionell, selbst gestrickt gehandelt“ und die Anwohner umgehend informiert und jetzt zu der Präsentation der Planungen eingeladen. Ein Anwohner sprach mit folgendem lautem Beifall seiner Nachbarn Klartext: „Der Investor soll sich an den Bebauungsplan halten, die Begrenzungen müssen wie vorgesehen eingehalten werden.“

Ein siebenstöckiges begrüntes Gebäude mit einem angegliederten vierstöckigen Block plus „einem Stapelgeschoss“ will die LBBW Immobilien auf einem rund 4000 Quadratmeter großen Grundstück an der Ecke Stuntz-/Steinhauser Straße errichten. Gemäß Bebauungsplan sind nur drei Etagen möglich. Ob das Projekt genehmigt wird, hängt von der Lokalbaukommission ab.    Fotos: hgb
Ein siebenstöckiges begrüntes Gebäude mit einem angegliederten vierstöckigen Block plus „einem Stapelgeschoss“ will die LBBW Immobilien auf einem rund 4000 Quadratmeter großen Grundstück an der Ecke Stuntz-/Steinhauser Straße errichten. Gemäß Bebauungsplan sind nur drei Etagen möglich. Ob das Projekt genehmigt wird, hängt von der Lokalbaukommission ab. Fotos: hgb

Eine Frau „befürchtet und erwartet mehr Einkaufsverkehr“ vor allem aus der näheren Umgebung, denn statt Tengelmann sollen ein modernes Edeka-Center, ein so genannter Vollsortimenter, und ein Café im Erdgeschoss einziehen. Sie forderte, „man muss die Wohnqualität der Straße erhalten.“

Ein Anlieger monierte: „59 Wohnungen, 59 Plätze in der Tiefgarage. Und wo wird geparkt, wenn eine Familie zwei oder gar drei Fahrzeuge hat, wenn Besucher kommen?“

Angesichts der bestehenden Stellplatznot und des Parksuchverkehrs in der Parkstadt Bogenhausen eine durchaus angemessene Nachfrage. Ergänzend dazu die geplanten Wohnungsgrößen laut Maiers: 50 bis 110 Quadratmeter.

Finkenzeller bohrte nach: „ Wir haben Ihnen vor drei Monaten angesichts der erheblichen Abweich­ungen geraten, ein Änderungsverfahren des Bebauungsplans zu beantragen. Was ist daraus geworden?“ Dazu muss man wissen: Der Bezirksausschuss will nicht mehr das mehrfach erlebte Vorgehen der Lokalbaukommission tolerieren, derartige massive Veränderungen von einem Bebauungsplan im Rahmen der Befreiungen zu erteilen.

Die Antwort von Maiers: „Wir sind nicht untätig gewesen. Wir haben bei der LBK nachgefragt. Ja, es gibt eine geringe Abstandsflächenüberschreitung. Wir denken, dass das und das Projekt städtebaulich vertretbar ist. Wir orientieren uns an der Nachbarbebauung.“ Auch Projektleiterin Patricia Ullmann – „ich bin fürs Kaufmännische zuständig“ –, räumte ein: „Wir weichen in Teilen vom Bebauungsplan ab.“ Zu den sieben Stockwerken erklärte sie: „Das ist ein kleiner Turm. Das ist passend zur Nachbarbebauung und daher möglich.“ Maiers ergänzte: „Unser Ziel ist es, dass die LBK eine Aussage treffen kann.“

Zum Ablauf erklärte der Manager auf Nachfrage: „Wir wollen zeitnah beginnen. Wir wollen im Herbst mit den Abrissarbeiten starten. Die Bauzeit kalkulieren wird mit zwei Jahren. Im Herbst 2019 soll dann alles fertig sein.“ Kurzum: ziemlich ambitioniert.