1. September 2017
Seit mehr als fünf Jahren wird gemunkelt, dass der Münchener Rennverein (MRV) sein Trainingsareal in Riem verkaufen will. Bei einer außerordentlichen Mitgliederversammlung Ende Mai überraschte MRV-Präsident Dietrich von Beotticher mit der Idee, das Gelände selbst zu bebauen. Was steckt dahinter? CSU-Landtagsabgeordneter Robert Brannekämper fordert von der Stadt Aufklärung.
Dem Vernehmen nach soll der Bau von bis zu 3000 Wohnungen möglich sein. Durch die Mieteinnahmen hätte der Verein eine langfristige Einnahmequelle. Brannekämper, der auch stellvertretender Vorsitzender des Bezirksausschusses ist, möchte in einem vom Bogenhauser Kommunalparlament gebilligten Antrag vom „Planungsreferat, insbesondere Stadtbaurätin Elisabeth Merk wissen, in welchem Umfang derzeit Gespräche mit Dietrich von Beotticher in Bezug auf die Nachverdichtung der Rennbahn laufen.“
Die Initiative des Abgeordneten umfasst drei Fragen: „Erstens – Fanden bereits Gesprächstermine zwischen der Stadt und von Beotticher statt, welche die Nachverdichtung der Rennbahn betreffen? Zweitens – Welche möglichen Nachverdichtungsszenarien hat die Stadt mit von Beotticher insofern erörtert? Und drittens – Wie stellt sich die Stadt den weiteren Erhalt der Rennbahn vor unter Einbeziehung des Umstands, dass für den örtlichen Bezirksausschuss als auch für die Bevölkerung vor Ort die Rennbahn, insbesondere der Pferdesport, weiterhin erhalten bleiben soll?“
In der Begründung zum Antrag wird angeführt, dass sowohl der Bezirksausschuss als auch Bürger klar zu erkennen gegeben haben, dass im Rahmen der Städtebaulichen Entwicklungsmaßnahme (SEM) auf dem rund 600 Hektar großen Areal jenseits der S-Bahn zum Flughafen der Rennsport erhalten bleiben soll. „Dabei wurde stets betont, dass es sinnvoll wäre, auf dem Gelände der Münchener Rennvereins beide vorhandenen Rennbahnen zusammenzulegen“, erläutert Brannekämper.
Und weiter: „Wie mittlerweile bekannt wurde, liefen verschiedene Gespräche zwischen dem MRV-Präsidenten und der Stadtbaurätin Merk. Der Bezirksausschuss möchte daher den derzeitigen Gesprächsverlauf wissen. Gerade der hochsensible Bereich der Rennbahn soll und darf nicht im Rahmen von Vier-Augen-Gesprächen vorab geklärt werden.“
Die Rennbahn stellt für den 13. Stadtbezirk, so wird ausgeführt, „einen zentralen Bestandteil dar, den es nachhaltig zu erhalten gilt. Auch wenn eine Nachverdichtung dort grundsätzlich nicht ausgeschlossen ist, so ist sicher zu stellen, dass der Rennsport dort weiterhin erhalten bleibt. Dies kann die Stadt auch mittels der Planungshoheit beeinflussen.“
Der Hintergrund zu all dem: Seit Jahrzehnten schreibt der MRV rote Zahlen, mal mehr, mal weniger. War das Defizit zu groß, dann wurde eben ein Stück Land verkauft. Einst hatte der Verein etwa 200 Hektar Grund besessen, heute sind’s noch rund 100 Hektar. Zum besseren Vergleich: die Olympia-Reitanlagen sind etwa 27 Hektar groß.
Eine Wohnbebauung auf der Galopper-Trainingsbahn wäre laut Fachleuten auf etwa 40 Hektar Fläche möglich. Nimmt man das 30 Hektar große künftige Stadtquartier Prinz-Eugen-Park an der Cosimastraße, wo rund 1800 Wohnungen entstehen, zum Maßstab, so ist die Zahl der kolportierten 3000 Wohnungen auf dem Pferdesportgrundstück wohl ein wenig zu hoch gegriffen. Aber 2500 Wohneinheiten wären allemal realistisch.