3. Oktober 2017

Der sechste Bücherschrank in München – seitlich vor dem Eingang des Cosimawellenbads – ist eröffnet. Mehr als 50 Bogenhauser waren bei strömenden Regen zur Enthüllung des Lektürespinds mit verschiebbaren Glastüren an Vorder- und Hinterseite gekommen, brachten erwünschte Geschenke mit – Schmöker jeder Gattung, darunter viele Kinderbücher. Gerade übergeben, ist kaum mehr eine Regalreihe in dem 500 Werke fassenden Bücherschrank frei.

Angeregt durch Einrichtungen in anderen Stadtbezirken hatten Georgine Resch, CSU-Vertreterin im Bezirksausschuss, und Andreas Baier, Fraktionssprecher der Grünen im Stadtteilgremium, im März die Initiative ergriffen, hatten dann den gemeinnützigen Verein „Bürgerschränke Bogenhausen“ ge­gründet, der inzwischen zehn Mitglieder – Jahresbeitrag 15 Euro – hat. Es folgte der anstrengende Gang durch die Instanzen wie Gang zum Notar, zum Amtsgericht, zur Haftpflichtversicherung.

Zwei Faktoren waren für die Umsetzung der Idee maßgebend. „Ohne die Unterstützung des Bezirksausschusses wäre alles nicht möglich gewesen“, so die stellvertretende Vereinsvorsitzende Resch. Dazu muss man wissen: Das Kommunalparlament gewährte für den dunkelblauen Schrank, Kosten 9572 Euro, einen Zuschuss von 9072 Euro. Und zum zweiten: „Die Stadtwerke München (SWM) haben nicht nur die Erlaubnis für die Aufstellung vor dem Hallenbad gegeben, sie haben die Fläche auch gratis zur Verfügung gestellt“, wie Baier in seiner Ansprache betonte. Dank fast einem Dutzend Sponsoren, darunter die Stadtsparkasse und die Edit-Haberland-Wagner-Stiftung, konnte das Vorhaben gestemmt werden.

Kaum in Betrieb genommen, ist der offene Bücherschrank bereits bestens bestückt.     Foto: hgb
Kaum in Betrieb genommen, ist der offene Bücherschrank bereits bestens bestückt. Foto: hgb

CSU-Stadtrat Marian Offman – auch er brachte eine Tüte voll Bücher mit – sagte: „Ich hab’ am Anfang gar nicht kapiert, worum es bei dieser Sache geht. Einen Bücherschrank hat doch fast ein jeder zu Hause.

Dann wurde mir das >öffentlich< klar. Was kann man denn Besseres machen als Literatur“. Und: „Das Ganze ist keine Konkurrenz zur Stadtbücherei am Rosenkavalierplatz, son­dern eine sinnvolle Ergänzung.

Bezirksausschuss-Vorsitzende Angelika Pilz-Strasser strahlte: „Ich freu’ mich wahnsinnig, dass es geklappt hat. Bücher haben halt eine ganz andere Qualität als elektronische Ausgaben.“ Mit ihrer Aussage „Ich mag nicht mit dem PC in der Badewanne sitzen“ hatte sie die Lacher auf ihrer Seite. Kurzum: „Bücher zu teilen ist eine großartige Idee.“

Wie funktioniert eigentlich der öffentliche bzw. offene Bücherschrank? Wer immer will, kann – an jedem Tag zu jeder Uhrzeit, also unabhängig von Öffnungszeiten, ohne Anmeldeformular und ohne Beachtung einer zeitlichen Frist – ein Buch oder auch mehrere in die Regale einstellen (pornogra­fische, diskriminierende rechtsradikale und parteipolitische Schriften sind natürlich verboten), den Lesestoff nach der Lektüre wieder zurückbringen oder auch behalten. Wer also beispielsweise ein gelesenes Werk nicht zu Hause verstauben lassen oder auf einem Flohmarkt für ein paar Cent verkaufen will, kann es in der Vitrine deponieren

Wer Meinung ist, dass das nicht klappen kann, dem seien die Erfahrungen aus Schwabing genannt, wo seit drei Jahren beim Nordbad an der Schleißheimer Straße ein Schrank steht. Dort hat sich quasi ein Umschlagplatz für Literatur entwickelt, tagtäglich werden Dutzende Bücher geholt oder gebracht.

Mit Sponsorentafeln am Bücherschrank – für eine Zuwendung von 250 Euro oder mehr – will man die Aufwendungen abdecken. Wer den jungen Verein unterstützen will: Spenden via Stadtsparkas­se München, IBAN DE 54 7015 0000 1004 7447 91, „Offene Bücherschränke Bogenhausen e. V.“

– Titelbild: hgb –