24. Februar 2018

Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte – dieses Sprichwort machte sich Robert Brannekämper, stellver­tretender Vorsitzender des Bezirksausschusses und CSU-Landtagsabgeordneter, zu eigen und präsentierte im Kommunalparlament einen überraschenden Antrag mit einem markanten Foto (siehe oben): „Leistungsfähige U-Bahn statt überfüllter Trambahn: Die Stadt möge zeitnah eine Machbarkeitsstudie für die Verlängerung der U4 bis zur S-Bahnstation Johanneskirchen erstellen und vorlegen.“

U-Bahn nach Johanneskirchen verlängern? Was im ersten Moment erstaunlich erscheint, das macht mit Nachdenken durchaus Sinn. Denn seit mehr als drei Jahrzehnten liegen die Pläne zur Verlängerung der U4 nach Englschalking, zum dortigen S-Bahnhof, mit Haltestellen am Cosima- sowie am Fideliopark in den Schubladen der Verwaltung, setzen regelrecht Staub an. Eine Realisierung wurde immer wieder verschoben, nicht zuletzt aus finanziellen Gründen.

Der Stadtrat will zur Englschalking-Variante in diesem Jahr eine Entscheidung treffen vor dem Hintergrund der Städtebaulichen Entwicklungsmaßnahme (SEM) auf dem rund 600 Hektar großen Areal im Nordosten entlang der S-Bahn zum Flughafen. Angedacht ist sogar eine U-Bahn-Anbindung bis zur Messestadt Riem (U2). Durchaus lukrativ, aber ein hunderte Millionen Euro verschlingendes Projekt!

Aber: Was passiert, wenn den Politikern im Rathaus einmal mehr aus finanziellen Gründen die Hände gebunden sind, wenn sie sich nicht einig werden, wie der Nordosten durch die SEM angebunden werden soll, wenn sie dann die Maßnahme gar komplett ablehnen? Dann wäre eine alternative Machbarkeitsstudie, also die Verlängerung nach Johanneskirchen, zumindest angeschoben.

Zu beachten gilt es in diesem Zusammenhang auch eine Ende Januar im Stadtrat eingebrachte Ini­tiative der Fraktionen von ÖDP und SPD unter dem Titel „Tram-Nordtangente bis Johanneskirchen schafft Anschluss ins Umland und zum Flughafen.“ Die Stadtwerke München (SWM) sollen dabei in einer Machbarkeitsstudie eine Abzweigung der Straßenbahntrasse St. Emmeram in der Cosima­straße mit Linienführung durch die Johanneskirchner Straße und Wendeschleife westlich des S-Bahnhofs Johanneskirchen untersuchen.

Eine Möglichkeit des Lückenschlusses im Öffentlichen Nahverkehr zum S-Bahnhof Johannes­kirchen. Und angesichts einer Streckenlänge von ein wenig mehr als einem Kilometer auch eine kostengünstige Lösung. Und gerade darin steckt große Gefahr.

Wird die Idee umgesetzt, wäre wohl aus den Büros am Marienplatz zu hören: Anschluss erledigt, alles bezahlt, kein Geld mehr da für eine wie auch immer geartete Verlängerung der U4.

So in etwa hat man es in Bogenhausen vor Jahren nämlich bereits einmal erlebt. Und zwar bei der Tram St. Emmeram, gestartet im Dezember 2011, Streckenlänge knapp 4,4 Kilometer, Baukosten mehr als 40 Millionen Euro. Busverbindungen wurde danach eingestellt, die Fahrgastzahlen wertet die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) von Beginn an als überragend.

Anders ausgedrückt: Die Züge sind in den Vormittags- und Abendstunden oft hoffnungslos überfüllt. Schon an der Endstation St. Emmeram steigen morgens so viele Fahrgäste aus Unterföhring (Landkreis München) ein, dass ab und an die Wagen nach zwei, drei Stationen dicht sind. Mehrfach mussten schon Kinder und Jugendliche an Haltestellen entlang der Cosimastraße auf dem Weg zur oder von der Schule zurückbleiben.

„Die Tram ist heute trotz Einführung eines Fünf-Minuten-Takts an der Grenze ihrer Leistungsfähig­keit angelangt. Ein weiterer Ausbau der Versorgung mit dem Verkehrsmittel Tram ist daher kaum denkbar. Die Wohngebiete müssen leistungsfähig angedockt werden, und zwar mit der U-Bahn, nicht mit der Tram. Nur mit einer U-Bahn ist es möglich, langfristig den Bedarf im Münchner Nordos­ten zu decken und die längst überfällige Verknüpfung mit der S-Bahn sinnvoll umzusetzen“, betonte Brannekämper bei der Antragsstellung.

Mitinitiator Peter Reinhardt stellte klar: „Wir dürfen der Stadt nicht auf den Leim gehen.“ Gleichwohl wollte sich die Mehrheit der Lokalpolitiker der CSU-Forderung noch nicht anschließen. Sie wollen den Vorstoß im >Thinktank< Verkehr, dem zuständigen Untergremium im Bezirksausschuss, erst einmal beraten.