18. April 2018

Der Bereich um die Eggenfeldener-, Friedrich-Eckart- und Hultschiner Straße in Zamdorf entwickelt sich in naher Zukunft zu einer Großbaustelle. Gleich drei Wohnbauvorhaben sollen realisiert wer­den, wobei etwa 420 Wohnungen geplant sind.

Das erste Projekt umfasst (wie berichtet) ein Hochhaus mit 15 Stockwerken, 380 Wohnungen samt Infrastruktureinrichtungen wie Kindertagesstätte und Supermarkt dazu Büros und andere Gewerbe­einheiten sowie Grün- und Freiflächen – nach einem Beschluss des Stadtrats im vergangenen Juli und einem städtebaulichen Architekturwettbewerb – auf dem knapp sechs Hektar großen Gelände zwischen Eggenfeldener -, Töginger Straße (A 94) und östlich der Hultschiner Straße.

Das zweite Projekt befindet sich auf dem Grundstück Friedrich-Eckart-Straße 2, dem Platz der ehemaligen Esso-Tankstelle. Dort ist eine dreistöckige Anlage mit 26 Wohnungen samt Tiefgarage Mitte Dezember vergangenen Jahres vom Planungsreferat genehmigt worden. Die Mitglieder des Bezirksausschusses hatten im November 2017 gegen das Vorhaben votiert. Zum Entscheid bezog das Referat nun in verzwirbelten Formulierungen Stellung:

„Für das Vorhaben ist bereits am 23. Januar 2017 ein mittlerweile rechtskräftiger Vorbescheid ergangen. Im Rahmen dessen erfolgte eine positive Beurteilung hinsichtlich der Überschreitung der Baugrenze und auch im Hinblick auf das Maß der Bebauung. Die dargestellte Längen – und Tie­fenentwicklung ist möglich. Die Baugrenze behält trotz der erteilten Befreiungen ihre Regelungs­funktion bei. Das Bauliniengefüge sieht an dieser Stelle die räumliche Schließung der Ecksituation Friedrich-Eckart- /Eggenfeldener Straße vor. Städtebauliche Spannungen werden diesbezüglich nicht ausgelöst, da sich die Befreiungen und das Vorhaben in die städtebauliche Struktur einfügen.“

Auf dem Grundstück der ehemaligen Esso-Tankstelle an der Friedrich-Eckart-Straße 2 hat die Stadt ein Gebäude mit 26 Wohnungen genehmigt. Foto: hgb

Wegen des Baus beschwerte sich ein Anwohner im Kommunalparlament, monierte Überschreitun­gen, bezog sich auf den § 31 Abs. 2 BauGB, klagte und fragte: „Ein bedrückender Bau, der direkt an das Reihenhaus in der Friedrich-Eckart-Straße angebaut werden darf und zum Gehweg gerade mal einen Abstand von drei Metern einhalten muss. Können Sie da helfen?“

Überprüft man im Internet das Objekt, wird man bei einem Makler fündig: „Ensemble mit Woh­nungsgrößen zwischen circa 33 bis 77 Quadratmeter.“ Angeboten wird eine Zwei-Zimmer-Wohnung „50 Quadratmeter, 520 000 Euro, Kaufpreis 10 400 Euro pro Quadratmeter.“

Das dritte Projekt betrifft die Eggenfelder Straße 60 / 62, die älteren Gebäude – in einem befindet sich „Hai’s Sushi & Wok, Essen zum Mitnehmen“ – gegenüber der Firma Reifen Wiesinger. Die meisten Lokalpolitiker sehen das Vorhaben mit Wohlwollen. In einem dem Bezirksausschuss wohl selten so freundlich gefassten Brief schreibt das Beisitzerehepaar:

„Herzlichen Dank, dass Sie sich die Zeit nehmen, unser Bauvorhaben zu prüfen. Das Gebäude mit dem dazugehörigen Grundstück befindet sich seit 1854 im Besitz unserer Familie – und dies wird auch so bleiben. Auf Grund der ehrenamtlichen Tätigkeit unserer Tochter haben wir von dem großen und ungedeckten Bedarf für bezahlbare, barrierefreie Wohnungen erfahren. Insbesondere beeinträchtigte Menschen mit Assistenzhund haben es sehr schwer, geeignete Wohnungen zu finden. Wir möchten daher das Erdgeschoss barrierefrei errichten und für diese Wohnzwecke zu Verfügung stellen.“

Und weiter: „Mit der Lebenshilfe München ist unsere Tochter bereits bezüglich der Wohnungen im Obergeschoss in Kontakt. Der Bedarf und Wunsch nach Wohnungen für Wohngruppen und / oder betreutes Wohnen in den oberen Stockwerken wurde klar signalisiert. Ein SoBoN-Anteil von 40 Prozent ist für uns selbstverständlich.

Zum besseren Verständnis: Unter der Bezeichnung „Sozialgerechte Bodennutzung“ (SoBoN) hat die Landeshauptstadt ein Instrument zur Mitfinanzierung städtebaulicher Planungen geschaffen. Und zur „Lebenshilfe München“: Der Verein wurde 1969 gegründet, hat mehr als 1000 Mitglieder, ist Deutschland weit einer der größten Elternvereine. Es werden Familien mit Kindern, Jugendlichen oder erwachsenen Menschen mit Behinderung beraten, begleitet und unterstützt.

Der L-förmige alte Haustrakt an der Eggenfelder Straße 60 / 62 soll neu bebaut werden. Das Beisitzerehepaar plant Wohnraum für Menschen mit Behinderung. Foto: hgb