19. Mai 2018

Das einst herrschaftliche Höchl-Schlössl an der Odinstraße 29 weiterhin als Mietwohnungen nutzen oder künftig für kulturelle Zwecke? Diese Frage hatte in den vergangenen Wochen mächtig Staub aufgewirbelt, die Parteifronten im Bezirksausschuss waren verhärtet. Schlussendlich einigten sich die Lokalpolitiker und unterstützten unisono die Initiative von CSU-Vertreter Peter Reinhardt, zu­nächst die Bausubstanz samt Denkmalschutzfragen untersuchen und klären zu lassen.

In dem verabschiedeten Antrag heißt es: „Die Stadt wird gebeten darzustellen, in welchem bau­lichen Zustand sich das Anwesen befindet und welche Maßnahmen in den nächsten Jahren nötig sind, um dieses Haus zu erhalten. Auch auf die in einem Bürgerschreiben aufgeworfenen Fragen, inwiefern  Umbauten an den Fenstern hinsichtlich des Denkmalschutzes zu sehen sind und mit welchem Aufwand diese wieder zurückgebaut werden können, wünscht der Bezirksausschuss eine Antwort.“

In der Begründung dazu wird angeführt: „Dem Bezirksausschuss, der langfristig eine bürgerschaft­liche und kulturelle Nutzung dieses Gebäudes anstrebt, ist am Erhalt dieses Denkmals gelegen. Derzeit kursieren diverse Gerüchte über Schimmel in den Wänden und erheblichen Sanierungs­bedarf“.

Das Höchl-Schlössel, gelegen an der Rückseite des Klinikums, hieß einstmals „Villa am Priel“. Priel ist ein kleiner Ortsteil von Bogenhausen oberhalb der Herzogparks. Anno 1852 hatte der Maler und Kunstmäzen Anton Höchl, ein wohlhabender Ziegeleibesitzer, das Anwesen seines Vaters, des Stadtbaumeisters Joseph Höchl, zu einer Villa – Postadresse damals Am Priel 4 – ausbauen las­sen. Das Haus wird seitdem kurz Höchl-Schlössel genannt. Es war einst Treffpunkt von Künstlern und Adeligen, darunter Herzog Max von Bayern, Vater der Kaiserin Sissi von Österreich.

Das Höchl-Schlössl an der Odinstraße 29 war Mitte des 19. Jahrhunderts Treffpunkt vieler Künstler um den Mäzen Anton Höchl. Heute sind dort Sozialwohnungen untergebracht. Nun soll die Substanz des Gebäudes untersucht werden. Foto: hgb

Höchls Erben hatten 1926 das Gebäude samt 45 Hektar Grund an die Stadt München verkauft. 1957 wurde das Haus in Wohnungen unterteilt.

Heute befinden sich in dem von der städtischen Gesellschaft Gewofag verwalteten Gebäude sieben äußerst preiswerte Sozialwohnungen; eine Mieterin lebt dort bereits seit knapp 40 Jahren.

Eine Umnutzung des Anwesens war auf SPD-Vorstoß bereits vor zwölf Jahren angedacht. „Das war ein dummer Antrag“, kommentierte jetzt lächelnd Martin Tscheu den damaligen Vorstoß.

Zu den vergangenen, teils bissigen Diskussionen, Beschuldigungen und Gerüchten stellte Reinhardt klar: „Die CSU betreibt keine Wohnraumvernichtung. Das zu behaupten, finde ich stillos. Es geht einzig um eine mittelfristige Nutzungsänderung und um den Verzicht auf den Abschluss neuer Mietverträge sowie die Offenlegung der Vergabepraxis der einzelnen Wohnungen.“