28. Mai 2018

Johanneskirchen, Musenbergstraße, Neue Theaterfabrik, Freitagabend, Jazz-Saxafon-Auftritt von Kamasi Washington: Ortstermin auf Initiative des Bezirksausschusses mit Vertretern der Polizei, der Berufsfeuerwehr, des Kreisverwaltungsreferats (KVR) und Lokalpolitikern zum Betrieb und zur Sicherheit, vor allem beim Verkehr, rund um die „Location“ des Münchner Party­königs Wolfgang Nöth (75) nach massiven Anwohnerbeschwerden im Kommunalparlament.

Fazit der durchgängig fünfstündigen Beobachtungen mit Robert Brannekämper, Vize-Vorsitzender des Bezirksausschusses und CSU-Landtagsabgeordneter, sowie Polizeihauptkommissar Andraes Kneißl, Verkehrsexperte der Polizeiinspektion 22 Bogenhausen: Mehr als eine halbe Stunde vor und in erster Linie nach Konzertbeginn herrscht in der Temop-30-Zone Verkehrschaos. Die schmale Straße ist blockiert. Polizei, Rettungsfahrzeuge und Feuerwehr haben kaum eine Chan­ce, zügig zu und von Theaterfabrik zu gelangen.

Aber: Musikalische „Belästigungen“ waren nicht zu vernehmen, hingegen stark der Lärm der vorbei­rauschenden Züge. Der Sound – wie auch das Alter des Gros der Besucher, geschätzt zwischen 25 und 40 – war ein anderer als vor fünf Wochen beim Auftritt der Liverpooler Band „The Wombats“. Jugendliche, geschätzt im Alter von 18 bis 25 der knapp 1000 Besucher, bildeten da die Mehrheit. Die Musik, vor allem die wummernde Wombats-Bässe, waren in etwa 150 bis 200 Meter Entfernung vor dem Halleneingang deutlich und klar zu hören, vergleichbar in etwa mit Radio auf Zimmerlaut­stärke.

17.45 Uhr: Die Musenbergstraße – kaum ein Auto ist unterwegs. Foto: hgb

Zurück zum Verkehr: Der mittlere Abschnitt der Musenbergstraße erweist sich schlechthin als Na­delöhr. Wenn es einmal „knallen“ sollte, und sei es nur ein kleiner Blechschaden, ist alles komplett dicht.

Ein Crash mit Verletzten, ein Notfall in der Halle oder eines Anwohners – eine Tragödie wäre jederzeit möglich.

Zum Washington-Auftritt – Nöth vermietet den bis zu 1400 Besucher fassenden nördlichen Trakt einer einstigen Holzhandlung an Konzertveranstalter – waren laut der KVR-Abteilung für Sicherheit und Ordnung, „der sechsten und letzten genehmigten, öffentlichen Einzelveranstaltung“, 800 Besucher zugelassen. Der Verantwortliche von Veranstalter Propeller Music schätzte knapp 700 bis 800 Gäste

Die 16 vom Veranstalter eingesetzten Sicherheitsleute hatten im abgeschrankten Halleneingangs­bereich alles im Griff. Und vier mit Neon-Leuchtwesten bekleidete Männer regelten die Zufahrt. Als der auf rund 100 Stellplätze erweiterte Parkplatz – mehrere Container waren entfernt worden – auf dem Gelände besetzt war, wurden die Autofahrer auf die rund 200 Meter vor der Theaterfabrik laut Veranstalter angemietete Fläche mit rund 70 Plätzen der Schreinerwerkstätten Baumgartner an der Musenbergstraße 29 dirigiert. Kurz vor Konzertbeginn stauten sich dort in der Spitze ein Dutzend Personenwagen – überwiegend mit Kennzeichen von Ebersberg, Fürstenfeldbruck, Rosenheim und anderen bayerischen Städten – auf der Fahrbahn.

19.00 Uhr: Die Musenbergstraße ist blockiert – die einen wollen haben eine Parklücke entdeckt, andere wollen zur Halle vorfahren, ein Touristenbus kommt entgegen. Foto: hgb

Eng wurde es aber immer wieder durch Busse, und zwar vor und vor allem nach dem Konzert. Einmal durch zwei Fahrzeuge, die Touristen vor dem „4mex inn“-Hotel an der Ecke Stegmühl- / Musenbergstraße abgesetzt hatten.

Diese Busse mussten die Musenbergstraße komplett durch­fahren, um auf dem anschließenden Gemeindegebiet von Unterföhring zu wenden und um zurück­zufahren.

Und zum anderen zwischen 22 und 23.15 Uhr durch viele MVV-Busse auf „Einrückfahrt“, die also nach ihrem Einsatz den etwa 50 Busse fassenden Parkplatz hinter der Theaterfabrik, auf Unterföhringer Flur gelegen, angesteuert hatten.

Als dann die meisten Besucher nach dem Washington-Auftritt gegen 22.40 Uhr gleichzeitig zur Heimfahrt mit ihren Autos vom Hallengelände, vom Baumgartner-Parkplatz und vom Straßenrand starteten, kam es zu Drängeleien, Ausweichmanövern wegen der Busse auf die Gehwege. Teils ging kaum etwas mehr vor und zurück. Es herrschte ein Durcheinander, das sich nur langsam auflöste.

23.15 Uhr: Das Konzert ist längst zu Ende. Ein Taxi (!) versperrt einem Rettungswagen – ein Fehlalarm – die Fahrbahn. Foto; hgb