4. Mai 2018

Zu einer Rekonstruktion der aus Kelheimer Marmor geschaffenen Figur kam es nicht, das Landes­amt für Denkmalschutz hatte das verworfen. Aber immerhin: Die Odin-Statue, das versteckt gelege­ne Standbild des Göttervaters, im „Wäldchen“ an der Rückseite des Klinikums Bogenhausen am Ende der Odinstraße, wurde von Arbeitern des Baureferats einem gründlichen Frühjahrsputz unterzogen. Der einäugige Kriegsgott, an dem der rechte Arm und der Speer fehlen, ist nunmehr wie gewünscht sauber, sozusagen ein sauberer Invalide.

Zu verdanken ist dies letztlich der Initiative einer Bürgerin, die beim Bezirksausschuss beklagt hatte, dass „die Statue total eingewachsen und kaum mehr zu erkennen ist, sie sich in einem erbärm­lichen Zustand befindet“. Die Lokalpolitiker hatten folglich im vergangenen November vom Baurefe­rat verlangt, dass der fehlende Arm der Statue rekonstruiert, eine neue Lanze sowie ein Informa­tionstafel angebracht werden sollen. Zudem wurden von den Lokalpolitikern angeregt, den Zugang zum Wäldchen zu verbreitern und in der Nähe eine Bank aufzustellen.

Eine „Generalsanierung“ des Werks von Bildhauer Heinrich Natter lehnten die Denkmal-Experten indes ab: „Die Zeichnung aus dem Jahr 1874 stellte leider keine geeignete Grundlage für eine bild­hauerische Ergänzung des rechten Arms und der Lanze dar. Auch gilt es zu bedenken, dass der Allgemeinzustand der Figur auf Grund von Kriegsbeschädigung und von Erosion erkennbar frag­mentiert ist, so dass sich ein >neuer< Arm etwas fremdartig ausnehmen würde. Den Verlust des Armes und der Lanze muss man ertragen – er ist den Zeitläuften und dem individuellen Schicksal der Figur geschuldet. Als Kunst- und Geschichtsdenkmal ist die Figur deswegen nicht minder wert­voll. Nur eine kontinuierliche Pflege und Wartung führt zum denkmalpflegerischen Ziel.“

Zwar ohne rechten Arm und ohne Lanze, dafür aber frisch herausgeputzt präsentiert sich nun die in einem Wäldchen hinter dem Klinikum Bogenhausen versteckt befindliche Odin-Statue des Bildhauers Heinrich Natter aus dem Jahr 1873. Foto: hgb

Odin wurde sodann samt Sockel und den umliegend schützenden Steinbrocken gründlich, aber schonend gereinigt, schadhafte Fugen saniert, viele Risse verschlossen und die Statue komplett versiegelt, so dass sie besser vor Verschmutzung geschützt ist. Auch rundum wurden jede Menge Moos, Müll und sogar Bretter entfernt. Die Kosten für die Arbeiten betrugen knapp 4000 Euro.

Abgelehnt wurde zudem der Wunsch des Bezirksausschusses für eine Erklärungstafel, laut Behörde sei das „in München nicht üblich“. Es wurde angeregt, die Odin-Statue in den Leitfaden >KulturGeschichtsPfad< des 13. Stadtbezirks aufzunehmen. Auch den angeregten Weg samt Bank zum Denkmal wird es nicht geben. Denn der Hain, der letzte Rest des einstigen Priel-Walds, befindet sich „in einem geschützten Landschaftsbestandteil, ist keine öffentliche Fläche, sollte möglichst nicht betreten werden“.

Nebenbei: Die Götter-Statue, eine Auftragsarbeit des vermögenden Kunstmalers und Ziegeleierben Anton Höchl – sein angrenzender „Landsitz“ ist das heute so bezeichnete Höchl-Schlössl – war einst, im April 1873, auf der Weltausstellung in Wien von Tausenden bewundert worden, ehe es ein Jahr später auf einen Sockel neben dem Höchl-Wohntrakt montiert worden war.