11. Juni 2019

Die Klagen von Anwohnern wegen Lärmbelästigungen und die Beschwerden vieler Kunden wegen langer Wartezeiten und schlechten Service sind verstummt: Kein Wunder: Die Filiale der Post samt Postbank Finanzcenter in der Raulino-Passage an der Ecke Ismaninger- / Wehrlestraße ist seit 1. Juli 2017 geschlossen. Einen Ersatzstandort gibt es – trotz Zusagen – bis dato nicht. Und: Die ehemaligen von der Post angemieteten Räume werden laut Aushang zum Kauf angeboten.

Am 3. Februar 2017 hatte es Iris Laduch-Reichelt, Pressesprecherin der Deutschen Postbank, trotz intensiver Nachfrage abgelehnt, Hintergründe für die Schließung zu nennen. Schriftlich hatte sie erläutert: „Die Postbank legt ihr Dienstleistungsangebot in der Ismaninger Straße mit dem Finanz­center in der Orleansstraße 52 zusammen. Damit kann die Postbank ihre Dienstleistungen vor Ort weiterhin wirtschaftlich anbieten. Für die Kunden bedeutet dies zwar einen Wechsel von Standort und Ansprechpartnern, die Dienstleistungen von Postbank und Post können sie aber wie gewohnt in Anspruch nehmen. Hierzu plant die Deutsche Post zeitgleich die Eröffnung einer Partner­filiale in unmittelbarer Nähe des aktuellen Standorts.“

Zwei Wochen nach der Ankündigung wurde den beiden CSU-Abgeordneten Wolfgang Stefinger (Bundestag) und Robert Brannekämper (Landtag) nach Gesprächen mit Post-Verantwortlichen zugesichert, dass „es keinen ersatzlosen Wegfall der Filiale geben wird.“ Man stünde kurz vor Vertragsabschluss mit einem Einzelhändler in der Umgebung, wolle dort auch Postdienstleistungen anbieten. Verharmlost – aus heutiger Sicht – ausgedrückt: Wortbruch!

Die ehemaligen Räume der Post und des Postbank-Finanzcenters in der Raulino-Passage an der Ecke Ismaninger- / Wehrlestraße stehen leer, werden zum Kauf angeboten. Foto: hgb

Einmal mehr ist damit klar, dass kaum ein Hausbesitzer der Post Flächen vermietet, da es – wo auch immer – stets Probleme gibt. Dieter Nawrath von der Post-Pressestele Süd schriftlich zur Problematik: „Interessenten aus dem Einzelhandel können sich gerne bei uns melden, wir sind für Gespräche nach wie vor offen.“

Das zeugt von Hilflosigkeit, gepaart mit Naivität. Denn wer rennt der Post schon hinterher – außer Kunden, die auf sie angewiesen sind. Mütter mit Kindern, Senioren, gehbehinderte Menschen – sie alle müssen in Bogenhausen weite Wege gehen oder mit Bus und / oder Tram oder dem Auto zurücklegen. Und das in einem Stadtbezirk mit fast 90 000 Einwohnern.

Das im Laufe der Jahre nach und nach eingeschränkte postalische Angebot sorgt permanent für Verdruss bei vielen Bürgern. Bereits im April 2010 (!) hatte Post-Vertreter Oliver Rittmaier dazu ausgeführt: „Zur Verbesserung unserer Situation prüfen wir derzeit verschiedene Optionen und führen auch entsprechende Gespräche. Wegen der schwierigen Immobilienlage können wir aber noch keine konkreten Aussagen treffen.“

Aktuell bezieht die Post über das Referat für Arbeit und Wirtschaft – der Bezirksausschuss hatte n die Stadt Anträge zum Erhalt der Postfiliale gestellt – Stellung. Vize-Chef Kurt Kapp in einem Brief an Gremiums-Vorsitzende Angelika Pilz-Strasser: „Alle Bemühungen der Deutschen Post AG, eine neue Service- und Verkaufsstelle für gelte Dienstleistungen im näheren Umfeld um die Ismaninger Straße 136 einzurichten, sind zwischenzeitlich gescheitert. Es konnte kein neuer Filialpartner gewonnen werden. Deshalb wurde das Serviceangebot der Postdienstleistungen in den benach­barten Filialen erweitert.“

Und weiter: „Die Post hat nochmals darauf hingewiesen, dass es sich bei dem Standort Ismaninger Straße nicht um einen Standort nach den Vorgaben der Postuniversaldienstleistungsverordnung (PUDLV) gehandelt hat und somit die Einrichtung eines Ersatzstandortes nicht zwingend erforder­lich war.“