28. Juli 2018

Es ist die Chance, den weitgehend unwirtlichen Herkomerplatz endlich neu zu gestalten, zu einem einladenden, offenen Areal mit Aufenthaltsqualität: Die Taxi-München eG als Vertreterin des Gewerbes in Standplatz-Angelegenheiten hat der von der CSU-Fraktion im Bezirksausschuss ge­forderten Reduzierung der Taxistellplätze zugestimmt. Doch die Stadt blockt – wie schon vor sieben Jahren – erneut ab!

„Grundsätzlich erscheint eine Verbesserung der Gestaltung am Herkomerplatz wünschenswert. Für eine wirksame Optimierung der Aufenthaltsqualität wäre nach wie vor eine umfassende Neuord­nung der verschiedenen Verkehrsflächen erforderlich. Diese kann jedoch mangels Möglichkeiten derzeit nicht in Aussicht gestellt werden“, so das Baureferat in einem Schreiben an das Kommunal­parlament.

Aha, die Einsicht ist da – so könnte man den ersten Satz des Schreibens verstehen. Doch dann? Nicht einmal die durchaus gegebenen Möglichkeiten werden in Betracht gezogen. Will man nicht planen, kann man keine Vorschläge machen, sind die Zuständigen im Baureferat überlastet? All das kann man aus dem zweiten Antwortsatz herauslesen.

Der Herkomerplatz – anno 1927 so benannt nach Sir Hubert Ritter von Herkomer, ein in Bayern geborener deutsch-britischer Maler und Bildhauer, einer der Wegbereiter des Automobilsports in Deutschland – ist wahrlich keine Visitenkarte für Bogenhausen.

„15 Taxen in drei Reihen – so die Beschilderung am Herkomerplatz. Die Taxi-München eG ist mit der geforderten Reduzierung der Spuren von drei auf zwei für zweimal fünf Taxen einverstanden. Die Stadt indes sperrt sich dagegen, den frei werdenden Platz zum Anlass für eine Neugestaltung des Areals zu nehmen. Foto: hgb

Immer wieder hatten in der Vergangenheit Bürger und Lokalpolitiker den Zustand des einstigen Gebeleplatzes moniert. Im April hatte die CSU-Fraktion im Kommunalparlament nach einem im Gremium einstimmig gefassten Beschluss von der Stadt gefordert, eine Neugestaltung zu prüfen. „Die örtlichen Geschäftsinhaber und der Bezirksausschuss sind bei der Erarbeitung des Konzepts mit einzubeziehen“, hieß es in der Initiative.

„Das ist eigentlich weniger ein Platz als vielmehr eine Wendemöglichkeit mit viel Verkehr“, so hatte schon vor Jahren Angelika Pilz-Strasser, Vorsitzende des Stadtteilgremiums, wenig schmeichelhaft geurteilt. Der Hintergrund: Fünf Straßen und zwei Trambahnlinien münden in der Mitte des Bereichs ein. Dazu kommen der Taxistand und mehrere Bushaltestellen. Kurzum: der Herkomerplatz ist eine Durchgangsstation.

So denn steht in dem Antrag: „Der Herkomerplatz macht einen sehr ungeordneten Eindruck. Eine Umgestaltung zu einem einladenden, offenen Platz mit Aufenthaltsqualität wäre wünschenswert.  Hierzu ist zu prüfen, inwieweit die Grünanlage neu gestaltet werden kann unter Berücksichtigung der Marktstände und der Fahrradständer.“

Des Weiteren, so wird in der Initiative angeführt, „befinden sich dort zum Beispiel drei Taxistreifen, die nie komplett genutzt werden. Meist stehen höchstens ein bis zwei Taxis auf dem Wartestreifen. Es ist zu prüfen, ob ein Streifen ausreichend wäre und die Grünanlage damit erweitert werden könnte. Auch die Wertstoffcontainer werten den Charakter des Platzes ab. Es wäre zu prüfen, ob diese als Unterflurcontainer ausgeführt werden könnten.“

Dazu in Auszügen die Stellungnahme der Taxi-München eG: „Der Taxistandplatz liegt im Zusam­menlauf zweier Straßenbahnlinien und wird gern von Einsteigern Richtung Oberföhring / Johannes­kirchen genutzt. Für die Jahre 2013 bis 2017 konnten rund 44 000 Funkvermittlungen – rechnerisch 24 pro Tag – festgestellt werden. Hinzu kommt eine ähnlich große Zahl an telefonischen Bestellun­gen direkt am Standplatz, wo wegen der großen Nachfrage zwei Telefone aufgestellt sind. Auf Grund der steigenden Mobilität und der mobilen Bestellmöglichkeiten wird der Standplatz nicht mehr wie in früherem Ausmaß genutzt. Auch ist die Verweildauer der sich dort bereithaltenden Ta­xen deutlich gesunken. Die Taxi-München eG ist daher mit einer Reduzierung der Taxispuren von drei auf zwei – zweimal fünf Taxen oder zweimal 30 Meter – einverstanden.“

Aber, so das Baureferat: „Auf Grundlage der Stellungnahme kommen wir zu dem Ergebnis, dass die Erweiterung der Grünfläche um die laut Taxi-München eG eine entbehrliche Taxispur nicht zielführend ist.“

Wahrlich keine Visitenkarte für Bogenhausen: Verdreckte Wertstoffcontainer und nur ein Taxi auf den drei Standstreifen am Herkomerplatz. Foto: hgb

Weiter heißt es in dem Schreiben: „Auch eine grundsätzliche Neugestaltung der bestehenden Grün- und Gehbahnflächen erscheint kaum möglich oder zielführend. Die in der Begründung angesproch­ene Grünfläche ist mit alten Bäumen überstanden. Eingriffe im Bereich unter den Baumkronen sind unseres Erachtens kaum machbar, ohne eine Beschädigung der Bäume zu riskieren.“ Gleichwohl: >Eingriffe im Bereich unter den Baumkronen< waren im Antrag nicht enthalten. Die Rede war von einer >Erweiterung der Gründflächen<.

Bezüglich der Unterflurcontainer verweist die Behörde auf einen Beschluss im Rathaus vom Juli 2014. Darin wurde der Abfallwirtschaftsbetrieb München (AWM) beauftragt, jährlich zehn bis 20 Unterflurcontainer in den öffentlichen Grund einzubauen, um in mit Depotcontainer-Inseln unterver­sorgten Gebietern für die Bevölkerung zusätzliche Entsorgungsmöglichkeiten zu schaffen. Dem­nach sind die Unterflurcontainer als Ergänzung zu verstehen, weshalb ein Tausch mit den beste­henden oberirdischen Containern am Herkomerplatz nicht vorgesehen ist.“

Ein wenig höhnisch liest sich der Schlusssatz des Briefs: „Sollte sich zukünftig konkrete Umgestal­tungspotentiale ergeben, wird das Baureferat den Antrag des Bezirksauschusses gerne wieder aufgreifen.“

Übrigens: Die Lokalpolitiker vertagten das Thema, streben nun einen Ortstermin mit Vertretern des Baureferats an, um Eckdaten für eine Planung zu formulieren. Denn, so CSU-Fraktionssprecher Xaver Finkenzeller: „Nur ein Taxistreifen weniger, war und ist nicht unser Ziel.“