13. Juli 2018

Die Bayerische Versorgungskammer (BVK) will, wie berichtet, an der Richard-Strauss-Straße 76 auf dem einstigen, 20 400 Quadratmeter großen Siemens-Gelände drei Bürotürme – 40, 60 und 115 Meter hoch, mit 11, 16 und 30 Geschossen bauen. Die Mitglieder des Bezirksausschusses waren aufgebracht, weil eine zugesagte Umwandlung der drei Gebäude bzw. Neubauten am beste­henden Standort an der Denninger- und Arabellastraße mit etwa 34 000 Quadratmeter Bürofläche in Wohnraum nicht bestätigt wurde. Der einstimmige Beschluss: Ohne juristisch wasserdichte Zusage, auf 50 Prozent des Areals im Arabellapark Mietwohnungen zu realisieren, werden das BVK-Projekt für eine neue Konzernzentrale und die weiteren Pläne bis dahin nicht weiter verfolgt.

Derzeit stehen auf dem fast rundum von einem zwei Meter hohen Stahlgitterzaun umgebenen Siemens-Areal sechs untereinander verbundene zwei- bis sechsgeschossige Bauten mit einer Geschossfläche von rund 29 100 Quadratmeter, entsprechend einer Geschossflächenzahl (GFZ) von 1,43.

Zur Neubebauung heißt es im Eckdatenbeschluss des Planungsreferats: „Detaillierte Voruntersuch­ungen haben ergeben, dass eine Geschossfläche von rund 68 000 Quadratmeter städtebaulich, landschaftsplanerisch und stadtbildverträglich realisiert werden kann, wobei sich die Büronutzung auf rund 63 000 Quadratmeter und rund 5000 Quadratmeter ergänzende Sondernutzflächen verteilt.“ Zum Vergleich dazu die GFZ: rund 3,33. Also mehr als doppelt so viel Büro-Quadratmeter!

Gemäß Eckdatenbeschluss ist die RS 76 OHG, eine Projektgesellschaft, deren Gesellschafter neun Versorgungswerke sind, die durch die BVK vertreten wird, Eigentümerin des Grundstücks. Dieses ist westlich von der Richard-Strauss-Straße , nördlich an der Denninger Straße vom Forum Bogenhausen, östlich von einem Privatgrundstück sowie dem Denninger Anger und südlich von einer Kleingartenanlage begrenzt.

Das Logo mit eindeutigen Quadraten und einem Rechteck der Projektgesellschaft „RS 76 OHG“, also Richard-Strauss-Straße 76, für die Bebauung des einstigen Siemens-Areals durch die Bayerische Versorgungskammer mit drei Hochhäusern. Logo: BVK / Strabag / RS 76; Foto / Beschriftung: hgb

Was soll aus der bestehenden Zentrale werden? Dazu erklärte ein BVK-Vertreter: „Das kann man zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen.“ Robert Brannekämper, Vize-Vorsitzender des Bezirks­ausschusses und CSU-Landtagsabgeordneter, konterte empört:

„Ihr Vorstandsvorsitzender Daniel Just hat mir in Vorgesprächen im März 2017 und im Mai 2018 zugesagt, dass nach dem Umzug in die neue Zentrale in Folge am Denninger Anger Wohnungen entstehen. Wenn die BVK das nicht einlöst, halte ich den Bebauungsplan an. Wohnungen im Anger sind die Grundvoraussetzung für alles Weitere!“

Christiane Hacker (SPD) stand Brannekämper bei: „Wo Jobs entstehen, müssen Firmen auch Wohnungen entstehen lassen.“

Zu der von Brannekämper gegenüber den BVK-Vertretern geforderten eindeutigen Zusage zu Wohnungen im Bereich Denninger Anger bis zur Juli-Tagung des Kommunalparlaments kam von Vorstandboss Daniel Just per Mail lediglich eine >Absichtserklärung<, wonach man bereit sei, den Wunsch zu überlegen. „Da hätte ich mir mehr Verbindlichkeit gewünscht, >Bestreben bekunden< und >nennenswerter Wohnanteil<– das ist zu schwammig, wenn auch ein guter Ansatz, eine freundliche Ansage.“

Brannekämper vermutet, dass „Wohnungen an der Schokoladenseite des Denninger Angers wohl nicht beabsichtigt sind“, forderte eine juristisch klare Zusage zu Mietwohnungen. „Es darf keine einseitige Nutzung geben, es muss eine Mischung her. Wir wollen am Schluss nicht nur eine Hausmeisterwohnung. Wir wissen ja, wie das läuft. Das Planungsreferat muss sich einschalten.“ Zudem monierte er einmal mehr, dass „es keinen Masterplan für den idealen Wohnstandort Arabellapark, für dieses vielseitige Areal gibt.“

Das mehr als 20 000 Quadratmeter große Grundstück (rot umrandet) mit den leerstehenden Siemens-Gebäuden an der Richard-Strauss-Straße, auf dem die Bayerische Versorgungskammer drei Bürotürme – 40, 60 und 115 Meter hoch, mit 11, 16 und 30 Geschossen – bauen will. Foto: BVK / Strabag / RS 76

Auch das Thema Verkehr bewegte die Gemüter. CSU-Fraktionssprecher Xaver Finkenzeller klagte: „Es gib schon heute immer wieder Chaos in der Richard-Strauss-Straße.“

Laut Berechnungen wird mit einem zusätzlichen Aufkommen von circa 1950 Kraftfahrzeugen in 24 Stunden kalkuliert. Dies habe laut städtischen Angaben aber „keinen wesentlichen Einfluss auf das Verkehrsgeschehen längs der Richard-Strauss-Straße bzw. benachbarter Knotenpunkte.“

Aber, so Finkenzeller: „Der Verkehr verteilt sich nicht auf 24 Stunden, vielmehr gibt’s  zwei Stunden morgens und zwei Stunden abends jeweils 1000 Autos mehr – dem können wir nicht zustimmen.“

Denn: Die Straße, über die der gesamte Zu- und Abfahrtsverkehr der BVK-Mitarbeiter erfolgen würde, weist an der Oberfläche momentan eine Belastung von etwa 17 500 Kfz/24h auf. Im Tunnel sind es etwa 85 500 Kfz/24h. Der Jurist fordert: „Es muss nachgewiesen werden, wie das erhöhte Autoaufkommen gelöst wird.“

Bezirksausschuss-Vorsitzende Angelika Pilz-Strasser erklärte: „So wie das Projektpaket vorgestellt wurde, ist es nicht zu machen. Wohnungen am Anger, die auch für Normalverdiener erschwinglich sind, sind städtebaulich notwendig. Das erwarte ich von der BVK.“