24. August 2018

Es ist ruhig geworden, man ist geneigt zu schreiben, zu ruhig geworden, um die Pläne der Stadt­werke München (SWM) auf dem Parkplatz des Cosimabads ein Gasheizkraftwerk zu errichten. Vor mehr als zwei Monaten hatte der Bezirksausschuss das Vorhaben vehement abgelehnt, die SWM aufgefordert, diesen Standort von ihrer Liste der möglichen Kraftwerkstandorte sofort zu streichen und in Unterföhring den Bau eines Heizwerks – ohne Stromerzeugung, auf Gasbasis – zu prüfen.

Das fast lakonische Antwort auf den Beschluss: „Wir verstehen Ihre Bedenken und nehmen Ihr An­liegen ernst. Gleichwohl hoffen wir auf Ihr Verständnis, dass wir als kommunaler Energieversorger die Wärmeversorgung in München sicherstellen müssen. Die Prüfung geeigneter Standorte und möglicher Ersatzanlagen dauert weiter an. Die SWM werden die Bürger über den Fortgang des weiteren Untersuchungen entsprechend informieren.“

Den Lokalpolitikern – einer von ihnen hatte das Projekt mit den Worten „Eine Farce, das ist absurd, das ist doch einfach idiotisch!“ kommentiert – blieb nichts anderes übrig, als das Schreiben „zur Kenntnis“ zu nehmen.

Derweil opponieren immer mehr Menschen gegen ein Heizkraftwerk, ob mit Gas oder wie auch immer betrieben. Die Wohnungseigentümer der Hochhäuser Elektrastraße 11 und 15 befürchten „erheb­liche Schmutz- und Lärmemissionen“. Die Verwaltungsbeiratsvorsitzende hat das Kommunalparla­ment um Planungsunterlagen gebeten, um die Bedenken in einem Widerspruch zu formulieren.

120 Stellplätze gibt’s für die Besucher des Cosimawellenbads. Auf dem Parkplatz prüfen die Stadtwerke den Bau eines Gasheizkraftwerks mit zwei bis zu 40 Metern hohen Schornsteinen. Die Abgase würden den Bewohnern des Hochhauses im Bildhintergrund direkt ins Wohnzimmer geblasen. Foto: hgb

In ihrem Entscheid hatten die Mitglieder des Bezirksausschusses auch angeführt, dass der Standort „viel zu klein ist“. Und: „Wir gehen davon aus, dass die Alternative >Parkplatz Cosimabad< genauso wie Freimann von der Bundesbehörde abgelehnt wird, weil der Standort zu nah an Unterföhring liegt“.

(Anm. d. Red.: in der Landkreis-Gemeinde befindet sich seit 1964 das Heizkraftwerk, HKW, Nord mit drei Blöcken zur Erzeugung von Elektrizität, Fernwärme und seit 1991 zur Verbrennung von mehr als 800 000 Tonnen Restmüll pro Jahr mit jährlich etwa 800 000 Tonen Steinkohle). Die Planungen, am Cosimabad ein Heizwerk zu errichten, „sind deshalb sofort einzustellen“.

Wird in Bogenhausen denn ein Heizkraftwerk benötigt? Im November 2017 hatten die Münchner in einem Bürgerentscheid dafür gestimmt, den Kohleblock II im HKW Nord bis Jahresende 2022 abzuschalten. Ob er wirklich abgeschaltet wird, das entscheidet die Bundesnetzagentur (BNetzA). Sollte der Kohleblock systemrelevant sein, bliebe er am Netz. Systemrelevant bedeutet: Die Agentur, die die deutschen Stromnetze observiert, muss sicherstellen, dass ausreichend Energie ins bundesweite Netz eingespeist wird.

Um die Kapazitäten des Blocks II in Bezug auf die Fernwärme-Erzeugung – Leistung in etwa 550 Megawatt (MW) – ersetzen zu können, untersuchen die SWM nun vorsorglich zwölf mögliche Standorte für mit Erdgas betriebene Heizkraftwerke im Stadtgebiet. Vier bis sieben dieser dezentralen, rund 70 Megawatt Wärme erzeugende „Monster“ – teils in Wohngebieten und in Grünanlagen – werden wohl benötigt. „Wir suchen nach Alternativen zur sicheren Versorgung der Bewohner mit Fernwärme“, erklärte Thomas Prein vom Büro des SWM-Technikbüro.

Die Anlage am Cosimawellenbad soll übrigens auf einer Fläche von etwa 50 mal 60 Metern, also etwa 3000 Quadratmetern, mit zwei bis zu 40 Metern hohen Schornsteinen entstehen. Und das genau gegenüber einem Hochhaus und weiteren Wohngebäuden ringsum.