3. August 2018
„Es ist gut, dass es den Pühnpark geben wird, damit die Bauwut der Stadt nicht irgendwann einmal auf dieses Gebiet durchschlägt.“ Für dieses Statement eines Bürgers am Ende einer Anwohnerversammlung zur Gestaltung des Pühnparks – Teil I umfasst die Flächen in städtischem Besitz – durch das Baureferat / Gartenbau im Ökologischen Bildungszentrum (ÖBZ) gab’s Beifall. Erstaunlich: Kein einziger Besucher stemmte sich gegen das Projekt. Anfragen und Anregungen dominierten. Und: Am folgenden Tag kam es zur einer Lösung für das Projekt „Hin und Weg“: Die Wagenburg zieht bis März 2020 auf ein Grundstück am Salzsenderweg, kehrt anschließend befristet für zwei Jahre in den Pühnpark zurück.
Organisation • Der Andrang der Interessierten – etwa 120 Personen – war von den Organisatoren offensichtlich unterschätzt worden. Gleichwohl gebührt den Verantwortlichen ein Lob. Alles war bestens vorbereitet – Wegweiser zum ÖBZ, doppelt ausgehängte große Pläne zum ersten Teilabschnitt und zum „Gesamtwerk“, Karten und Stifte zur Notiz der Ideen. Und: Getränke, souveräner Moderator Markus Weinkopf, weiterreichbare Mikrophone. Aber: Der Raum war übervoll, etwa zwei Dutzend Personen standen im Freien vor den Glastüren. Wolfgang Mesenich, zuständig für Planung und Neubau, entschuldigte sich, ein anderer Saal sei kurz vor den Ferien nicht frei gewesen.
Fläche • Die Äcker, Wiesen, Wäldchen und Wege des ersten Abschnitts vom Pühnpark – rund acht Hektar städtischer Grundbesitz – sind ein Teil des Grünzugs „Grünes Band Ost“. Der fertige Park soll einmal etwa 24 Hektar groß werden, der Großteil der Flächen befindet sich also in Privatbesitz. Das kreuzförmige Gesamtareal liegt zwischen Denninger -, Eggenfeldener -, Weltenburger – und Friedrich-Eckart-Straße, ist westlich vom Denninger Anger und östlich vom Zamilapark begrenzt.
Grundlage • Die beiden Grünachsen durch Bogenhausen sind im Flächennutzungsplan fixiert. Präsentiert wurde laut Power-Point-Bild eine >Vorkonzeptstudie<. Dazu hieß es: „Das ist eine Vision, eine Absichtserklärung, vieles ist noch offen, vieles kann noch berücksichtigt werden.“
Information • Ein wunder Punkt. Grundstückseigentümer wie auch einige Anwohner waren sauer, weil sie laut ihren Angaben von den Plänen erst aus den Medien erfahren haben. Dazu Mesenich: „Wir haben nach bestem Wissen alle Eigentümer auf Grundlage von Katasteramt-Angaben angeschrieben. 2300 Anwohner wurden per Wurfpost unterrichtet.“ Nun denn. Kritik • „Wie kommen Sie auf die Idee, ohne Rücksprache Privatflächen zu überplanen und erst heute darüber zu informieren“, monierte Xaver Finkenzeller, CSU-Fraktionssprecher im Bezirksausschuss. Mesenichs Antwort verwunderte: „Überall in der Stadt wird geplant, man sollte der Stadt vertrauen, dass die Planungen schlüssig sind, sonst müssten wir überall klingeln.“ Er räumte ein: „Die ersten Informationen hätten schneller erfolgen sollen.“
Kosten • Finkenzellers Frage nach den bisher entstandenen Kosten blieb offen. „Honorarkosten sind vertraulich, die Planungskosten sind keinesfalls sechsstellig“, lautete die Antwort. Gleichwohl wird der erste Pühnpark-Abschnitt gemäß Geflüster eines Stadtvertreters rund eine Million Euro verschlingen. Eine Umlegung von Kosten auf Grundstückseigentümer und / oder Anwohner wird es laut Mesenich nicht geben.
Naturkindergarten Bogenhausen (Nakibo) • Seit 15 Jahren befindet sich die von der Stadt unterstützte Einrichtung auf einem Gelände an der Neckarstraße. Dieses Areal muss Nakibo wegen Bodenuntersuchungen räumen, wird demnächst für knapp zwei Jahre auf ein Ausweichgelände quasi um die Ecke auf der städtischen Wiese an der Spessartstraße umziehen, „wobei wir beim Transport der Bauwagen unsere Hilfe anbieten“, versicherte Uta Gehrhardt, Sachgebietsleiterin im Gartenbau. Das Grundstück wird an der Straßenseite zum Schutz der Kinder mit einem Holzzaun“ eingerahmt. Im kommenden Sommer kann Nakibo an seinen alten Standort zurückkehren..
Wagenburg „Hin und Weg“ • Die seit 2013 bestehende private Nutzung, also das Wohnen, hat das Kommunalreferat zum 31. August gekündigt. „Es stehen Sondierungsmaßnahmen wegen Betonfundamenten und Eisenarmierungen auf der Fläche an,“ so Gehrhardt. Es gab drei mögliche Ausweichstandorte: Am Rand von Obermenzing, beim Bewohnergarten ZAK Neuperlach und urplötzlich auch am Salzsenderweg. Dort ist bis März 2020 ein Teil des Grundstücks für das neue Willhelm-Hausenstein-Gymnasium frei. „Wir versuchen einen Kompromiss zu finden“, betonte die Gartenbau-Mitarbeiterin.
Ein Mitglied von „Hin und Weg“ bestätigte anderntags nach einem Treffen im Kommunalreferat strahlend: „Wir haben die Zusage – die Verträge müssen noch gemacht werden – bis März 2020 für den Salzsenderweg. Danach können wir befristet für zwei Jahre in den Pühnpark zurückkehren.“
Das deckt sich mit dem Plan „Freiflächengestaltung – 20. Juli 2018“ von Zaharias Landschaftsarchitekten, in dem eine „Fläche für temporäre Nutzung“ eingetragen ist. Und zwar just dort, wo sich einst ein Kieswerk befand, wo derzeit noch die Bauwagen des alternativen Wohnprojekts stehen. Die langwierigen und intensiven Bemühungen von Gehrhardt haben sich also gelohnt.
Zeitplan • Landschaftsarchitektin Gabriella Zaharias: „Alles soll kurzfristig realisiert werden. Die Bauarbeiten starten am 1. Oktober, Juni / Juli nächsten Jahres soll alles fertig sein. Die Bodenuntersuchungen laufen bereits.“ Zum Ausbau gab’s drei Leitfragen: Was ist besonders wertvoll? Was ist prägnant? Wie kann man den Charakter erhalten?“ Folglich will man die bestehende Struktur – weite Wiesen, kleine Gehölzgruppen – so gut wie möglich erhalten. Der Bestand soll zudem ökologisch aufgewertet werden, ein sonniger Hauptweg auf Kiesbasis von West nach Ost – mit Querverbindungen – wird durch die Blumenwiesen mit Hügeln führen. Kurzum: „Der Erlebnisraum mitten in der Stadt wird erhalten und verschönert .“ Wie so etwas ausschaut verdeutlichte Zaharias auch mit Beispielfotos – aus Parkanlagen in Riem, London und Moskau!
Wege / Pühnstraße • Die Verbindungen werden als wassergebundene (Kies-)Wege anlegt, kein Stück, das versicherte Mesenich, wird asphaltiert. Das gilt auch für die Pühnstraße, die begradigt werden muss, damit sie ganz auf städtischen Grund liegt und Verkehrssicherheit hergestellt werden kann. Eingriffe sind dafür notwendig, aber: „Wir fällen nicht ohne Sinn Bäume.“
Tischtennisplatten • Die sollen, so der Wunsch einer Anwohnerin, aus Lärmschutzgründen weiter weg von der angrenzenden Wohnbebauung installiert werden. So könne „späterer Ärger“ vermieden werden.
Toiletten, Grillplatz, Besucherparkplätze • Wird es allesamt nicht geben. Argumente zu diesen Stichworten: „Sehr teuer, schwieriger Unterhalt“ – „Bedeutet Rauchbelästigungen und Müll“ – „Parkplätze wären doch kontraproduktiv.“ Und die Parkplätze am Eingang der Pühn- bei der Denninger Straße? – „Sind nicht auf städtischem Grund, wir werden es aber überprüfen.“
Brücke /Fußgängerüberweg • Vom Pühnpark-Wegende an der Weltenburger Straße zum Denninger Anger eine Brücke bauen – so lautete der Wunsch eines Anwohners. „Da kann ich keine Hoffnung machen, so eine Brücke hat in München wohl keine Priorität“, meinte Mesenich. Ob ein Zebrastreifen / eine Fußgängerampel „zum Schutz von Kindern an dieser gefährlichen Stelle“, so ein Bürger, möglich ist? „Das haben wir im Blick, das ist auch abhängig von der Zahl der Querungen, wir leiten das ans Kreisverwaltungsreferat weiter.“ Ein Mann mahnte: „Muss da erst was passieren, ehe gehandelt wird?“ Zur Sache will ein Lokalpolitiker einen Antrag im Kommunalparlament stellen.
Hunde • Vierbeiner frei laufen zu lassen sei grundsätzlich erlaubt. Nicht erlaubt wird es aber an jenen Stellen sein, die durch entsprechende Poller gekennzeichnet sind. Es gilt die städtische Grünanlagensatzung. Und an Spielplätzen besteht ohnehin „Betreten für Hunde verboten“.
Beleuchtung • „Das haben wir nicht vor. Beleuchtung bedeutet automatisch asphaltierte Wege auch mit Schneeräumung, suggeriert Sicherheit, zieht überdies nächtliche Besucher an. Wenn aber Schulleiter dafür plädieren, werden wir das prüfen.“ Auch Bewegungsmelder wird es nicht geben.
Zuwege zu den Wohngebäuden an der Denninger Straße • Solche sind im Konzept eingezeichnet, aber keine Durchwege, die wegen der Block-Bauart ohnehin nicht möglich sind.
Radfahrer • Kritik kam von einem Mitglied des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC), der kein Radler-Konzept erkennt, dem eine „Vernetzung der Radwege mit der Umgebung, eine durchgängige Verbindung vom Zamilapark bis zur Richard-Strauss-Straße“ fehlt. Es gibt aber keine „spezielle, asphaltierte Radwege im Pühnpark“. Für Fahrradfahrer sind die geteerten Streifen entlang der Denninger- und Weltenburger Straße da, sie können auch die Kieswege im Park nutzen. Personen haben dort aber Vorrang. Grundsätzlich gilt nach Fertigstellung im Pühnpark die Grünanlagensatzung. Ein Anwohner: „Wir wollen im Pühnpark keine Fahrradpisten wie im Denninger Anger!“
Bodenuntersuchungen • Laut Georg Bernhofer vom Kommunalreferat wird seit Frühjahr nach Kampfmittelstoffen und Altlasten aus dem Zweiten Weltkrieg in dem teils schwer zugänglich Gelände gesucht. Man habe verfüllte Bombentrichter gefunden, „aber es schaut gut aus, die Gefahr, dass hier Bomben drin sind, ist gering.“
Baustelleneinrichtung • Wo diese am besten platziert ist, wird demnächst nach Vertragsschluss mit der Baufirma geklärt..