25. August 2018

Im August 2010 (!) hatte die russisch-orthodoxe Kirchengemeinde im Bezirksausschuss ihren Plan präsentiert, in Englschalking auf dem Grundstück Knappertsbuschstraße 26 / Ecke Bruno-Walter-Ring, direkt gegenüber der Grund- und Mittelschule und in künftiger Nachbarschaft zum neuen Wilhelm-Hauenstein-Gymnasium (WHG) , auf knapp 7000 Quadratmeter ein Gemeindezentrum mit Gotteshaus, einem Saal für 300 Personen und eine Kindertagesstätte für 36 Mädchen und Buben errichten. Indes: Das Projekt liegt auf Eis, der Kirche fehlt das Geld.

„Doch, doch, wir wollen bauen, wir haben noch Hoffnung. Wir haben finanzielle Probleme, wir haben nicht genügend Geld. Wir sammeln weiter Spenden, um von der Bank einen Kredit zu bekommen“, erklärte Erzpriester Nikolai Zabelitch auf Nachfrage. „Bitte unterstützen Sie den Kirchenbau mit Ihren Spenden“, heißt es denn auch seit langem auf der Website der Kirche. Wann mit dem Bau gestartet wird – das steht ganz offensichtlich noch in den Sternen.

Der Anlass unsere Nachfrage: Am 11. August 2014 hatte die Stadt die Baugenehmigung erteilt. Diese vier Jahre laufende Berechtigung ist also vor kurzem aufgelaufen, weil bis zu diesem Zeit­punkt ein Baubeginn bei der Stadt nicht angezeigt worden ist. Aber auf schriftlichen Antrag kann die Erlaubnis „jeweils um zwei Jahre verlängert werden“, erläuterte Thorsten Vogel, Pressesprecher im Planungsreferat, die Sachlage. Einen entsprechenden Antrag hat die russisch-orthodoxe Kirche im Mai gestellt.

Und wie geht’s nun weiter angesichts WHG-Neubau, Problemen bei der Verkehrserschließung, Um­setzung des Klimaparks am Salzsenderweg und Städtebauliche Entwicklungsmaßnahme (SEM) im Nordosten? Kann der Kirchenbau verworfen werden? „Nachdem sich die Rechtsgrundlagen für die Baugenehmigung nicht geändert haben, stehen baurechtliche Belange einer Genehmigungsverlän­gerung grundsätzlich nicht entgegen,“ stellt Vogel dazu klar.

Visualisierung der russisch-orthodoxe Kirche, die auf dem Areal gegenüber der Knappertsbusch- Grund- und Mittelschule gebaut werden soll. Plan: Architekturbüro Bernd Fröhlich

Das Grundstück • Das eingezäunte, rundum dicht von Büschen gesäumte Areal an der Ecke Knappertsbuschstraße / Bruno-Walter-Ring, auf dem sich vormals zwei Tennisfelder befanden, liegt brach, dient derzeit als eine Art Baumschule, ist total verwildert, ist größtenteils vermoost, ist wahrlich keine Visitenkarte für Bogehausen.

Die Dimensionen • Das Projekt der „Christi-Auferstehungsgemeinde“ sieht im Entwurf an den Ecken vier „kleinere“ Kuppeln, in der Mitte eine Kuppel mit 29 Metern Höhe – ohne Kreuz – vor. Also in etwa so hoch wie die benachbarten neungeschossigen Wohntürme.

Die Kosten •  Das Gelände, im Bebauungsplan aus dem Jahr 1966 für kirchliche Zwecke reserviert, wurde einst von der katholischen Kirche der russisch-orthodoxen Kirchengemeinde verkauft – der Kaufpreis ist geheim. Im Januar 2011 hatte Erzpriester Zabelitch die Kosten des Zentrumbaus auf „etwa zehn Millionen Euro“ geschätzt. Fachleute hatten mit eher bis zu 15 Millionen Euro kalkuliert. Und heute: Zabelitch spricht von „etwa fünf Millionen Euro“ …

Die Finanzierung • Um mit dem Bau starten zu können, braucht’s ein Bankdarlehen, was wiederum Eigenkapital bedingt. Das soll durch Spenden zusammen kommen – durch 500 Wandblöcke zu je1800 Euro, ergibt 900 000 Euro. Ein Wandblock wird in 60 Einheiten zu 30 Euro unterteilt, die monatlich überwiesen werden können. Nach fünf Jahren ist die Spende für einen Wandblock geleistet“, hieß es zu Beginn der Aktion. Ende 2016 hatte man laut „Aktueller Spendenstand“ auf der Netz-Seite der Kirche ein wenig mehr als 50 000 Euro eingesammelt. Die Rubrik ist inzwischen gelöscht.

Die Frage • Findet sich eine Bank, die bei 900 000 Euro Eigenkapital ein derartiges Millionenprojekt finanziert?