29. Oktober 2018
Die geplante Städtebauliche Entwicklungsmaßnahme (SEM) Im Nordosten zwischen Daglfing, Englschalking und Johanneskirchen bewegt immer mehr Menschen, liegt vielen schwer im Magen. Das wurde bei der Bürgerversammlung klar, zu der etwa 250 Personen ins Wilhelm-Hausenstein-Gymnasium gekommen waren. Zumal die Tieferlegung der S-Bahn, der S8, laut einem Zeitplan von Angelika Pilz-Strasser, Vorsitzende des Bezirksausschusses, wohl erst 2038 fertig werden dürfte. Wenn überhaupt. Denn die Kosten für den Bau dürften bis dahin an der Fünf-Milliarden-Euro-Grenze knabbern. „In 20 Jahren? Das ist doch ein Witz“, kommentierte entsetzt ein Mann.
Bevor mit dem Bau von Wohnungen begonnen wird, müssen bereits die Maßnahmen für die Verkehrserschließung laufen. Und – unabhängig von der SEM – müssen die Verlängerung der U4 nach Englschalking, die Taktverdichtung bei der Tram St. Emmeram und die Fahrbahnerweiterung des Föhringer Rings „sich im Bau befinden, nicht nur in der Planung“. Dieser Antrag, so konstatierte Versammlungsleiter Alexander Reissl, Chef der SPD-Stadtratsfraktion, wurde einstimmig angenommen. Wie auch die Initiative „keine Genehmigung neuer Bauten in Bogenhausen, ehe nicht ein vernünftiges Verkehrskonzept vorliegt.“
Brausenden Beifall und mehrheitliche Zustimmung zu ihrem die SEM ablehnenden Antrag erhielt eine Daglfingerin, die sich energisch engagierte: „600 Hektar bebauen, sechsstöckige Gebäude, mehr als 50 000 Einwohner, da geht nicht! Keiner weiß, was da draußen los ist!“ Sie befürchtet ein zweites Neuperlach oder eine zweite Messestadt Riem.
„Und wer verdient? – Die Bauträger!“ beantwortete die Frau ihre Frage selbst. Man dürfe die Fristluftschneise nicht zubauen, denn „sonst erstickt Schwabing.“
Zum Komplex bezog Steffen Kercher, Abteilungsleiter Sonderplanungen und Projekte im Planungsreferat, Stellung. Weder Einwohnerzahl noch Gebäudehöhen stünden fest. Und die Stadt sorge bei der Bebauung eigener Grundstücke dafür, dass 50 Prozent geförderte Wohnungen entstehen, sie vergebe Areale nur im Erbbaurecht, um Spekulationen zu vermeiden. Zumindest letzteres ist ein wenig verwunderlich angesichts der Abläufe und Preise im Prinz-Eugen-Park.
Und zum Stichwort Neuperlach erklärte Kercher: Sie wohnen nicht in Neuperlach, sie wohnen in Bogenhausen. Hier gibt’s eine breite Mischung von Wohnformen, von verdichteten Strukturen bis zum Einfamilienhaus. So wird’s auch mal im Nordosten sein. Das sind ganze neue Aspekte. Den Stadtbaurätin Elisabeth Merk hatte ja unlängst klar gemacht, dass eine keine Einfamilien- und Reihenhäusern geben wird.
Übrigens: Auch bei dieser Bürgerversammlung gab es den obligatorischen Antrag zu einem barrierefreien S-Bahn-Zugang – dieses Mal an der Station Johanneskirchen.
Nur ein Anwohner votierte gegen diesen Antrag, doch eine Chance auf Umsetzung gibt es nicht, denn die Deutsche Bahn will nicht in etwas investieren, was bald, so erklärte Pilz-Strasser, wieder abgerissen wird. Bald – in 20 Jahren …?