25. Januar 2018

Seit Jahren fordern Kommunalpolitiker und Eltern von der Stadt Maßnahmen, um im Umfeld von Schulen und Kindertagesstätten Autofahrer zu mahnen, das Tempo zu drosseln. Verlangt wurden mobile Geschwindigkeitsanzeiger, vor allem so genannte Dialog Dis­plays. Nach langem Ge­zer­re hatte der Stadtrat vor einem Jahr den Einsatz von fünf solchen Stationen, bestehend aus jeweils zwei Geräten für beide Fahrtrichtungen, beschlossen. Jetzt sind sie in Bogenhausen im Einsatz: Bis in die erste März-Woche stehen die Anlagen an der Oberföhringer Straße bei der Grundschule.

Motor der Maßnahme ist Robert Brannekämper, Vize-Vorsitzender des Bezirksausschusses Bogenhausen und CSU-Landtagsabgeordneter. Bereits Mitte 2011 (!) hatte er im Stadtteilparlament beantragt, der verkehrs­reiche Stadtbe­zirk benötige dringend Einrichtungen, um an Gefahrenquellen Autofahrer zu mahnen, das Tempo zu drosseln – eben mittels mobilen Geschwindigkeitsanzeigern.

Brannekämper hatte seinerzeit im Kommunalparlament erklärt: „Hunderte von Arbeitsstunden von Bezirksausschüssen, Stadtverwaltung und Polizei“ ziehen die vielen Beschwerden über Raser nach sich, „weil diese Klagen häufig der Anlass für mehrmonatige Messkampagnen sind. Deren Ergebnis wird wiederum von den Beschwerdeführern regelmäßig angezweifelt, wenn es nicht ihrer Wahrneh­mung ent­spricht“. Der Einsatz von Dialog Displays könnte, so Brannekämper, dieses Problem lö­sen, erhöhe die Ver­kehrs­sicherheit vor allem für Kinder. Denn München ist laut Statistiken die deutsche Hauptstadt der Raser, in der Stadt gibt es mehr als 500 Autos pro 1000 Einwohner.

„Langsam“ in Rot mahnt das Dialog Display Autofahrer, die die erlaubte Geschwindigkeit 30 km/h überschreiten. Foto. hgb

Die Messeinrichtungen werden – 24 Monate lang zur Probe – von einer Firma stadtweit in Tempo-30-Zonen im Bereich von Kindergärten und Schulen aufgestellt. Die jeweils fünf Einsatz­orte wechseln in den 25 Münchner Stadtbezirken – pro Versuchsjahr einmal in jedem Stadtbezirk.

An jedem Standort stehen sie etwa zwei Monate. Ist der Probebetrieb erfolgreich, erhalten die Bezirksausschüsse die Möglichkeit, solche Anlagen selbst anzuschaffen – aus ihrem Budget.

Besagte zwei Monate gliedern sich stets in drei Phasen: In den ersten zwei Wochen sind die An­zeigen verdeckt, die Anlagen sammeln Verkehrsdaten (in Oberföhring war dies bis zum 20. Januar der Fall). In den anschließenden vier Wochen sind die Anzeige-Elemente aufgedeckt, um die Wirkung der Anzeige zu analysieren (bis zum 7. Februar). In den abschließenden zwei Wochen wer­den die Anzeige-Elemente wieder verdeckt, um zu evaluieren, wie sich das Geschwindig­keits­verhalten im Nachgang entwickelt (18.Februar bis zum 3. März).

Passt: Mit 24 km/h bei erlaubtem Tempo 30 gemessen. Ein Mädchen freut sich, „sagt“: Danke. Foto: hgb

Wie funktionieren die mobilen Geschwindigkeitsanzeiger? Passiert ein Autofahrer den Messbereich in vorgeschriebenem Tempo oder gar langsamer, leuchtet in Grün das Wort „Danke“ auf, darüber steht ein lachendes Kindergesicht.

Tritt ein Fahrer hingegen das Gaspedal durch, ist er zu schnell unterwegs, mahnt das Display in roter Schrift „Langsam“. Die Displays treten quasi in Dialog mit den Autofahrern, daher werden die Anlagen oft auch als >sprechende Verkehrszeichen< bezeichnet.

Übrigens: Bereits 2009 hatten Mitarbeiter der Technischen Universität im Auftrag des Kreisverwa­l­tungsreferats (KVR) zwei Dialog-Display-Feldversuche durchgeführt – in Pasing beim Bert-Brecht-Gymnasium und in Trudering an der Friedenspromenade in der Nähe von Bushaltestellen. Das E­r­gebnis: Bei allen Checks hatten die Autofahrer das Tempo gedrosselt. Sie fuhren auch langsamer, als die Anlagen längst wieder abgebaut waren.

Bis zum 7. Februar-Woche zeigen auf der Oberföhringer bei der Grundschule Dialog Displays Autofahrern die Geschwindigkeit an. Foto: hgb