18. Februar 2018

In einem sechs Fragen umfassenden, vom Bezirksausschuss einstimmig verabschiedeten Antrag forderte die CSU-Fraktion von der Stadt die „Sicherstellung einer hochqua­li­­tati­­ven medizinischen Versorgung in Bogenhausen“. Unter Einbeziehung der Kassenärztlichen Vereini­gung (KVB) und der Städtischen Klinikum München verlangten Anfang Dezember 2017 die Ini­ti­ato­ren Xaver Finken­zel­ler, Tassilo Strobl und Peter Reinhardt Antworten von der Verwaltung. Die jetzt vorliegenden (redak­tionell gekürzten) Antworten des Referats für Gesundheit und Umwelt (RGU):

  1. Welche Gründe haben zur Betriebseinstellung der ärztlichen Bereitschaftspraxis im Klinikum rechts der Isar zum 30. September 2017 geführt?

Weder dem RGU noch der KVB liegen Informationen des Betreibers der privaten Ärztlichen Bereit­schaftspraxis am Klinikum über die Gründe der Betriebseinstellung vor. Laut einer Pressemitteilung des Klinikums vom 29. September 2017 ist es für die Betreiber immer schwieriger geworden, geeig­nete Ärzte sowie medizinische Fachangestellte zu finden. Dazu kommt, dass die Betreiber in der von der KVB in 2018 geänderten Bereitschaftsdienststruktur keine Zukunft für die Praxis sehen.

  1. Welche Änderungen plant die KVB in der Bereitschaftsdienst­struktur für 2018?

In den Münchner Bereitschaftspraxen wurden in den bisherigen Strukturen jährlich rund 165 000 Pa­­tienten behandelt und rund 65 000 Hausbesuche durch den vertragsärztlichen Hausbesuchs­dienst durchgeführt. Mit dem Krankenhausstrukturgesetz (KHSG), das zum 01.01.2016 in Kraft getreten ist, fordert der Gesetzgeber, dass die Kassenärztlichen Vereinigungen Bereitschaftspraxen in oder an Krankenhäusern nach Bedarfsgesichtspunkten einrichten sollen. Ein Ziel ist es hierbei, die Notaufnahmen der Krankenhäuser zu entlasten. Das neu entwickelte Konzept der KVB zur Weiterentwicklung des Ärztlichen Bereitschaftsdienstes berücksichtigt diese gesetzliche Vorgabe und beinhaltet die Zusammenlegung von Bereitschaftsdienstbereichen zu größeren Versorgungs­bereichen, die Trennung von Sitz- und Fahrdienst bei Nutzung eines organisierten Fahrdienstes und die Einrichtung von Bereitschaftspraxen an geeigneten Krankenhäusern. In München und im Landkreis München wird dieses Konzept seit Ende Mai 2018 umgesetzt.

Die Öffnungszeiten der Bereitschaftspraxen für München. Quelle: www.kvb.de/service/patienten/aerztlicher-bereitschaftsdienst/bereitschaftspraxen/muenchen/; 13.12.2018 / RGU

Die Neuregelungen in München: In den seit Mai 2018 bestehenden Versorgungsbereichen werden Bereitschaftspraxen an Krankenhäusern mit Notfallambulanzen eingerichtet oder bestehende Be­reit­schaftspraxen erweitert.

Der allgemeine Bereitschaftsdienst wird nunmehr in Bereitschaftspraxen durchgeführt, die überwiegend an den Kliniken angesiedelt sind. Hierbei unterscheidet die KVB zwischen Hauptpraxen an großen und stark frequentierten Standorten und weiteren flankierenden Praxen mit eingeschränkten Öffnungszeiten.

Bereitschaftspraxen in München Stadt und Landkreis: Für beide Bereiche wurden die Änderungen ab dem 29.05.2018 eingeführt. Die bisherigen Bereitschaftspraxen im Elisenhof, in München-Süd, in Ottobrunn, in Schwabing, in Pasing und in Neuperlach bleiben bestehen und die Öffnungszeiten der Hauptpraxen (Elisenhof, Schwabing, Neuperlach und Pasing) wurden ausgeweitet. Ergänzend wurden weitere Bereitschaftspraxen mit eingeschränkten Öffnungszeiten an den Krankenhäusern Harlaching, Bogenhausen und Barmherzige Brüder eingerichtet.

Zum Fahrdienst: Ein weiterer wichtiger Bestandteil in dem von der KVB erarbeiteten Konzept zur Weiterentwicklung des Bereitschaftsdienstes ist ein gesondert organisierter Fahrdienst. Während die Ärzte in den Bereitschaftspraxen alle mobilen Patienten behandeln, übernehmen zusätzliche Ärzte die Hausbesuche bei immobilen Patienten.

Im Klinikum rechts der Isar an der Ismaninger Straße wurde der Betrieb der ärztlichen Bereit-schaftspraxis eingestellt. Für Bogenhausen zuständig ist die Bereitschaftspraxis im Klinikum an der Englschalkinger Straße.. Foto: hgb

Größenbedingt erfordern die neuen Bereitschafts­dienstregionen längere Fahrstrecken. Dies wird kompensiert durch einen kompetenten Fahrservice.

Insbesondere bei längeren und nächtlichen Fahrten zu Hausbesuchen soll der Fahrservice auch zur Sicherheit und Entlastung der Ärzte beitragen. Die Vermittlungszentralen navigieren und koordi­nie­ren die Fahrzeuge.

Die Entscheidung über die Durchführung der Hausbesuche liegt weiterhin un­ein­geschränkt bei dem diensthabenden Arzt. Die Fahrer im Fahrservice verfügen über eine medizi­nische Ausbildung und assistieren der / dem Diensthabenden auf Wunsch.

  1. Weshalb sieht der Betreiber der ärztlichen Bereitschaftspraxis im Klinikum rechts der Isar in der von der KVB Bayern für 2018 geplanten Bereitschaftsdienststruktur keine Zukunft für die Praxis?Antwort siehe unter 1.).
  2. Welche ärztliche Bereitschaftspraxen bestehen in Bogenhausen? – Im Stadtbezirk besteht die neu eingerichtete Bereitschaftspraxis an der München Klinik Bogenhausen.
  3. Besteht Kenntnis weiterer Betreibseinstellungen anderer ärztlicher Bereitschaftsdienste im 13. Stadtbezirk? – Die Bereitschaftspraxis am Klinikum rechts der Isar war bis zu ihrer Betriebs­einstellung die einzige Bereitschaftspraxis in Bogenhausen.
  4. Unter welchen Voraussetzungen ist es möglich, im Klinikum rechts der Isar oder an einem Alternativstandort wie dem Klinikum Bogenhausen, eine ärztliche Bereit­schafts­praxis (wie­der) einzurichten?

Als Ersatz für die Bereitschaftspraxis am Klinikum rechts der Isar wurde die Bereitschaftspraxis an der München Klinik Bogenhausen eingerichtet. Im Rahmen des Runden Tisches Notfallversorgung, dessen Federführung zum 01.01.2019 von der München Klinik an das RGU übergegangen ist, wird das Thema Verzahnung der ambulanten und stationären Versorgung behandelt werden. Mit dem Beschluss Medizinische Notfallversorgung hat der Stadtrat das RGU beauftragt, eine Studie zur Situation der Notfallversorgung 2019 bis 2025 durchzuführen. Die relevanten Leistungsträger der Notfallversorgung werden in das Vorhaben der Analyse der Notfallversorgung mit einbezogen. In der Studie sollen die aktuellen und künftigen Entwicklungen in der Notfallversorgung in München unter Berücksichtigung von Kapazitäten und Bedarf beleuchtet werden.