19. Februar 2019

Zugegeben, dies vorweg, der Vergleich hinkt ein wenig: Stellen Sie sich vor, im Arabellapark gäbe es keine Restaurants, kein Bistro, kein Café. Das Stadtteilviertel wäre rund um die Uhr schlicht und einfach >mausetot<. Genau diese Möglich­keit zeichnet sich im entstehenden Wohnquartier Prinz-Eugen-Park an der Cosimastraße ab, wo einmal knapp 4000 Menschen wohnen werden.

Trotz mehrfachen Absprachen mit den städtischen Referaten gibt’s dort künf­tig wohl keine Gastro­no­­mie, geschweige denn eine Gaststätte mit zusätzlicher Bewirtung im Außenbereich. Mal abgese­hen von einer (möglichen) Cafeteria in einem Le­bens­­mittel­markt, der sich einmal gegenüber dem KulturBür­gerHaus (KBH) befindet. Die Lokalpolitiker sind schlichtweg ent­setzt, sind stock­sauer. Ein Hagel an scharfen Vorwürfen prasselte im Unterausschuss Planung auf die Vertre­ter von vier (!) Referaten bei der Vorstellung der Planung für den KBH-Innenbereich nie­der.

Der Maria-Nindl-Platz mit dem Bürgerhaus (rotes Oval) bildet das „Herzstück“ für die etwa 4000 Bewohner im Prinz-Eugen-Park. Karte: Planungs-/Baureferat; Foto: hgb

Die Lokalpolitiker vertagten die Plan-Absegnung in die März-Tagung. Denn Frank Weise vom Kom­mu­nalreferat sicherte „umgehende Kontaktaufnahme und Klärung“ mit der (Anm. d. Red: städti­schen Wohnungsbaugesellschaft) Gewofag zu, „ob in deren Gebäude Gastronomie vorgese­hen und / oder möglich ist“ sowie Berichterstattung bei der März-Tagung des Bezirksausschus­ses.

Das genehmigte Projekt Bürgerhaus und das Konzept dafür, so Weise, „würde mit einer Gastronomie nicht mehr funktio­nieren“, würde mit Veränderungen in Frage gestellt. „Denn wir brauchen die Räume für die beschlossene Nutzung.“ Das Kommunalparlament billigte die Vertagung.

Im Bürgerhaus ist lediglich ein Café / eine Kaffeeküche vorgesehen – „nicht kommerziell“, so ein Referats­mann. Nicht einmal fürs Catering zur Vorbereitung von Speisen und Getränken gibt es einen Raum. „Wie soll Catering dann funktionieren?“ fragte Bezirksausschuss-Vorsitzende Angelika Pilz-Strasser entsetzt. Und: „Wir haben die Zusage für eine Gastronomie. Das Gesamtkonzept steht nicht!“ Pilz-Strasser stellte dazu jetzt im Stadtrat eine Anfrage (siehe kursiven Text am Ende dieses Berichts).

Der Kulturreferat-Vertreter zum Catering: „Dafür steht der Küchenteil des Alten- und Service­zentrums (ASZ) zu Verfügung“. Eine Bürgerin zu all dem Tohuwabohu: „Bei der Stadt weiß die eine Hand doch nicht, was die andere tut.“

Also die nächste Panne einer schier endlosen Serie! Besucher einer wie auch immer gearteten abendlichen Veranstaltung – es gibt maximal 290 Sitz­plätze in drei von einander abtrennbaren Räumen sowie auf der Galerie – müssen ohne vorheriges oder folgendes Beisammensein nach Hause gehen. Bezie­hungsweise fahren, wenn sie denn in der 15 Autos (!) fassenden Tiefgarage einen Stellplatz finden.

CSU-Lokalpolitiker Martin Baumgartner fasste prägnant zusammen: „Ohne Restaurant ist das KulturBür­gerHaus, ist der ganze Prinz-Eugen-Park tot, dann kommt nie Leben rein. Auch ein Bistro in einem Lebensmittelmarkt bringt nicht viel, denn das Geschäft schließt ja spätestens um 20 Uhr.“

Robert Brannekämper, Vize-Vorsitzender des Kommunalparlaments und CSU-Landtagsabgeord­ne­ter, kommentierte: „Un­fass­bar, eine vertane Chance. Die Stadt ist den Anforderungen nicht gerecht geworden. Eine Gas­trono­mie ist unabdingbar. Es war immer klar, alle waren sich einig, dass kein toter Raum entstehen darf. Wir bauen schließlich für die nächsten 100 Jahre.“ Er forderte, dass die Stadt alles noch mal überplanen soll. Wolfgang Helbig (SPD) explodierte: „Das kommt mir vor wie Schilda. So funktioniert’s doch nicht. Gastronomie haben Sie einfach unter den Tisch fallen lassen.“

Visualisierung des künftigen KulturBürgerHauses im Prinz-Eugen-Park: Von außen gesehen ein „Kasten“ – ohne Gastronomie. Vorlage: Baureferat / Foto: hgb

 

Die redaktionell gekürzte Anfrage von Angelika Pilz-Strasser (Grüne), Bezirksausschuss-Vorsitzen­de und Stadträtin, zum Thema Gastronomie / Prinz-Eugen-Park im Stadtrat:

>Trotz massiver Proteste des Bezirksausschusses und des Trägervereins wurde das KulturBür­gerHaus ohne Gastro­nomie für die kulturellen Veranstaltungen konzipiert. Allerdings wurde in vielen Vorgesprächen in Aussicht gestellt, eine Gastronomie in dem Gebäude der GWG oder der GEWOFAG könne die Versorgung gewährleisten. Entsprechende Gespräche dazu seitens der Referate würden rechtzeitig geführt werden.

Der Maria-Nindl-Platz ist ein zentraler Platz im Prinz-Eugen-Park. Es wird eine große bespielbare Freifläche neben dem Haus entstehen. Ein Café oder eine Gaststätte dort würden dem Viertel gut tun und dem Wunsch vieler neuer Bewohner entsprechen.

Der Kulturtreff braucht selbstverständlich eine gastronomische Versorgung. Die im Bezirksaus­schuss vorgestellte Variante über ein Catering durch die Küche des ASZ kann nicht funktionieren, da sich die Nutzungszeiten wegen des flexiblen Konzepts so überschneiden bzw. so eng neben­einander liegen, dass zum Aufbau des Caterings zu wenig Zeit bleibt.

Für Bogenhausen mit 85 000 Einwohnern ist der Kulturtreff knapp dimensioniert. Die flexible Nutzung ist anspruchsvoll und anfangs sicher schwierig, sie sollte nicht durch Probleme mit der Gastronomie weiter kompliziert werden. Wie stellen sich für Kultur- und das Kommunalreferat die gastronomischen Möglichkeiten dar? Wir bitten um Darstellung des Konzepts. Welche Gespräche mit GWG und GEWOFAG wurden bisher geführt? Wie ist das Ergebnis?<