10. August 2019

Den Bau einer unterirdischen Turnhalle, drei Etagen hoch, ohne ein einziges Fenster, ohne Ober­licht – die Baugrube würde laut Architekt Johannes Dotzauer zehn Meter tief – samt zwei jeweils rund 50 Quadratmeter großen Nebenräumen unter der Erde sowie auf dem Baukörper vier Fachsä­le, Gesamtlänge circa 30 Meter – das plant die Phorms Bavaria gGmbH, eine private Schule am Bogenhauser Kirchplatz, Adresse Maria-Theresia-Straße 35, für ihre rund 650 Schüler. Wird das Projekt gegen den Widerstand von Anwohnern und Lokalpolitikern genehmigt?

Die Mitglieder des Bezirksausschusses hatten Anfang Juli bei ihrer Beratung das Vorhaben – Vor­bild ist eine Einfach-Turnhalle am Wilhelmsgymnasium an der Thierschstraße – in seine Bestandtei­le zerlegt und einstimmig abgelehnt. Verstöße gegen den geltenden Bebauungsplan wurden unter anderem angeführt.

Eine Stadtteilvertreterin war seinerzeit entsetzt: „Ohne Fenster, künstlich belichtet, ein >Sportbun­ker<, Belüftung per Klimaanlage – das ist doch völlig unmöglich, unzumutbar. So kann man mit Kin­dern nicht umgehen. Das schlechte Beispiel Wilhelmsgymnasium muss man doch nicht wieder­holen. Es geht auch anders wie in der Gebeleschule. Dort ist die Turnhalle zu zwei Drittel in der Erde versenkt, ein Drittel mit Oberlichtern ist oberirdisch.“

Auf der Außenanlage der Phorms-Schule will der Betreiber eine unterirdische Turnhalle bauen. Foto: hgb

Vor kurzem führte nun CSU-Fraktionssprecher Xaver Finkenzeller – „1900 Quadratmeter sind rechtswidrig versiegelt!“ – ein Informationsgespräch im Planungsreferat mit den Entscheidern der Lokalbaukommission (LBK). Im Kommunalparlament berichtete er davon: „Es zeichnet sich eine Zustimmung ab. Die Schule sei wichtig für die örtliche Versorgung.“ Der Jurist forderte: „Wir dürfen in unserer Ablehnung nicht loslassen!“

In Folge verabschiedete das Gremium – wiederum einstimmig – einen sieben Punkte umfassenden Antrag. Im Vorwort heißt es dazu: „Der Bezirksausschuss kann die derzeitige Haltung der LBK nicht nachvollziehen. Gefordert wird, dass „während der denkmalbezogenen Petition keine Baugenehmi­gung erteilt werden möge.“

Daran schließen sich fünf Fragen an, zu denen die Behörde „Stellung nehmen“ soll:

  • Ist es zutreffend, dass die versiegelte Freifläche hin zum Englischen Garten ohne Genehmigung versiegelt wurde?
  • Ist es zutreffend, dass der Bebauungsplan nicht nur eine Baugrenze für bauliche Anlagen fest­setzt, sondern darüber hinaus auch textlich explizit darauf Bezug nimmt, dass die übrigen Flächen auf dem Grundstück zu begrünen und parkähnlich zu bepflanzen sind?
  • Die LBK äußert sich gegenüber dem Bezirksausschuss dahingehend, dass die Schule wichtig für die örtliche Versorgung sei. Wodurch wird das belegt?
  • Mit der Argumentation versucht die LBK gegenüber dem Bezirksausschuss das >öffentliche Inte­resse< für eine Befreiung darzulegen. Dies ist allerdings erst der zweite Prüfungsschritt. Für eine Befreiung ist zunächst erforderlich, dass die Maßnahme nicht den Gründzügen der Planung wider­spricht. Ist dies zutreffend?
  • Wenn der Bebauungsplan ein unmissverständliches Baufenster vorgibt und zudem planerisch als auch textlich darlegt, dass die übrigen, nicht bebauten Flächen parkähnlich und nachhaltig bepflanzt werden sollen, stellt dies sodann keinen Grundzug der Planung dar?

Und schließlich bitten die Lokalpolitiker die Behörde um „Übersendung der Begründung zum Be­bauungsplan und insbesondere die Stellungnahme der Träger öffentlicher Belange diesbezüglich (Freistaat Bayern, Denkmalschutz).“

Rückblick Anfang Juli: Im Untergremium Planung hatte Dotzauer zum Projekt erklärt: „Die Halle ist 20 mal 30 Meter groß, einschließlich Treppenhaus etwa 40 Meter breit, rund acht Meter hoch. Dazu kommen zwei Nebenräume für Gymnastik und Turnen sowie Umkleide- und Sanitärräume. Es wird davon nichts oberirdisch sichtbar sein. Über der Halle sollen ein wenig seitlich versetzt vier Fach­lehrsäle auf einer bestehenden Granitfläche gebaut werden – das sind keine zusätzlichen Klassen­zimmer.“ Die Bauzeit hatte er mit „etwa 18 Monaten“ veranschlagt.

Phorms-Geschäftsführerin Patrizia von Möller hatte versichert, dass in Folge der vier neuen Fach­säle keine zusätzlichen Schüler aufgenommen werden. „Wenn dem so ist, warum macht Phorms dann Werbung im Radio für neue Schüler?“ fragte aktuell Berndt Hirsch (FDP) in die Tagungsrunde.

Robert Brannekämper, Vize-Vorsitzender des Bezirksausschusses und CSU-Landtagsabgeordne­ter, der bei der Erstbehandlung des Antrags betont hatte, „dass er die Schule mag“, war und ist ob des Vorhabens schlichtweg entsetzt: „Der Standort ist für eine Schule eigentlich nicht wirklich geeig­net, denn das Grundstück mit dem ehemaligen Verwaltungsgebäude ist dafür zu klein. Das Projekt Sporthalle wäre eine brutale Vollversiegelung der Fläche, die maximale Ausnutzung des Areals, die maximale Bebauung. Was bleibt vom Pausenhof, vom Grün denn noch übrig? Das Grundstück wird vollgeballert mit Nutzung. Dazu kein Licht, keine Luftzufuhr für die Halle – das ist im Prinzip eine Bunkeranlage. Und dafür werden zehn Millionen Euro in die Hand genommen.“ Und dann knallhart: „Wenn von der Stadt dieses Projekt genehmigt wird, dann kann man die LBK auflösen!“