17. August 2018
Öffentliche Tagung des Untergremiums Planung im Bezirksausschuss, erster Punkt: „Knoten München, viergleisiger Ausbau des Streckenabschnitts Daglfing-Johanneskirchen, Vorstellung durch die Deutsche Bahn Netz AG.“ Das Thema interessierte Bürger und Pressevertreter. Doch sie schauten in die „Röhre“: Projektleiter Rolf Schneiderhan und Bernd Pfeifer, Leiter Portfolio Südbayern, wünschten (oder besser: verlangten) Behandlung in nichtöffentlicher Sitzung. Die Lokalpolitiker folgten dem – nach geheimer Abstimmung.
Als Grund nannten die beiden DB-Vertreter, dass – so liest’s sich im Protokoll – „zunächst das weitere Vorgehen, insbesondere auch die Öffentlichkeitsbeteiligung, besprochen werden soll.“ Beteiligung der Öffentlichkeit in nichtöffentlicher Sitzung – mal was ganz Neues. Das sollte aber weiter nicht überraschen angesichts dessen, was von „DB Netze“ in der Vergangenheit so alles zu vernehmen war. „Selbstherrlich“, so kommentierte ein Mann die Verhaltensweise, „wir würden liebend gern mal in die >Röhre< schauen …
Das Wortspiel passt. Es wäre zu schön um wahr zu werden. In der Vorlage zur Beratung heißt es: „Die DB Netz AG plant federführend für die Deutsche Bahn AG und im Auftrag des Bundesministeriums für Verkehr den Streckenabschnitt zwischen Daglfing und Johanneskirchen viergleisig auszubauen.“ Nun gut.
Und: „Wir nehmen die Forderungen nach einem Ausbau im Tunnel seitens der Stadt und vieler Bogenhauser Bürger sehr ernst und haben uns daher in der aktuellen Planungsphase der Vorplanung für die Untersuchung und Bewertung der drei grundsätzlich denkbaren >Grobvarianten< (Ausbau im Tunnel, Ausbau im Trog, ebenerdiger Ausbau) im Rahmen eines durch die Universität Innsbruck konzipierten und begleiteten Variantenauswahlverfahrens entschieden.“
Weiter: „Wir planen voraussichtlich im vierten Quartal dieses Jahres auch die Bürger mit einzubeziehen, da zu diesem Zeitpunkt das Ergebnis des Variantenauswahlverfahrens vorliegen wird.“
Also: Erst wird von der Bahn eine der drei Möglichkeiten ausgesucht, dann – zuletzt – werden die Anwohner unterrichtet. Informationen zum Vorhaben, Einflussnahme, Beteiligung der Bürger? Das Bogenhauser Planungsgremium hatte gefordert, die Bürger vor der Entscheidung zu hören.
Die Herren Schneiderhan und Pfeifer bezeichnen den Stadtratbeschluss von Ende Februar 2012, bestätigt im Frühjahr 2016, als Forderung. In dem Rathaus-Votum heißt es: Ausbau – wegen des geplanten Wohngebiets von 10 000 bis 30 000 Personen jenseits der S-Bahnlinie – nur in einem Tunnel. Dazu muss man wissen: 2001 kalkulierte man mit rund 670 Millionen Euro Kosten. Im August 2018 wurden sie mit 2,3 Milliarden Euro beziffert. 2037, dem erwarteten Jahr der Inbetriebnahme, würden sie unter Berücksichtigung einer jährlichen Steigerung von fünf Prozent dann bei etwa 4,7 Milliarden Euro liegen.
Geht man von einem 80-Prozent-Anteil Münchens aus, wären das letztendlich etwa 3,8 Milliarden Euro. Alles eine Sache des Geldes. Kann sich die Stadt das leisten? Springt Berlin ein? Wissen die Herren Schneiderhan und Pfeifer (heute) schon mehr?