30. September 2019

Etwa 600 der rund 1800 Wohnungen im Prinz-Eugen-Park sind bereits bezogen, doch das neue Quartier ist nach wie vor eine riesige Baustelle. Und das wird es auf absehbare Zeit, mehr oder minder stark geprägt, auch bleiben. „Wir hoffen, im Herbst 2020 beginnen zu können“, so Projekt­leiterin Elisabeth Knöbl-Zahn vom Baureferat / Tiefbau / Straßenplanung bei einer Informations­veranstaltung zur Straßengestaltung, zu der mehr als 100 Anwohner gekommen waren. Wohlge­merkt eine Informationsveranstaltung, kein Bürger-Workshop.

Für das 2005 von der Stadt gekaufte ehemalige Militärareal war im April 2013 im Rathaus der Be­bauungsplan (Nr. 2016, mit Zugängen zu den Grundstücken, was laut Behörde „die Baumplanung erheblich erleichtert“) beschlossen worden. Bezüglich Parkplätze und Bäume wird von dieser Grundlage nun stark abgewichen.

Laut Baureferat-Vertreterin Martina Huber gibt’s nur mehr 180 statt einst geplanter 250 Parkplätze. Andererseits werden, vor allem entlang der Straßen, 151 statt 108 Bäume („die Arten sind noch nicht ausgesucht, sie werden später präsentiert“) gepflanzt. Nicht erfasst ist dabei der Maria-Nindl-Platz mit dem KulturBürgerHaus (KBH), für dessen Errichtung noch nicht einmal die Baugrube ausgehoben worden ist.

Parken im öffentlichen Raum in Buchten an den Fahrbahnrändern zwischen Bäumen, angedacht vor allem für Besucher – Schlüssel eins zu zehn, also ein Stellplatz pro zehn Wohnungen ergibt besagte 180 Plätze –, war denn auch das zentrale Thema der Versammlung.

Zugeparkter Abschnitt der Ruth-Drexel-Straße: Einst waren im Prinz-Eugen-Park 230 Stellplätze geplant, realisiert werden aber nur 180. Dafür gibt es mehr Bäume am Straßenrand. Foto: hgb

Eine Frau dazu Kopf schüttelnd: „In unserer Tiefgarage gibt’s Parkplätze für Besucher. Andere Autos stehen also dann kostenfrei am Straßenrand, wir aber mussten viel Geld für den Grund und der Bau der Garage be­zahlen.“ Sie forderte kostenpflichtiges Parken, Schutz vor Langzeitparkern, Stichwort Wohnmobile, sowie Verhinderung von „Elterntaxis“ zur Ruth-Drexel-Grundschule.

Gleichwohl: Parken vor dem Schulgebäude ist nicht möglich, denn dort gibt’s außer einer Bucht für Busse keine Stellplätze – es sei denn, Eltern halten und parken einfach in zweiter Reihe. Da wäre dann sicherlich die Polizei Bogenhausen gefordert.

Ob Parken zeitlich beschränkt und / oder kostenpflichtig wird, soll später nach ersten Erfahrungen dann mit dem Kreisverwaltungsreferat (KVR) und der Polizei geklärt werden.

Schwierig wird’s auf jeden Fall mit Langzeitparkern. Laut Verkehrsexperte Martin Tscheu vom Bezirksausschuss ist die Handhabung in einem reinen Wohngebiet einfach, nämlich verboten. Aber im Prinz-Eugen-Park wird es auch Geschäfte geben und dann ist längeres Abstellen mit zeitlichen Fristen möglich. Für ein Verbot gibt’s nämlich kein Bundesgesetz. Wobei sich im Fall des Falles grundsätzlich die Frage stellt: Sind die Besitzer von Wohnmobilen- und -anhängern Auswärtige oder leben sie im Prinz-Eugen-Park.

„Was hat die Stadt sich denn dabei gedacht?“ fragte verärgert ein Mann. Seiner Meinung nach gibt es „im Bereich der Ökologischen Mustersiedlung an der Jörg-Hube-Straße zu viele Parkplätze – unser Schlafzimmer geht zur Straße, ist nur etwa zehn Meter weit weg. Das ist doch unmöglich!“ Und eine Frau monierte: „Wir bezahlen für unseren Tiefgaragenplatz monatlich 130 Euro.“ 130 Eu­ro? Dazu ein Lokalpolitiker: „Da hat wohl ein Investor den Wohnungsmietvertrag mit dem Stellplatz gekoppelt, ohne den es die Wohnung nicht gegeben hätte, und hat dabei ordentlich zugelangt.“

Huber zur Straßengestaltung: „Ziel für alle ist die maximale Verkehrsicherheit.“ Die beidseitigen Gehwege sind zwischen 2,5 und drei Meter breit, die Fahrbahnen zwischen 5,5 und sechs Meter, stellweise mit Buchten für Unterflurcontainer, Boxen für Glas und Dosen im Boden. Es gibt aber laut Knöbl-Zahn Fahrbahnverengungen bis zu 4,2 Meter. Autofahrer müssen so zwangsweise sehr langsam unterwegs sein oder gar anhalten, um keine Rückspiegelschäden zu riskieren. Von einigen Besuchern befürchtetes Rasen ist so – und überdies durch die Stichstraßen – wohl von vornherein ausgeschlossen. Nachgefragte Fahrradstraßen im Quartier wird es keine geben. Es sei denn, das KVR weist sie später aus. ,„Radler fahren auf der Straße, es gibt Mischverkehr“, so Knöbl-Zahn.

Stichwort Fahrrad: An der Ecke Jörg-Hube- zur Cosimastraße / Tram werden 60 Stellplätze gebaut, an der Ecke Ruth-Drexel- zur Cosimastraße 78 Tram sind 40 bis 60 Stellplätze geplant. Dazu kom­men weitere 150 mit Anlehnbügel in Parkbuchten im gesamten Wohngebiet.

Stichwort Wendehammer: Am Ende der Jörg-Hube-Straße ist der Platz beengt, so dass die Müll­fahrzeuge rangieren müssen, was mit dem Abfallwirtschaftsbetrieb München (AWM) abgestimmt ist; der Wendehammer am Ende der Ruth-Drexel-Straße ist bereits großflächig angelegt, Müllfahrzeuge können in einem Zug wenden. Dort sowie am Übergang zur Stradellastraße monierte scharfkantige Bordsteine sollen abgerundet werden.

Und: „Stichstraße bleibt Stichstraße“, betonte Knöbl-Zahn zu den beiden asphaltierten Feuerwehr­ausfahrten, die auch Fußgänger und Radfahrer nutzen, im letzten Abschnitt der Ruth-Drexel-Straße zum Rienziplatz und zur Stradellastraße. Anwohner hatten befürchtet, dass Autofahrer sie als Abkürzung Richtung Freischützstraße nutzen. „Ein Poller ist angebracht, der Holzzaun steht, da kommt niemand durch.“

Notiz am Rand: Als bei der Power-Point-Präsentation zwei Visualisierungen zur Straßengestaltung gezeigt wurden und einige Anwesende ihr Smartphone für ein Fotos zückten, wurden die Bilder flugs ausgeblendet. Auf unsere Nachfrage zum Erhalt dieser Visualisierungen antwortete die Pres­sestelle des Baureferats: „Die gezeigte Präsentation diente lediglich zur Illustration des gesproche­nen Vortrags und da auch die gezeigten Visualisierungen ja noch die Phase der Entwurfsplanung darstellen, eignet sich die Präsentation oder Teile daraus nicht zur Veröffentlichung.“

Ob vormaliges Theater um die Dreifach-Turnhalle / Aula neben der Ruth-Drexel-Schule, Aussehen des KulturBürgerhauses (KBH) und jetzt der Straßenzüge – die behördliche Geheimniskrämerei geht weiter. Warum eigentlich? Gibt’s da was zu verbergen?