28. Oktober 2019

Anregungen zum Straßenverkehr, Statements und Forderungen zur Verlegung der S-Bahn und der Güterzüge zwischen Daglfing, Englschalking und Johanneskirchen in einen vom Stadtrat beschlossen Tunnel mit vier Gleisen sowie die Städtebauliche Entwicklungs­maßnahme (SEM) im Nordosten: Diese Themen prägten die Bogenhauser Bürgerversammlung im Willhelm-Hausenstein-Gymnasium.

67 Anträge und Anfragen hatten die knapp 500 Besucher bei Versammlungsleiterin Evelyne Men­ges, Vize-Vorsitzende der CSU-Fraktion im Rathaus, eingereicht. Bei den letzten Abstimmungen, nach knapp vier Stunden, war aber gerade mal noch ein Viertel der Bürger anwesend. Kurios – wohl dem Abstimmungsmarathon und dem Thema geschuldet: Eine Forderung wurde mit zwei gegen eine Stimme befürwortet. Eine Auswahl der Initiativen.

Unzumutbar weil eng, ohne Gehwegzugang und so gefährlich für Fahrgäste und Fußgänger: Eine der beiden Bushaltestellen Schwarzwald- an der Eggenfeldener Straße. Sie sind seit mehr als fünf Jahren ein Provisorium mit rot-weißen Absperrungen. Beidseitig „vernünftig“ anlegen forderte daher eine Frau bei der Bürgerversammlung. Foto: hgb
  • Bushaltestellen beidseits der Schwarzwald- an der Eggenfeldener Straße: „Vernünftig anle­gen!“ Das forderte eine Anwohnerin der Schwarzwaldsiedlung. Denn seit mehr als fünf Jahren be­steht ein Provisorium mit rot-weißen Absperrungen. Einstimmig befürwortet (Anm. d. Red.: Im Juni 2017 vom Bezirksausschuss gefordert mit Gehweg und Wartehäuschen. Geschehen ist bis dato – nichts!).
  • Vollmann- zwischen Wimmerstraße und Hofererweg: Eine „bessere Nutzbarkeit des Abschnitts durch Ummarkierungen“ beantragte Florian Braun. Genauer: neue Einteilung des Straßenraums durch Aufgabe eines Parkstreifens – für mehr Sicherheit. So würden „zwei ausreichend breite Fahr­bahnen“ geschaffen. Denn: Begegnen sich zwei Autos, wird’s eng. Kommt ein Lastwagen entge­gen, wird’s stets gefährlich – zwischen den Fahrzeugen und auch zwischen den Rückspiegeln parkender Pkw ist oft nur mehr ein paar Zentimeter Luft. Zudem könnte ein Streifen zwischen Fahr­bahn und Radweg durch eine Abmarkierungen wie in der Richard-Strauss-Straße gemacht werden. Dazu muss man wissen: Viele Eltern bringen ihren Nachwuchs mit dem Auto in zwei Kindertages­stätten, viele Jugendliche sind dort mit dem Fahrrad zur und von der Schule unterwegs. Der Antrag wurde mit großer Mehrheit befürwortet.
  • Oberföhringer Straße ab Herkomerplatz bis Mauerkircher Straße / St. Emmeram: „Die Strec­ke ist ein absoluter Albtraum, sie ist seit 40 Jahren nicht mehr asphaltiert worden, ist eine einzige Schlaglochpiste“, monierten unisono zwei Bürger und verlangten die Erneuerung des Belags. Bei zwei Gegenstimmen angenommen.
  • Moselstraße / Schwarzwaldsiedlung: Für die ab Dezember vorgesehene Verlängerung der Buslinie X 30 (Ostbahnhof – Arabellapark) eine Haltstelle an der Moselstraße einrichten. Einstimmig!
  • Wahnfriedallee Ecke Cosimastraße: Für einen „Grünen Pfeil“ , um Rückstaus von Autos ins Wohnviertel zu vermeiden, plädierte Lothar Endes. Fast einhellig angenommen.
  • Richard-Strauss-Straße: Werden die Neubauten der Bayerischen Versorgungskammer (BVK) auf dem einstigen Siemens-Areal in einigen Jahren bezogen, „entsteht ein Tohuwabohu, Autofahrer werden durch Alt-Bogenhausen via Delpstraße die Staus umfahren“, befürchtet Gerd Tönnies und beantragte ein Verkehrsgutachten. Zustimmung (Anm. d. Red.: gemäß Planungsreferat verursacht die geplante Bebauung ein zusätzliches Verkehrsaufkommen von etwa 2050 Kfz-Fahrten am Tag).
  • Öffentlicher Personennahverkehr (ÖPNV): Große Zustimmung zu drei Vorschlägen von Martin Gilbert – Zehn-Minuten-Takt bis 20 Uhr für die Buslinie 184 (Westerlandanger zum Arabellapark); bei der S8 tagsüber Langzüge einsetzen; Entlastungsbusse für die Linie 50 (Johanneskirchen – Dessauerstraße), weil Fahrzeuge in Staus auf dem Föhringer Ring stehen.
  • S-Bahnhof Johanneskirchen: „Endlich barrierefrei gestalten, der Zustand dort ist verheerend“, klagte Cornelia Hierl. Auch Martin Gilbert forderte das. Zustimmung zu beiden Anträgen. Gleichwohl wird die Deutsche Bahn – wie jedes Jahr wieder – ablehnen mit dem Verweis auf den Ausbau der Bahnstrecke. Zuletzt genannter DB-Termin für die Fertigstellung: 2037.
  • Brücke über die Effnerstraße auf Höhe der Wahnfriedallee: Dieser Wunsch von Julia Winter wird trotz großer Zustimmung der Bogenhauser wohl ein Wunsch bleiben, denn rund 300 ähnliche Anträge liegen laut Verwaltung der Stadt vor. Gleichwohl hat die Frau Recht: Die durch vierspurige Fahrbahnen geteilten Grünanlagen würden verbunden, Bushaltestellen könnten direkter und gefahr­los erreicht werden, Radler hätten freie Fahrt.
  • Brodersenstraße: Abgelehnt wurde der Vorstoß von Helmut Schink, die Strecke „wegen der ver­schärften Verkehrslage dauerhaft als Einbahnstraße auszuweisen und so auch beiderseits Fahrrad­streifen zu schaffen.“
  • Johanneskirchner- zwischen Musenbergstraße und Wacholderweg: Ein Bürger plädierte für ein Parkverbot für Lastwagen, „weil der Bus nicht mehr durchkommt“. Abgelehnt.
  • Aufklärungskampagne: Was dürfen Autofahrer? Was dürfen Radfahrer? Was dürfen beide nicht? Dazu will ein Bürger eine städtische Aufklärungskampagne. Mit einer Stimme Mehrheit angenommen.
  • Kepler- / Kopernikusstraße: Knapp abgelehnt wurde für das Gebiet die Einführung einer Park­lizenzzone. Ein Bürger beklagte, dass „durch in der Umgebung Beschäftigte alles zugeparkt wird“.
  • Prinzregentenstraße / – platz (nördlich): „Zwei Drittel aller Parkplätze werden durch Auswärtige belegt“, so ein Anwohner. Er forderte deswegen ein Parkraummanagement – Zustimmung.
  • Mauerkircher- zwischen Kufsteiner Platz und Poschinger Straße: Einrichtung einer Tempo-30-Zone und Tempokontrollen in der „Rennstrecke“ – Zustimmung.
  • Ismaninger- zwischen Prinzregenten- und Sternwartsstraße: Knappe Mehrheit für Einführung von Tempo 30.
  • Bahnübergang Daglfing: Einrichtung eines acht Meter tiefen Aufstellstreifens vor den Schranken für Radfahrer, damit diese nicht bei Öffnung der Schranken von Autos „eingequetscht“ werden. Die Mehrheit bejahte die Forderung einer Schülerin, die dort täglich unterwegs ist.
  • Tramabzweigung von der Cosimastraße zum S-Bahnhof Johanneskirchen: „Unverzüglich einrichten, damit das Viertel angeschlossen wird“ – so die gegen zwei Stimmen angenommene Forderung.

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  • Statements zum S-Bahntunnel: Vertreter der „Bürgerinitiative für Bahntunnel von Zamdorf bis Johanneskirchen“, gegründet 1989, forderten von der Bahn ein „Schienenszenarium 2050“ (Klaus-Walter Pröll), Zahlenangaben für die Ausbauvarianten Tunnel, Trog und ebenerdige Führung (Wal­ter Schink) sowie die Bestellung eines Koordinators für alle Bahnprojekte durch die Stadt (Roland Krack). Schlagworte zum Thema: „Von heute 83 auf 657 Güterzüge täglich im Jahr 2050 – die S-Bahnstrecke muss viergleisig ausgebaut und in einen Tunnel verlegt werden“ – „Sofort bauen“ – „Jetzt handeln!“ – „Bau ist unumgänglich“ – „Keine kleinteilige Vorgehensweise, sondern eine große Lösung anstreben“ – „Was kommt da eigentlich finanziell auf uns alle zu?“
  • Statement zur Städtebaulichen Entwicklungsmaßnahme (SEM) im Nordosten: „Der Tunnel ist noch in weiter Ferne. Deshalb das SEM-Verfahren sofort aussetzen und beenden. Eine Bebauung für maximal 10 000 Menschen und 2000 Arbeitsplätze kann erst erfolgen, wenn der Tunnel fertig ist,“ so Daniela Vogt, die in Daglfing lebt, Sprecherin des Bündnisses Nordost und CSU-Stadtrats­kandidatin ist.