Ehemaliges Postamt

4. November 2019

Bogenhausen ist ein lebenswerter Stadtbezirk. Damit das so bleibt und vielleicht noch ein wenig besser wird, engagieren sich viele Frauen und Männer. Eine von vielen Möglichkeiten dazu bieten Bürgerversammlungen, bei der Anregungen und Forderungen eingereicht werden können. Zum Einwohnertreffen im Wilhelm-Hausenstein-Gymnasium waren jetzt fast 500 Besucher gekommen. Unter dem Aspekt „Leben“ stellten sie fast drei Dutzend Anträge. Eine Auswahl der Initiativen.

Postamt Wieder ein „zentrales Postamt zum nächst möglichen Zeitpunkt eröffnen“ – zwei Bürger stimmten erstaunlicherweise gegen die Forderung von Wolfgang Hesse. Seine Begründung für den Antrag: Das einzige im 13. Stadtbezirk verbliebene Post-Center an der Meistersingerstraße 77 – im März vor drei Jahren in einem Neubau eröffnet – „leidet an ständiger Überfüllung, Schlangen frus­trierter Kunden stehen oft bis auf die Straße.“

Dazu muss man wissen: Ab 2004 war die Post an der Ecke Ismaninger- / Wehrlestraße in der Raulino-Passage in einem extrem engen Provisorium untergebracht, weil der alte Standort in der Ismaninger Straße 142 für Wohnneubauten weichen musste. Zum 1. Juli 2017 wurde die Filiale mit Bank-Center geschlossen.

Ehemaliges Postamt
Die Anfang Juli 2017 geschlossene Post in der Raulino-Passage an der Ecke Ismaninger- / Wehrlestraße. Die Räume stehen bis heute leer. Foto: hgb

Vier Monate zuvor hatte es Iris Laduch-Reichelt, Pressesprecherin der Deutschen Postbank, trotz Nachfrage abgelehnt, Hintergründe für die Schließung zu nennen. Schriftlich hatte sie erläutert: „Die Postbank legt ihr Dienstleistungsangebot in der Ismaninger Straße mit dem Finanz-Center in der Orleansstraße zusammen. Damit kann die Postbank ihre Dienstleistungen vor Ort weiterhin wirt­schaftlich anbieten.“ Ein zugesagter (!) Ersatz in zentraler Lage von Bogenhausen lässt bis heute auf sich warten. Die Kunden müssen zum Ostbahnhof oder in die Meistersingerstraße gehen.

Die Post als Mieter will ganz offensichtlich kein Immobilienbesitzer haben. Übrigens: Die Räume in der Raulino-Passage waren im Juni 2018 zum Kauf angeboten worden. Sie stehen bis heute leer, werden derzeit saniert!

Weitere Themen aus der Bürgerversammlung:

  • Wohnungskündigung Der mit lautem Applaus und großer Zustimmung verabschiedete Appell von Ingeborg Henke, ein Antrag, den die Verwaltung wie alle anderen beantworten muss, löste unter einigen Besuchern sichtlich Emotionen aus: „Alle Menschen über 70 müssen künftig von der Stadt vor einer Wohnungskündigung oder Räumungsklage geschützt werden.“

Container
Verdreckte Container und matschiges Wertstoffinsel-Umfeld beim Wilhelm-Hausenstein-Gymnasium an der Elektrastraße. Ein Bürger regte an, den Boden mit Platten oder Kies zu befestigten. Ob die Stadt das schafft? Foto: hgb

  • Plattenbelag Beim Wilhelm-Hausenstein-Gymnasium in der Elektrastraße stehen Container für Glas, Kunststoffe, Metall und Altkleider. Wenn’s regnet, ist es auf dem >Grünstreifen< nicht nur rutschig, man steht im Matsch. „Eine einfache Befestigung, Platten oder auch Kies“ schlug deshalb Wolfgang Vierling vor – einhellige Zustimmung.

  • Unterflurcontainer Kein geeigneter Platz in fußläufiger Umgebung, Lärmschutz zur Wohnbebau­ung, beengte Straßeverhältnisse – all das verhindert, dass in Daglfing eine Wertstoffsammelstelle, also Container für Glassorten und Kunststoffe, installiert werden kann. Obwohl Bedarf vorhanden ist. Deshalb fordert Susanne Taggruber von der Stadt bei künftigen Bauplanungen Wertstoffinseln zu berücksichtigen – und zwar in Form von Unterflurcontainern, also Boxen im Boden. Einstimmig!
  • Hundetütenspender / Verbot von Glasflaschen An allen Eingängen zum Zamilapark Hundetü­tenspender aufstellen – große Zustimmung zur Initiative von Gabriele Sost. Und Glasflaschen im Park verbieten war ihr zweiter Wunsch. Zwar sinnvoll, geht aber nicht, so Versammlungsleiterin Evelyne Menges. Forderung abgelehnt. Gleichwohl in Hamburg, auf dem Hansaplatz, Vorschrift!
  • Schaukeln Zwei Schaukeln, eine davon als Babyschaukel, wünscht sich Karin Schiller auf dem Spielplatz am Bichlhofweg. Die Mehrheit war dafür. Die Umsetzung „ist schwierig, ist eine Platz­frage, der Spielplatz ist eingezäunt“, erklärte ein Stadtvertreter. Schwierig ok – doch wohl machbar. Schau mer mal!
  • Aschenbecher „An allen Bus- und Straßenbahnhaltestellen an den Müllkästen Aschenbecher, Behälter wie hier am Eingang zum Gymnasium anbringen, damit Kippen nicht auf dem Boden ge­worfen werden“ – diese Anregung überzeugte. Übrigens: Am Zugang zur U-Bahn am Rosenkava­lierplatz steht zum Test ein Kombi-Kasten: Oben Zigaretten, unten Müll. Es funktioniert! Und vor Wochenfrist hat der Stadtrat Mülleimer mit integriertem Aschenbecher an weiteren 168 U-Bahn-Ab­gängen beschlossen. Kosten 250 000 Euro.
  • Silvester-Feuerwerke Dazu gab’s zwei Anträge mit den Argumenten große Feinstaubbelastung, Tierschutz, 60 Tonnen Müll in der Neujahrsnacht in München: „Das am Marienplatz geltende Verbot der Böllereien auf ganz München ausweiten“, forderte ein Mann. Ein anderer formulierte es als ein „Verbot für private Feuerwerke“, plädierte für „ein kommunales Feuerwerk“. Zustimmung für beide Initiativen. Versammlungsleiterin Menges erklärte: „Im Stadtrat läuft ein Prüfantrag Lasershows statt Feuerwerk.“ Wäre ein Silvester 2.0.
  • Busbetrieb an Silvester „Zwischen 23.30 und 0.30 Uhr an Silvester den Busbetrieb einstellen, weil Fahrten wegen der Böllereien gefährlich sind und eh kein Mensch in den Bussen sitzt“, argu­mentierte Herbert Paintner. Abgelehnt!
  • Laubbläser und -sauger Einsatz zeitlich beschränken und „regeln per Änderung der städtischen Verordnungen“ – zwei Anträge, zwei Zustimmungen.
  • Lärmschutz Die Gebäude im und um den Arabellapark sind in die Jahre gekommen, Umbauten und Sanierungen wurden durchgeführt, sind geplant (ab 2026 Abriss des Arabella-Hauses!) oder laufen. Wie gerade am fünfstöckigen Komplex Arabellastraße 15. Schuttrutschen verursachen seit Wochen einen Höllenlärm, Berufstätige und Anwohner stöhnen und leiden. Peggy Schön fordert daher bei solchen Maßnahmen schützende Vorkehrungen, deren Einhaltung kontrolliert werden. Zustimmung.
  • Kliniken „In Münchens Krankenhäusern herrscht eine desaströse Pflegesituation, es wird immer schlimmer“, klagte eine Frau, „das muss verbessert werden“. Der Stadtrat soll eine verbindliche Personallösung einführen. Zustimmung.
  • Handy-Empfang „Im Rathaus funktioniert’s auch nicht.“ So tröstete Versammlungsleiterin Menges eine Frau aus Oberföhring, die dort mit ihrem privaten und mit ihrem geschäftlichen Smartphone, zwei verschiedene Provider, kein Netz hat. Nun läuft die Anfrage, ob das verbessert werden kann.
  • Ablauf Bürgerversammlung „Direkt nach einem Antrag und der Stellungnahme der Vertreter aus den Referaten darüber abstimmen“ – das forderte Christian Klein. Ein vielfacher Wunsch, dem die Stadtverantwortlichen – warum auch immer – skeptisch gegenüberstehen. Gegen Ende der alljähr­lichen Treffen sind eh stets kaum mehr ein Viertel der Besucher mehr anwesend. Dennoch lehnte die Mehrheit das Ansinnen ab.