6. Januar 2020

„Vogelschutz in Bogenhausen im Hinblick auf Glasstrukturen“ – diese Initiative der Fraktion DacG / ÖDP – bestehend aus fünf Punkten und dem Antrag selbst – ist im Bezirksausschuss eindeutig abgelehnt worden. Es setzte nach heftiger Diskussion, die es auch bei der Vorberatung im Untergremium gegeben hatte, sechs Neins! Inhaltlich stimmten die meisten Lokalpolitiker zwar überein, doch klar wurde, dass weder das Kommunalparlament noch die Stadt für die Forderungen zuständig ist, dass man darauf „gar keinen Einfluss nehmen kann“, so CSU-Fraktionssprecher Xaver Finkenzeller.

Einfache Hilfe für Piepmätze, im Bild ein Buntspecht vor einem Baum: Zweige und Futterknödel an Blumenkästen. Foto: ikb

Seit dem Frühjahr 2018 „doktern“ die Stadtteilvertreter an den Vogelschutz-Vorschlägen von ÖDP-Vertreterin Nicola Holtmann herum, ehe im April bei einem Workshop des Bezirksausschusses – „Was können wir tun, um den Rückgang der Artenvielfalt zu stoppen und die Populationen unserer Vogelarten zu erhalten?“ – Besucher Dutzende Anregungen gemacht haben. Mehrfach wurde „einfach mal mehr Wildnis wagen“ gewünscht. Was wohl in Bogenhausen ein Unterfangen ist.
Aus all dem entstand besagter Fünf-Punkte-Vorstoß; zum besseren Verständnis die Auflistung:
• An Neubauten sollen künftig großflächige Glasstrukturen vermieden werden, denn Vögel kommen dort zu Tausenden zu Tode. Handlungsbedarf besteht zum Beispiel bei den Bauvorhaben Richard-Strauss-Straße 76 und dem Quartier an der Eggenfeldener Straße.
• Der Schutz von Vögeln vor Glasstrukturen wird künftig hhf. Bestandteil von Bebauungsplänen und Baugenehmigungen: Glasflächen sollen für Vögel sichtbar gemacht werden (zum Beispiel durch Streifen oder Muster auf / im Glas).
• Bei Neubauten und Sanierungen soll der Vogelschutz (zum Beispiel Nistmöglichkeiten) von Anfang an explizit mitbedacht werden. Insbesondere müssen Naturschutzfachleute früher in die Planungen einbeziehen werden.
• Im Planungsprozess sollen verstärkt Fassadenbegrünungen Berücksichtigung finden, für städtische Gebäude (zum Beispiel Kulturbürgerhaus), Gewerbebauten und private Projekte.
• Auf neuen und zu sanierenden städtischen Flachdächern sollen höhere Substratstärken geplant werden, um diese Lebensräume ökologisch aufzuwerten.
Die vom Stadtteilgremium beschlossenen Ablehnungen wertete Holtmann als „eine Missbilligung des Bürgerwillens“. Dazu Finkenzeller: „Wir sind alle für Vogelschutz. Aber Vögel und Glasfassaden – darauf haben wir keinen Einfluss, das liegt in der Kompetenz des Landes und des Bundes. Also Ja zum Vogelschutz, Nein zu diesem Schaufensterantrag.“
Erstaunlicherweise assistierte Paula Sippl (Grüne): „Finkenzeller hat vollkommen recht, wir können über das Baugesetzbuch nicht hinweg sehen, können der Stadt nichts mitgeben, um private Bauherren zu beeinflussen.“ Dazu ihre Parteikollegin, Bezirksausschuss-Vorsitzende Angelika Pilz-Strasser: „Drängen ist eine legitime Aufgabe.“ Und Wolfgang Helbig (SPD) sprach Klartext: „Das ist ein Sammelsurium von Meinungen. Das funktioniert so nicht, so geht’s einfach nicht!“ Finkenzeller machte zudem klar, dass die Forderung „Naturschutzfachleute früher in die Planungen einzubeziehen“ nicht möglich ist, da die Naturschutzbehörde ja eh zu einem Bauantrag befragt wird.

Die heimische Vogelwelt auf einen Blick: Schautafel am Eingang des Ökologischen Bildungszentrums (ÖBZ) in Englschalking. Dreht man die Scheiben, gibt’s nähere Informationen. Foto: hgb