26. Februar 2020

Die Richard-Strauss-Straße, vor etwa 20 Jahren geplant und dann neu angelegt – der gleichnamige Tunnel wurde im Juli 2009 eröffnet – passt nicht mehr in die heutige (Verkehrs-)Zeit. Sie sollte, ja muss dringend entschärft werden. Darüber ist sich die Mehrheit der Mitglieder des Bezirksaus­schusses einig. Aber wie verbessern? Bei einem Ortstermin mit Lokalpolitikern und Polizeivertretern bekam Elisabeth Knöbl-Zahn, im Baureferat für Bogenhauser Straßenfragen zuständig, den Auf­trag, Ideen zu entwickeln und dem Kommunalparlament zu präsentieren.

Die Fahrbahnbreite von 6,5 Metern, also 3,25 Meter pro Richtung, ist an und für sich ausreichend. Doch an den Rändern hapert’s gewaltig: Die beidseitigen Parkstreifen sind für moderne, inzwischen breiter gebaute Autos zu schmal. Mit Folgen.

Halten nämlich die Fahrer von Linien- und Reisebussen, Umzugs- und Lastwagen seitlich einen um wenige Zentimeter zu geringen Abstand, weil ein Bus oder ein Schwerlaster entgegenkommt, wer­den immer mal wieder die nicht einklappbaren Rückspiegel von parkenden Autos „rasiert“ oder es gibt gar Schrammen und Dellen.

Passt aber der Abstand, besteht die Gefahr, dass sich die ausladenden Rückspiegel von sich be­gegnenden Bussen und Baulastern touchieren. Alltäglich zu beobachten, dass diese Fahrzeuge in Millimeterarbeit ganz langsam haarscharf aneinander vorbei „rangieren“. Dann kommt aber der Verkehrsfluss meist zum Erliegen und es bilden sich sofort lange Rückstaus. Die Schäden bei „Berührungen“ sind meist zwar nur Bagatellen, gleichwohl kosten sie Geld und Reparaturzeit, bereiten Papierkram und Ärger.

Gegen die Initiative von CSU, FDP und dem parteilosen Manfred Krönauer „für mehr Verkehrs­sicherheit auf der Richard-Strauss-Straße zu sorgen und insbesondere eine Verbreiterung der bei­den Fahrspuren und der beidseitigen Parkplatzflächen zu prüfen“, hatten sich bei der Beratung des Kommunalparlaments im Dezember die Vertreter von Grünen („Wir sind entsetzt“) und ÖDP („Auf breiteren Straßen fahren die Autos schneller“) vehement gestemmt.

Eine Seite der Richard-Strauss-Straße: Überdimensionierter vier Meter breiter Gehweg, weiträumiger Grünstreifen, Fahrradweg mit abmarkiertem Sicherheitstrennstreifen, zu schmale Parkplätze Foto: hgb

Dazu hatte CSU-Mann Peter Reinhardt kommentiert: „Wir wissen doch alle, sind uns doch einig, dass die Straße suboptimal gebaut worden ist und Verbesserungen angebracht sind.“ Wohlgemerkt Verbesserungen. CSU-Fraktionssprecher Xaver Finkenzeller hatte erklärt: „Ich verstehe die Grünen nicht. Wir reden hier nicht von Metern an Verbreiterung, sondern von Zentimetern. Das ist doch eine sinnvolle, sichere Lösung.“

Initiator Krönauer zum Ansinnen: „Weder Radfahrer noch Fußgänger hätten weniger Platz, man muss nur von dem breiten Grünstreifen ein Stück wegnehmen. Es ist Zeit zu handeln. Sie (Anm. d. Red.: die Grünen) haben ja fast 500 Unfälle moniert.“

Der Hintergrund zu dieser Aussage: Mitte September hatten die Lokalpolitiker den Grünen-Antrag „Reduzierung der Geschwindigkeit in der Richard-Strauss- zwischen der Prinzregentenstraße und dem Böhmerwaldplatz auf Tempo 30“ mit den Stimmen von CSU, SPD und FDP in den Papierkorb gestampft. Dabei hatte der Grüne Andreas Baier behauptet: „Zwischen August 2016 und August 2019 haben sich in diesem Bereich 467 polizeilich bekannte Verkehrsunfälle ereignet.“ Dies hatte Verkehrsexperte Andreas Kneißl von der Polizeiinspektion 22 Bogenhausen dementiert, hatte auf Nachfrage ein Tempolimit 30 abgelehnt. Die >Lösung< der Beratung: Vertagung und Ortsbesichtigung.

Dabei meinte Knöbl-Zahn: „6,5 Meter Fahrbahnbreite erscheint uns als auskömmliches Maß.“ Gleichwohl – einig waren sich aber alle in einem Punkt: Die Parkstreifen sind zu schmal, parkende Autos, zumal wenn sie „schlampig“ abgestellt wurden, ragen in die Straße.

Von Martin Tscheu, Vorsitzender des Untergremiums Verkehr, kam der Vorschlag >Schrägpark­plätze< auf einer Fahrbahnseite. Machbar? Durchaus! Wie:

Der bestehende Radweg ist 1,6 Meter breit, sollte nach neuesten Vorgaben 2,3 Meter breit sein. Der Gehweg ist vier Meter breit, muss aber lediglich 2,5 Meter breit seit. Ergo: Gehweg 2,5 Meter plus Radweg 2,3 Meter ergibt 4,8 Meter. Fehlen 80 Zentimeter. Und just diese oder auch ein wenig mehr könnten am Grünstreifen abgekappt werden. Tscheu: „Zwei Baumreihen auf dem breiten Grünstreifen müssten doch nicht unbedingt sein.“ Ob diese kleinen Bäume versetzt werden könnten – das muss noch geklärt werden.

Ein Reisebus fährt fast auf dem Mittelstreifen der Richard-Strauss-Straße, der Abstand zu dem blauen Kleinwagen ist gering. Begegnen sich zwei Busse oder Lastwagen, müssen die Lenker haarscharf an die parkenden Autos manövrieren. Dabei werden immer wieder mal die abstehenden Rückspiegel von abgestellten Pkws und der sich begegnenden Busse / Lkw und beschädigt. Foto: hgb

Georgine Resch unterstützte die Idee Zusammenlegung von Geh- und Radweg: „Die Hälfte aller Radfahrer sind ja eh auf dem Gehweg unterwegs.“ Zudem stehen viele Lieferfahrzeuge auf dem Bürgersteig – die Fahrer finden keinen Parkplatz. Und wenn doch, ist dieser eben zu schmal. Kneißl plädierte daher für die Installation von Pollern für mehr Sicherheit aller Fußgänger und aller Radler.

Kuriosum am Rand: Die Erörterungen fanden windgeschützt vor einem Geldinstitut statt mit einem Werbeplakat hinter Glas: „Träume starten statt ewig warten.“