18. März 2020

In den frühen Morgenstunden, heute, am Wahlsonntag, noch kurz zum Bäcker fahren, gar radeln oder gehen bei Temperaturen um die null Grad und frische Semmeln holen? Angesichts des kursie­renden Corona-Virus hatten darauf wohl die meisten Bürger verzichtet. Auch der CSU-Kreisverband Bogenhausen / Berg am Laim hatte die Ansteckungsgefahr berücksichtigt und eine Alternative ge­funden: Statt Semmeln wurden bei der inzwischen traditionellen Aktion vor dem Urnengang – initi­iert von Robert Brannekämper, Vize-Vorsitzender des Bezirksausschusses und CSU-Landtagsab­geordneter – dieses Mal 3000 Toastpakete im Münchner Nordosten verteilt.

Packen, packen, packen: Toastpaket um Toastpaket samt Flyer stecken die vielen Helferinnen und Helfer in Tüten. Foto: Privat

3.59 Uhr: Bogenhausen schläft, Berg am Laim schläft. Vereinzelt gehen in Wohnungen Lichter an. Es ist absolut ruhig, noch finster. Das Grün- und Rotlicht der Ampeln blendet in der Dunkelheit. Kein Fußgänger ist unterwegs, kein Radler zu sichten. Der erste Bus und die erste Straßenbahn fahren ohne Fahrgäste. Lediglich einige Frühaufsteher sind mit dem Auto unterwegs.

4.11 Uhr: Drei Dutzend Helferinnen und Helfer treffen sich in einem Pfarrsaal. Dutzende Kartons, gefüllt mit 3000 Toastpaketen, sind kurz zuvor angeliefert worden. Brotduft füllt den Raum.

4.26 Uhr: Corona, Corona – alles dreht sich in den Unterhaltungen in „gebührendem Abstand“ um das Virus. Vor allem die Nachricht, dass von der Stadt, vom Kreisverwaltungsreferat kurzfristig Leh­rer, die sich nicht in Risikogebieten aufgehalten haben, als Wahlhelfer, zur Auszählung der Stim­men, zwangsverpflichtet worden sind, weil viele Freiwillige den Dienst abgesagt hatten, prägen die Gespräche. Das Bayerische Beamtengesetz erlaubt eine derartige Maßnahme – Beamte können von ihren Dienstherren zur Übernahme einer Nebentätigkeit im öffent­lichen Dienst verpflichtet werden.

4.40 Uhr: Schnell noch einen Schluck des kannenweise bereitgestellten Kaffees trinken, dann die Latex-Schutzhandschuhe übergestreift. Danach geht’s los – Toastpaket in eine Papiertüte, ein Flyer zur Kommunalwahl mit den CSU-Kandidaten fürs Rathaus und den jeweiligen Bezirksausschuss wird eingesteckt. Der Vorgang wiederholt sich wie am Fließband. Tausendfach!

4.52 Uhr: „Eine Kiste bitte“, schallt’s durch den Saal. „Ich brauch’ auch noch eine“, ruft eine junge Frau am Ende einer Tischreihe, „und Aufkleber bitte auch.“ Die gefüllten Tüten müssen ja verstaut uns transportbereit vor den orangefarbenen Schildern mit den Stadtteilbezeichnungen am Boden bereitgestellt werden.

Mehr als 100 Kisten voller Tüten mit frischen Toastpaketen sind gefüllt, können zur Verteilung in die Autos verladen werden. Foto: Privat

5.14 Uhr: Einige der prall mit Toastpaketen gefüllten Kisten werden hinausgetragen – draußen ist’s inzwischen hell – und in die Autos verladen.

6.14 Uhr: Die ersten der ein Dutzend Teams mit Fahrer und zwei Verteilern starten. Für den Nach­schub in Bogenhausen und Berg am Laim stehen zwei Trios mit ihren Verteilerlieferwägen bereit – mehr als 80 Personen sind an der Aktion beteiligt. Eine Stunde später ist im Pfarrsaal Schluss, die Kisten sind alle verladen, die Verteilung läuft. An 3000 Tischen kann nun gemütlich und entspannt mit frisch getoasteten Brotscheiben gefrühstückt werden.

8.30 Uhr: Die Arbeit ist getan, die Aktion beendet. Alle Helferinnen und Helfer treffen sich im Pfarrsaal, die meisten sind ein wenig müde. Nach ein paar Worten, nach einer (letzten) Tasse Kaffee geht’s nach Hause – oder direkt zur Stimmabgabe ins Wahllokal.